Die nach Auschwitz verschleppte Helena Citron konnte singen. Ihre Stimme rührte einen SS-Mann. Der Dokumentarfilm „Liebe war es nie“ erzählt von Liebe und Ausgeliefertsein.
Auschwitz - Eher schüchtern soll er gewirkt haben, der ehemalige SS-Mann Franz Wunsch, als er 1972 in Wien vor Gericht stand. Er, von dem der Dokumentarfilm „Liebe war es nie“ erzählt, sah sich als anständigen Menschen, der als Angehöriger des Lagerpersonals von Auschwitz immer wieder Menschen vor dem Tod gerettet hatte. Wunsch konnte völlig ausblenden, was Überlebende über die bestialischen Prügel berichteten, die er jenen angedeihen ließ, die nicht unter seinem besonderen Schutz standen. Und er schien auch nie in den Vordergrund seines Bewusstseins zu lassen, dass anstelle jener, die er von der Todesliste nahm, andere ins Gas gehen mussten. Wunsch glaubte sich über jeden Zweifel erhaben, pflegte er doch unter einem gewissen persönlichen Risiko eine Liebesbeziehung zu einer schon 1942 nach Auschwitz verschleppten Jüdin, zu Helena Citron.
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