Die Telekom soll das Breitband in Böblingen ausbauen, in Dagersheim ist die Deutsche Glasfaser zuständig. Das bringt Diskussionen mit sich.
Oberbürgermeister Stefan Belz nannte es den nächsten Schritt, „in die digitale Zukunft durchzustarten“. Am Dienstag hat der Verwaltungs- und Kulturausschuss der Stadt Böblingen beschlossen, die Telekom Deutschland und die Deutsche Glasfaser (DG) für den Glasfaserausbau anzuheuern. Wenn der Gemeinderat zustimmt, soll die Stadt einen Kooperationsvertrag mit beiden Firmen abschließen. Die Telekom wäre für den Ausbau im Böblinger Stadtgebiet zuständig, die DG für Dagersheim.
Tobias Heizmann, Erster Bürgermeister der Stadt Böblingen, führte am Dienstag in das Thema ein. „Wir haben die Interessenten für den Ausbau in Böblingen im kleinen Kreis angehört und beraten.“ Er betonte, dass das Vorhaben keine Investitionsaufwendungen seitens der Stadt erfordere. Man wolle sich nach und nach durch die Stadt arbeiten und mit dem Ausbau in unterversorgten Gebieten beginnen.
Vom parallelen Ausbau verspreche man sich eine schnellere Ausbaugeschwindigkeit, erklärte Hans-Jürgen Bahde. Der Ausbau solle 2024 beginnen und bis Ende 2029 fertig sein, in Dagersheim bis Ende 2028. Bahde war als Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart (GRS), einer Gesellschaft der Stadt Stuttgart und der fünf Landkreise, die zusammen mit dem Zweckverband Breitbandausbau Landkreis Böblingen den Ausbau in der Region steuert, an den Beratungen beteiligt.
Zwei Unternehmen gleichzeitig – so soll es schneller gehen
„Die GRS bringt Erfahrungswerte mit, etwa darüber, wie Marktteilnehmer sich verhalten“, sagte Heizmann. Dazu gehören mehr als 170 Städte und Gemeinden in der Umgebung – ein „Modellprojekt, das bundesweit einzigartig ist“, wie Bahde erklärte.
Die Kernanforderungen seien ein zuverlässiger, schneller und flächendeckender Ausbau. Auch die Nutzung der bestehenden Infrastruktur – Leerrohre der Stadtwerke und der Stadtentwässerung – war laut Beschlussvorlage gewünscht. Zudem sei wichtig gewesen, einen „diskriminierungsfreien“ Zugang zu garantieren. Auf die entstehenden Leitungen sollen auch andere Unternehmen zugreifen können. Wer also eine Telekom- oder DG-Leitung bekommt, kann – zumindest langfristig, denn bei der DG ist man die ersten zwei Jahre gebunden – auch andere Anbieter nutzen.
Sowohl Heizmann als auch Bahde nahmen gleich vorweg, dass die DG in der Vergangenheit nicht durch Qualität aufgefallen sei. Allerdings seien dafür hauptsächlich die Baufirmen verantwortlich gewesen, die als Subunternehmen angeheuert worden waren, so Bahde. Mit diesen kooperiere das Unternehmen nicht mehr. Außerdem würde die Telekom den Ausbau auch hier übernehmen, sollte es bei der DG doch zu Problemen kommen.
Auch Ausschussmitglieder sind Deutscher Glasfaser gegenüber skeptisch
Die Kritik an der DG kam auch bei den Fragen der Ausschussmitglieder, etwa der Freien Wähler und der CDU durch. Wer die Veränderungen kontrolliere, wollte etwa Frank Wolf (CDU) wissen. Dafür seien die Experten der GRS zuständig, sagte Bahde. Schließlich stimmte der Ausschuss einstimmig dafür, der Gemeinderat stimmt voraussichtlich im Oktober ab.