Der Apfel fällt nicht weit vom Spam: ein paar surreale Gedanken zum digitalen Arbeitsalltag. Foto: Unsplash/Ryan

Damit ihre Mitarbeiter nicht auf Phishings-Mails hereinfallen, lassen sich Unternehmen einiges einfallen. Zum Teil nehmen die erzieherischen Maßnahmen beinahe schon surreale Züge an.

Wer für ein großes Unternehmen arbeitet, in dem täglich hunderte E-Mails hin- und hergeschickt werden, der muss sich darauf einstellen, dass seine digitalen Skills immer wieder mal auf die Probe gestellt werden. Uns, die wir das Privileg haben, als Buchstabenlieferanten und Multikanalisationsarbeiter für eines der größten Medienhäuser Deutschlands tätig zu sein, geht es da nicht anders.

Nach intensiver Online-Schulung über Phishing-Mails und andere Cyber-Angriffe (bei der wir natürlich aufmerksam zugehört und zu keiner Zeit nebenher auf dem Handy Candy Crush Saga gespielt haben) landen deshalb seit einiger Zeit immer wieder diese komischen Mails in unserem Posteingang. Darin schicken uns Vorgesetzte attraktive Stellenangebote, die Buchhaltung erinnert uns an offene Zahlungen und die Kollegin vom Nebentisch schickt uns ein super wichtiges Dokument, das wir uns doch bitte mal ganz dringend anschauen sollen.

Normalerweise sind die Phisherman’s Friends leicht zu durschauen

Tatsächlich sind dies natürlich alles kleine, fiese Test-Mails. Sie sollen zeigen, ob wir uns trotz Anti-Cyberterror-Training im Phisher-Netz verfangen und auf die miesen Tricks der Online-Gangster hereinfallen würden. Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand und genauem Hinsehen fällt es leicht, die falschen Pisherman’s Friends zu durchschauen – zum Beispiel an einer geringfügig abgewandelten Mailadresse oder dem Umstand, dass die Kollegin, die einen zur Büroparty einlädt, schon vor zwei Jahren nach Belgien verzogen ist.

Apropos Belgien. Von dort kam der Maler René Magritte, der für seine surrealistischen Gemälde bekannt ist. „Ceci n’est pas une pomme“, schrieb Magritte neben ein Bild von einem Apfel – und sorgt damit bis heute für Kopfkratzen, weil auf dem Bild doch eindeutig ein Apfel zu sehen ist. Offenbar haben sich auch unsere digitalen Wachhunde von dem Maler inspirieren lassen, denn zuletzt erreichte uns eine Mail mit dem Betreff „Dies ist keine Phishing-Mail“. Wie sich, auch ohne den verdächtigen Dateianhang zu öffnen, schnell herausstellte, war die Mail genau das, was sie nicht zu sein vorgab: eine Phishing-Mail. Genau wie bei Monsieur Magritte.

Da sieht man’s mal wieder: Der Arbeitsalltag in unserer digitalisierten Welt wird immer surrealer.

Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.