Max Verstappen kann in Singapur Weltmeister werden – wenn Charles Leclerc und Sergio Perez nicht viele Punkte holen. Foto: AFP/KENZO TRIBOUILLARD

Max Verstappen könnte beim Großen Preis von Singapur zum zweiten Mal Formel-1-Champion werden – nach 17 von 22 Grand-Prix-Stationen. Doch in der Historie gab es noch sechs Rennfahrer, die waren noch schneller als der junge Niederländer am Ziel.

Jeder in der Formel 1 hat es eilig, und zwar sowohl in den Rennen als auch im Bestreben, möglichst früh den Titel einzusacken. Max Verstappen steht kurz davor, zum zweiten Mal Champion zu werden und seine Krone erfolgreich zu verteidigen. Beim Großen Preis von Singapur an diesem Sonntag (14 Uhr) könnte der Red-Bull-Star bereits uneinholbar für Rivale Charles Leclerc davonziehen – und sollte der Niederländer das Rennen und den Titel gewinnen, würde er unter die top Ten der eiligsten Formel-1-Weltmeister vorstoßen. Allerdings gab es vor Verstappen sechs Rennfahrer, die noch früher am Ziel waren als er.

1. Platz Diesen Rekord wird Michael Schumacher wohl noch eine Weile halten – 2002 hatte es der Kerpener im Ferrari so eilig wie kein anderer Fahrer vor ihm und nach ihm. Der Deutsche feierte die WM in Ungarn nach dem elften von 17 Großen Preisen, nach 64,7 Prozent der Rennen, und zog mit seiner fünften Meisterschaft mit Legende Juan Manuel Fangio gleich. Schumacher war in dieser Saison der wohl kompletteste Pilot der Branche, der Ferrari war das hoch überlegene Auto, und Teamkollege Rubens Barrichello wurde von Teamchef Jean Todt der klare Status der Nummer zwei bei der Scuderia erteilt.

2. Platz Nigel Mansell stellte einige Rekorde auf: Der Brite gewann zu Beginn der Saison fünf Rennen in Folge, er eroberte 14-mal die Pole-Position und holte neun Grand-Prix-Siege. Nach elf von 16 Rennen (68,7 Prozent) lag der damals 39-Jährige uneinholbar in der Gesamtwertung vorn und feierte in Ungarn den Titel – es sollte sein einziger bleiben. Obwohl Mansell die Saison derart dominierte, scheiterte die Vertragsverlängerung an seinen hohen Gehaltsforderungen und der Tatsache, dass Williams bereits Alain Prost als Fahrer für 1993 verpflichtet hatte. Mansell wechselte in die US-Serie ChampCar.

3. Platz Jim Clark war bis zu seinem Unfalltod in Hockenheim 1968 der Formel-1-Star – ihm gelang es 1963 und 1965, bereits nach sieben von zehn Großen Preisen als Weltmeister festzustehen (70 Prozent). Clark feierte 1963 im Lotus sieben Grand-Prix-Siege, 1965 war seine Dominanz noch umfassender. Der damals 29-Jährige konnte es sich leisten, nur in neun von zehn Rennen anzutreten. Dabei fiel er in drei Rennen aus, doch jedes Mal, wenn er das Ziel erreichte, war keiner schneller als er. Clark sammelte 54 WM-Punkte, mehr war in sechs beendeten Rennen gar nicht möglich.

4. Platz Jackie Stewart hatte es ebenfalls zweimal recht eilig mit dem Feiern – 1969 und 1971 durfte sich der Schotte nach acht von jeweils elf Großen Preisen (72,7 Prozent) als Champion bejubeln lassen. Bei seinem ersten Triumph hatte Stewart keinen ernsthaften Gegner. Er feierte Siege in Südafrika, Spanien, Holland, Frankreich, Großbritannien und Italien, und wurde mit 26 Punkten Vorsprung auf den Belgier Jacky Ickx Weltmeister. 1971 war sein dunkelblauer Tyrell der große Trumpf im Titelrennen, das Auto war überlegen und so holte sich der damals 32-Jährige insgesamt fünf Grand-Prix-Erfolge.

5. Platz Formel-1-Veteran Alberto Ascari stand 1952 in der dritten Saison der jungen Rennserie nach sechs von acht Rennen als Titelträger fest (75 Prozent). Dem Italiener fehlte ein gleichwertiger Gegner, Titelverteidiger Juan Manuel Fangio war ohne konkurrenzfähiges Material. Ascari triumphierte in sechs Rennen, beim Saisonstart in der Schweiz fehlte er, weil Ferrari mit dem Team bereits in die USA aufgebrochen war. Das einzige Rennen, in dem Ascari besiegt wurde, waren die Indianapolis 500 – dort siegte Troy Ruttman, Ascari schied im Vorjahres-Auto mit einem Defekt aus.

5. Platz Juan Manuel Fangio stand 1957 ebenfalls nach sechs von acht Rennen als neuer Champion fest (75 Prozent), die argentinische Rennfahrer-Legende feierte damit den fünften Fahrertitel. Der damals 46 Jahre alte Pilot war von Ferrari zu Maserati gewechselt und demonstrierte sein Können: Meist war er der einzige Maserati-Fahrer, der vor den Piloten der Scuderia landete.

7. Platz Max Verstappen könnte sich in diesem Jahr auf Platz sieben einordnen, wenn in Singapur mehrere Faktoren eintreten – dann hätte der 24-Jährige bereits nach 17 von 22 Großen Preisen den WM-Titel verteidigt (77,3 Prozent). Der Niederländer wäre dann auch der jüngste in der Gilde der zehn eiligsten Champions und würde Sebastian Vettel den Altersrekord „jüngster zweimaliger Weltmeister“ wegschnappen.

8. Platz Noch einmal taucht Michael Schumacher auf. Den historischen siebten WM-Titel sicherte sich Rekordchampion 2004 in Spa nach 14 von 18 Wettfahrten (77,8 Prozent) – und wurde zur Legende.

9. Platz Sebastian Vettel freute sich 2011 in Japan über seinen zweiten Titel, den hat er bereits nach 15 von 19 Rennen unter Dach und Fach gebracht (78,9 Prozent). In den ersten acht Großen Preisen siegte der Heppenheimer im Red Bull sechsmal. Nur die Krönung verlief nicht ganz optimal – in Suzuka kam Vettel lediglich als Dritter in Ziel, das reichte trotz des Sieges von WM-Rivale Jenson Button zum Triumph.

10. Platz Der zweite Rekordchampion schafft es in dieser Rangliste gerade noch unter die Top Ten: Lewis Hamilton schnappte sich 2015 und 2020 nach 16 von 19 und 14 von 17 Rennen jeweils den Titel (84,2 Prozent) – er zählte zu den besten Piloten im Feld und profitierte in dieser Phase vom Mercedes-Silberpfeil, der das überlegene Auto im Feld war. Sebastian Vettel gelang es 2013 ebenfalls nach 16 von 19 Grand Prix den Titel abzuräumen.