Wunderschöne Kostüme und mitreißende Tänze Foto: LMG

Am Lise-Meitner-Gymnasium in Böblingen führen die jüngsten Schülerinnen und Schüler „Die Rote Zora“ als Musical auf. Nicht nur Lehrkräfte begleiten die Proben, sondern auch eine professionelle Schauspielerin.

Wer würde sich nicht von mutigen Waisenkindern, die in einer ungerechten Welt allein ums Überleben kämpfen, beeindrucken lassen? Mit ihnen mitfiebern, wenn die biederen Bürger der Stadt sie wie Ausgestoßene behandeln? Und wenn sie innerhalb ihrer „Bande“ unter Leitung des unerschrockenen Mädchens mit den roten Haaren verzweifelt um Einigkeit ringen?

Diesen existenziellen Themen folgte das Publikum bei den insgesamt sechs Aufführungen gebannt, waren sie doch von mitreißender Musik begleitet und in farbenfrohen Tänzen dargestellt. Am Ende erlebten die Zuschauer mit Erleichterung, wie sich nach einem dramatischen Angriff der Riesenkrake die jungen Kontrahenten aus Zoras Bande der „Uskoken“ wieder versöhnten – und nun gemeinsam für ihre Forderung nach Gerechtigkeit aufstanden.

Eine Stimme oder besser viele Stimmen der Freiheit Foto: LMG

Schon seit über 80 Jahren begeistert „Die rote Zora und ihre Bande“ junge Leserinnen und Leser. In seinem 1941 erschienenen Jugendroman über das rebellische Mädchen aus Senj verarbeitete Kurt Held, 1933 als Kommunist vor den Nazis ins Schweizer Exil geflohen, reale Eindrücke einer Jugoslawienreise. Dass die Geschichte vom Kampf um „Gleichheit und Gerechtigkeit“ zeitlose Gültigkeit hat, zeigen Adaptionen in Form einer Fernsehserie aus den 70er-Jahren und eines Kinofilms aus dem Jahr 2006.

Anspruchsvolle Darbietung

Die Musical-Version des Stoffes von Oliver Zahn (Musik) und Sophie Stürmer (Text) haben die Fünftklässler/innen des Lise-Meitner-Gymnasiums ein Schulhalbjahr lang geprobt und nun auf die Bühne in der Aula gebracht. Begeisterte Grundschüler und Grundschülerinnen, stolze Eltern, Geschwister und Verwandte beklatschten die jungen Akteure, die mit viel Mut und großer Spielfreude die Figuren des Stücks lebendig werden ließen. Die schauspielerischen Leistungen beeindruckten ebenso wie anspruchsvolle solistische Gesangspartien und tolle tänzerische Darbietungen. Einen wesentlichen Beitrag zum gelungenen Gesamteindruck stellten außerdem die Chorstücke dar.

Kampf er Waisenkinder um die rote Zora Foto: LMG

Viele Hände halfen mit: Maske, Kulisse und Bühne, Technik und vieles mehr übernahmen ältere Schüler und Schülerinnen, und natürlich geht das ganze nicht ohne Elternhilfe. Sogar eine ehemalige Schülerin ließ es sich nicht nehmen, zu den Aufführungen an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren, um beim Schminken der Schauspieler/innen mitzuhelfen.

Viele, viele Helfer

Angeleitet wurde die große Schar der Mitwirkenden von Helene Binder, Stephanie Drosch, Sala Hamaguchi, Andreas Lachenmayer und Jan Löchte, allesamt Lehrkräfte am LMG, zusammen mit der Stuttgarter Schauspielerin und Theaterpädagogin Babette Walter. Gemeinsam brachten sie den Kindern bei, wie man sich bühnenwirksam präsentiert, laut und deutlich spricht, schön singt und tanzt und leiteten die Eltern bei der Herstellung von Kulissen, Requisiten und Kostümen an. Vor allem für die jungen Darsteller war die Arbeit an der „roten Zora“ eine ebenso herausfordernde wie erfüllende Zeit. In der Schlussphase des Projekts waren ganze Schultage ausschließlich den Bühnenproben gewidmet.

1000 Zuschauer haben die Show gesehen

Als schließlich nach der sechsten Vorstellung der letzte Vorhang gefallen war, hatten insgesamt mehr als tausend junge und erwachsene Zuschauer/innen gebannt die Geschichte von Zora, Branko, den Uskoken, den Fischern, den armen und reichen Bürgern von Senj und dem größten Tintenfisch, der je im weiten Umkreis gefangen wurde, verfolgen können. Vor dem letzten, gemeinsam geschmetterten Lied fordert der arme, aber gutherzige Fischer Gorian alle auf: „Wir wollen uns an die alten Uskoken erinnern und in Zukunft so leben wie sie. In Gleichheit und Gerechtigkeit!“ Auch die fünften Klassen werden sich noch lange an ihr Musicalprojekt erinnern, an die rote Zora und ihre Uskoken und an den Traum von einer besseren Welt in Gleichheit und Gerechtigkeit, den Kurt Held literarisch gestaltet hat.

Das Musical begeistert mit tollen Tanzeinlagen Foto: LMG