Anna Bittersohl beim Aufbau in Stuttgart Foto: Galerie Schlichtenmaier/Kay Kromeier

Höhlenbauten in einer Privatgalerie? Von einer Malerin? Die Ausstellung von Anna Bittersohl in der Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart überrascht in vielerlei Hinsicht.

Die Stuttgarter Galerie Schlichtenmaier am Kleinen Schlossplatz gleicht aktuell einer Forschungsstation. Die Kunst der in Leipzig lebenden Malerin Anna Bittersohl ist dabei auch in Höhlenbauten zu entdecken. Was es damit auf sich hat? Die Meisterschülerin von Ralph Fleck an der Nürnberger Kunstakademie gibt Einblicke.

Frau Bittersohl, ungeachtet möglicher biografischer Bezüge und früh erfahrener Ideenwelten „unter Tage“ – was macht die Kunst in der Höhle?

Eine Frage, über die ich erst einmal nachdenken muss. Weil mir nicht wirklich klar ist, was gemeint ist. Warum Kunst in der Höhle, oder warum die Höhle als Kunst, oder wie kommt es zustande…

Betrachten Sie es als Gesprächseinladung.

Der Einstieg fällt mir gar nicht so leicht. Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht. Das war sehr interessant und gar nicht schlecht. Folgendes ist passiert. Wenn ich versucht habe etwas dazu zu sagen, bin ich permanent über den Begriff Höhle an sich gestolpert. Das liegt wohl daran, dass ich bei keiner der beiden Installationen, auf die sich die Frage bezieht, in erster Instanz davon ausgegangen bin, ganz geradlinig eine „Höhle“ zu bauen.

Sondern?

Klar, Elemente die mit Begriffen wie Stein und Fels arbeiten. Lampen, die nicht nur an Camping, sondern auch an Grubengänge erinnern können. Insofern bin ich mir über den starken Bezug in den Arbeiten natürlich bewusst und der ist auch durchaus gewollt, aber ich habe sie nie rein als Höhle betrachtet. Bei genauer Überlegung, mit Abstand, sind sie aber genau das. Ein enger Raum, mit einem verhältnismäßig kleinen Eingang und innen ist es dunkel, oder zumindest dämmrig. Keine Höhlen im Sinne der Speläologie, aber das war ein Versteck, das man als Kind gebaut hat, ja auch nicht. Das hat mir gut gefallen. Herauszufinden, dass es doch auch Höhlen sind. Ganz faktisch.

Das ist dann doch schon ein sehr bewusster Eingriff in einen Raum.

Als ich damit anfing die Ausstellung zu planen, wollte ich in erster Linie zwei Dinge. Etwas mit dem Galerieraum selbst machen und eine Arbeit, die sich auf eine andere Art der Betrachtung von Oberflächen widmet als ein Bild. Ich habe also erst einmal angefangen den Raum der Galerie wieder und wieder auf bestimmte Muster und Eigenschaften hin zu untersuchen. Laufwege, übliche Blickachsen, das Verhältnis von Wänden zu Decke, die Staffelung der eingebauten Stellwände, Nischenbildung.

Was ist Ihnen aufgefallen?

Dabei haben sich zunächst die vielen kleinen kojenartigen Räume aufgedrängt. Sie sind zwar alle auf den Gesamtraum bezogen durchlässig, bilden aber jeweils einzelne kleine Kapseln für sich und ich musste an etwas wie kleine Biotope denken, oder Klimazonen oder ähnliches. Das hat mich zu dem Grundgedanken geführt, alles als eine Wanderung durch verschiedene Gebiete zu begreifen. Dabei wiederum ist mir ein Bereich aufgefallen, der so etwas wie Niemandsland dargestellt hat. Oder einen Nicht-Ort. Der Raum hinter den Schreibtischen.

Warum?

Mir fiel auf, dass dort zwar immer Arbeiten hängen, dass das aber für mich immer irgendwie wie getrennt vom Rest der Galerie wirkt. Auch wenn sich dort Besucher hinter den Schreibtischen vorbei schlichen, um sich die Bilder von nahem anzusehen, waren sie für mich auf eine interessante Art wie in einem anderen Raum und sie schlichen eben auch irgendwie. Schienen also langsamer und vorsichtiger zu gehen. Und ich tat das auch.

Dann doch eher absichtlich?

Mir gefiel diese langsame Bewegung und die Intimität der Betrachtung. Bei Bildern im Raum ist ja in erster Instanz immer ein relativ großer Abstand zur Oberfläche vorhanden. Was bei mir gerne mal dazu führt, dass ich in Ausstellungen versuche den Weg andersrum zu nehmen und mich seitlich ganz nahe an das Bild heranzuschleichen, um erst mal das Material, die Oberfläche wahrzunehmen. Irgendwie wollte ich diesen Raum und das was dort passiert intensivieren und anders sichtbar machen.

Der Aufbau wird vorbereitet Foto: Galerie Schlichtenmaier

Indem Sie ihn bewusst veränderten?

Ich fing damit an, den Raum klar zu definieren – mittels einer Wand. Daraus folgte die Überlegung die Oberflächen der Wände zu bearbeiten, um mehr verschiedene Strukturen und Materialien zu haben, die man dann in der Nähe betrachten kann. Wie wenn man ganz nah über den Boden kriecht und sich vorstellen kann, es wäre eine riesengroße Landschaft. Manche Teile sollten klein sein, um den eigenen Körper aus der Nähe wieder in ein Verhältnis zu setzen.

War das eine theoretische Überlegung oder arbeiten Sie mit Modellen?

Ich hatte angefangen, den Gang bei mir im Atelier probezubauen. Und da fiel mir auf, dass es mit der Nähe nicht so funktionierte, wie ich gedacht hatte.

Was war der Grund?

Wenn man einen Raum verkleinert und ihn als Raum mit Wänden neu definiert, dann ändert sich die Wahrnehmung des eigenen Körpers in ihm natürlich dramatisch. Das hatte ich so nicht kommen sehen. Irgendwie nahm ich ihn dadurch als gegeben und somit ausreichend groß war. Das war ein sehr spannender Punkt in der Arbeit, aber auch sehr frustrierend. Ich wusste nicht, ob ich an dem Gedanken festhalten, oder mit der neuen Erfahrung weitermachen sollte.

Offenbar haben Sie weitergemacht.

Ja, irgendwann ist mir dann eingefallen, dass ich, wenn ich im Dunkeln mit einer Taschenlampe unterwegs bin, was häufiger vorkommt, die Dinge immer viel mehr aus der Nähe betrachten muss. Das ist irgendwie natürlich. Die Bewegung der Augen und des Körpers folgt dem Licht und der Fokus verstärkt sich auf den Lichtkegel. Daraus kam die Entscheidung das Licht aus dem Gang zu nehmen und den Betrachtern selbst in die Hand zu geben.

Bild trifft Skulptur in Anna Bittersohls Ausstellung „tiny are the walls and flat is the roof“ Foto: Galerie Schlichtenmaier

Um aus BetrachterInnen EntdeckerInnen zu machen?

Nein, mir geht es um anderes. Was letztendlich in Bestandteilen dann dort seinen Platz gefunden hat, ist ein sehr intuitiver Vorgang. Das Video hat sich beispielsweise seinen Platz dort selbst gesucht. Ursprünglich hatte ich eine ganz andere Idee, aber die hat sich im Gang als zu sehr von außen betrachtet erwiesen und ich hatte dieses Material, bestehend aus mehreren Einzelteilen, die über das ganze Jahr verteilt entstanden sind. Keiner der einzelnen Teile wollte in sich fertig werden, aber sie hatten alle diese krasse Nähe entgegengestellt zur einer Distanz, oder einem enthobenen Abstand. Jedes auf eine andere Art, aber dieser Zwiespalt hat sie verbunden. Ich habe sie zwischendurch immer wieder gewälzt und irgendwann im Zuge der Entwicklung des Gangs und der Bilder für die Ausstellung, haben sie auf einmal zusammengefunden.

Es gibt dieses Licht, von dem Sie gesprochen haben, es gibt Videos, Bilder – und es gibt Text ..

Auch der Text ist aus der Arbeit an den Bildern entstanden. Ich schreibe generell recht viel während ich male. Und als es darum ging, die Ausstellung in einem Titel greifbar zu machen, ist diesmal ein längerer Text entstanden. Damit hat er sich selbst in die Ausstellung integriert.

Setzen Sie bewusst auf den Dialog zwischen all diesen Teilen?

Ich arbeite generell viel aus diesen Beziehungen der Arbeiten untereinander – ja. Das ist irgendwie wie mit Steinen. Wenn man einen auf dem Weg findet, dann sieht man ihn als den einzelnen Stein, aber er trägt immer den Felsen in sich, aus dem er gekommen ist und den Weg, den er zurückgelegt hat. Ein Gedanke, der mich bei den gemalten Bildern schon länger beschäftigt.

Anna Bittersohl, Eingang zu „Gehen heißt nicht Stehen bleiben“, 2022 Foto: Galerie Schlichtenmaier

Mit welchem Ergebnis?

Ein Bild hat in der Betrachtung häufig etwas in sich geschlossenes, zu seinem Umfeld abgegrenztes. Ein nach innen gekehrter Raum. Das stimmt für manche Bilder, kam mir aber bei anderen Arbeiten mit der Zeit immer seltsamer vor, weil es mit der Realität, wie sie bei mir im Atelier entstehen, nichts zu tun hat. Deshalb hat sich folgerichtig die Notwendigkeit entwickelt, diesen Raum mehr und mehr so entstehen zu lassen, wie es seiner Realität entspricht. Die unklaren Grenzen wahrzunehmen und ihrem Wunsch körperlich umfassend zu sein nachzugehen.

Sie haben zwei sehr unterschiedliche Modelle einer Höhle in die Galerieräume gebaut. In einem Fall erscheint es gar als Umkehrung: Wir betreten eine Höhle, um ins Licht zu treten. Ein bewusstes Spiel mit unseren Erwartungen?

Ich fand den Gedanken gut, in der Hauptblickachse etwas Massives hin zu stellen. Etwas im Zentrum der Galerie. Eine Stelle, die im Falle einer Ausstellung mit Bildern eher luftleerer Raum ist, aber mit einer ganz starken Funktion. Nämlich, alles zu verbinden. Von dort aus sieht man den Großteil der Ausstellung mit einer Umdrehung. Es ist der Ort an dem alles, was sich über den Raum verteilt, in seiner Gesamtwirkung spürbar wird. Eigentlich ein sehr gewaltiger Ort. Daher der Gedanke, etwas Großes zu bauen.

Diese zweite „Ort“ hat etwas Körperhaftes. Kann man das sagen?

Ich fand es spannend, nicht noch einmal eine rechteckige Form aufzugreifen, sondern etwas mehr Organisches zu suchen. Die Form, die an einen Felsen oder überdimensionierten Stein erinnert, hat sich aus einem Spaziergang ergeben. Es gibt hier bei mir in der Umgebung sehr viel Kiesabbau und im Zuge dessen unglaublich viele runde Granitsteine, die überall in der Landschaft rumliegen wo ein Weg von einer Straße, oder ein Weg von einem Feld oder einem Stück Land getrennt wird. Sprich überall da, wo kein Auto durchfahren darf.

Der Granitstein im Inneren dieses körperhaften Habitats hat etwas sehr Eigenständiges. Droht da nicht die vorschnelle Gleichsetzung von Fundstück und Kunstwerk?

Ich finde diese Steine großartig. Sie markieren einen bestimmten Ort, der keiner ist. Und wenn man sich dort hinstellt und sich herumdreht, kann man gleichzeitig in mehrere Orte sehen. Sie sind auch eine Art Zentrum. Der echte Stein in dieser Höhle kommt übrigens aus dem Kieswerk hier bei mir um die Ecke. Sie haben ihn mir, mit viel Verwunderung und Neugier, freundlicherweise für die Ausstellung ausgeliehen.

Im Inneren eine sich immer weiter auffächernde Collage

Der Stein wirkt auf verwirrende Weise leicht. Vielleicht verstärkt noch durch die betont temporäre Behausung?

Ich wollte, dass der Raum als Raum nicht einfach verbaut, oder verstellt ist, ich wollte den Raum beschreiben. Und ich wollte, dass er zwar massiv ist, aber trotzdem seine Leichtigkeit behält. So fiel die Wahl auf das Material. Es ist unglaublich schön, wie die Außenseite die Collagen aufgreift und gleichzeitig eine bemalte Leinwand ist.

Und Innen?

Der Innenraum ist für mich wie eine Konzentration. Im Ursprungsgedanken eigentlich nur die Verdichtung von etwas nicht Greifbarem. Durchbrochene Bauelemente, eine reflektierende Oberfläche, in der sich ein Video – eine ruckelige Bewegung durch eine Landschaft im Übergang – bricht, so dass es in Einzelteile zerfällt und nur noch der Ton da ist, der zwar als Ganzes, aber entkörpert im Raum steht. Als die Arbeit dann da war, ist etwas Anderes passiert.

Nämlich?

Der Ton war überflüssig. Beim Eintreten verändert sich die Temperatur. Innen ist es deutlich wärmer als außen. Verdichtete Luft, aufgeheizt durch den Projektor und die Anwesenheit des eigenen Körpers in einem reflektierenden Raum.

Kommen wir zu Ihren neuen Bildern. Das unmittelbar Wahrgenommene scheint sich immer mehr aus diesen zurückzuziehen. Ist der Mensch, sind wir und unsere Tätigkeiten Ihnen fremd geworden?

Ich würde sagen, eher das Gegenteil ist der Fall. Es ist nur so, dass mich in letzter Zeit, neben dem Zusammenbringen und In-Beziehung-Setzen äußerer Erscheinungsformen, Beobachtungen von tatsächlichem körperlichen Begreifen, Handeln und innerem In-der-Welt-Sein zunehmend mehr interessieren. Das scheint auf den ersten Blick weniger dinglich erkennbare Strukturen hervorzubringen.

Anna Bittersohl, Wir bauen Häuser, 2o22 Foto: Galerie Schlichtenmaier

Nehmen Sie uns ein Stück mit auf Ihrem Weg?

Es gibt einen Teil der Arbeit in dem ich, nennen wir sie Dinge – Objekte, Menschen, Landschaften, Gespräche, Ereignisse, Handlungen, Reaktionen und anderes – sammle. Ich tue das ganz intuitiv und folge einer Art internen Logik, die diese Dinge in Beziehung setzt und miteinander verbindet oder Spannungen untereinander aufbaut. Das entsteht aus einem Gefühl heraus, dass all diesen Dingen in ihrer Beschaffenheit eine Art innerer Klang mitschwingt, den sie durch ihre Anwesenheit in das Gesamtstück einbringen und sich dann in Lautstärke und Präsenz einordnen oder sperren, je nachdem. Das ist, was ich hier die äußere Erscheinungsform nennen würde. Das heißt, wenn auf einem Bild ein Mensch zu erkennen ist, wäre es jemand, den ich gesammelt habe, weil in ihm etwas mitschwingt, von dem ich hoffe, dass er es in seiner Erscheinungsform in das Bild mit einbringt. Oder wenn ich ein Schneckenhaus in einen Gang lege, ist es ebenfalls etwas, von dem ich hoffe, dass es in seiner Erscheinungsform etwas in den Raum mitbringt.

In Ihren Arbeiten schwingt aber doch immer auch das Direkte mit ...

Es gibt das, was ich als tatsächliches körperliches Erfahren, oder inneres In-der-Welt-sein bezeichnen würde. Etwas, was zwar unmittelbar mit körperlicher Erfahrung und Handeln und Begreifen zu tun hat, aber eben keinen eigenen Körper im wörtlichen Sinne. Wie ist es, wenn ich mich mit einem Freund unterhalte, oder jemandem den ich nicht kenne, oder wenn ich mich an einem bestimmten Ort befinde. Ist es kalt oder warm. Was machen meine Gedanken, bin ich da oder eigentlich im Kopf woanders.

Sind wir da wieder bei der Annäherung?

Vielleicht. Was passiert, wenn ich mich dabei beobachte, wie ich meinen Finger ins Wasser halte, dabei die Spiegelung des Himmels auf der Oberfläche ansehe, während kühler Wind Haare in meine Stirn weht und der Laster im Kieswerk nebenan seine Ladung ablädt. Oder wenn ich auf einem Berg sitze, zwischen zwei Felsen die noch warm sind, weil es vor dem Regen, der jetzt Nebel ist, noch heiß war. Wenn ich dort in die weiße Weite schaue, aus der manchmal ein Baum auftaucht und wieder verschwindet im heulenden Sturm. Wenn ich mir dort selbst nicht mehr sicher bin, ob dieser Baum, oder irgendein anderer noch da sind und es im tosenden Sturm der stillste Ort wird, weil das alles egal ist und der Ausblick ins Nichts unendlich weit.

Das hört sich nun an, als sprächen Sie über die Romantik. Welche Rolle spielt die Naturerfahrung für Ihr Werk?

Je mehr mich diese Sachen, von denen ich gerade gesprochen habe, beschäftigt haben, umso irrelevanter erschien es mir, in der Malerei mit den Erscheinungsformen von Dingen zu arbeiten die etwas mitbringen, statt mit direkten unmittelbaren Wahrnehmungen. Ich fand es spannender, Prozesse zu finden, die einer direkten Erfahrung folgen.

Was waren, was sind das für Prozesse?

Etwa mich jeden Tag vor ein und das selbe Bild stellen und mich fragen, wenn ich mich jetzt an diesen bestimmten Ort erinnere, was ist heute die wichtigste Erinnerung. Und die malen, bis es Abend wird. Und am nächsten Tag wieder hinstellen und mich fragen, was ist heute die stärkste Erinnerung von diesem Ort. Dadurch entstehen natürlich ganz selbstverständlich andere Bildräume. Weil ich mich ja ganz anders darin bewege. Ich bin wirklich dort. Oder mich für keine festinstallierte Beleuchtung in einem Gang zu entscheiden, sondern für eine Lampe zum Mitnehmen. Weil ich mir Oberflächen aus einer kürzeren Distanz ansehe, wenn es dunkel ist und ich eine Lampe halte, um mich zu orientieren. Trotzdem gibt es nach wie vor diese Dinge, die ihren Klang mitbringen, aber es erscheint mir momentan häufig schlüssiger, dass sie das als sie selbst tun.

Anna Bittersohl, Zeit vergeht nicht, 2022 Foto: Galerie Schlichtenmaier

Zurück zu Ihrer Ausstellung in den Räumen der Galerie Schlichtenmaier. Wie bringt man eigentlich eine Privatgalerie dazu, sich Höhlenbauten auszusetzen?

Man bringt sie gar nicht dazu. Es ist ein gemeinsamer Prozess und das Interesse zusammen zu wachsen und sich zu entwickeln. Voraussetzung dafür, ist ein großes Vertrauen auf beiden Seiten. In die eigene Arbeit und die des jeweils anderen. Wenn beide Seiten von dem eigenen Tun überzeugt sind und von dem, was der andere tut, können auch längere, unsichere, oder zunächst fremde Prozesse gemeinsam ausgehalten werden.

Beide Seiten gewinnen also etwas?

Unbedingt. Neugierde ist auch ganz entscheidend. Dann kann, wie im Fall dieser Ausstellung, etwas sehr Wunderbares entstehen. Es öffnen sich ganz andere Denkräume in der Zusammenarbeit. Abgesehen von Höhlenbauten, die sich sichtbar im Raum manifestieren, findet bei so einem Prozess ja noch sehr viel mehr statt. Es ist ein ganz anderer Austausch, der enorm intensiv ist und wie ich finde auch sehr produktiv. Ja, insgesamt hat sich hier etwas ergeben, das im generellen Ausstellungsbetrieb eher selten geworden ist, aber meiner Meinung nach sehr wünschenswert, weil viel näher an der Sache an sich.

Anna Bittersohl und ihre Ausstellung in Stuttgart

Wer?
Anna Bittersohl wird 1982 in Dachau geboren. Von 2003 bis 2009 studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, 2008 als Meisterschülerin bei Ralph Fleck. 2012 erhält Bittersohl den Kunstpreis der Anton und Petra Ehrmann-Stiftung, Böblingen, 2014 den Arte Laguna Preis, Venedig. Anna Bittersohl lebt und arbeitet in Leipzig.

Was?
Bis zum 7. Januar ist die Ausstellung „tiny are the walls and flat is the roof“ mit Werken von Anna Bittersohl in der Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart (Kleiner Schlossplatz 11) zu sehen – Dienstag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, Sa 11 bis 17 Uhr.