Die Hausmeister in Kornwestheim haben die Heizungen stets im Blick. Foto: Werner Kuhnle

Die Kommunen im Landkreis Ludwigsburg versuchen mit einem Bündel an Vorgaben, den Energieverbrauch zu drücken. Das scheint zu fruchten. Vor allem ein Punkt erweist sich als effektiv.

Energie ist nach wie vor knapp und teuer. Und der harte Teil des Winters hat gerade erst begonnen. Deshalb sind die Vertreter der Kommunen weit davon entfernt, von ihrem Kurs abzuweichen, der da heißt: den Strom- und Gasverbrauch so weit wie möglich zu drosseln. „Derzeit werden die Maßnahmen beibehalten, denn jede Art der Energieeinsparung ist sinnvoll“, betont beispielsweise Susanne Nicolaus von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung im Remsecker Rathaus. Gleichwohl gibt es auch einen kleinen Hoffnungsschimmer, wie ein Zwischenfazit zeigt: Die Methoden und Ansätze, mit denen Städte und Gemeinden den Bezug von Strom und Gas reduzieren wollen, scheinen alles in allem zu fruchten.

Die Vorgaben übertroffen

Vor allem in Kornwestheim hat man offenbar an den richtigen Stellschrauben gedreht. Man habe, erklärt Pressesprecherin Sandra Hennig, das angepeilte Sparziel von 20 Prozent aktuell sogar übererfüllt. Im Vergleich zu den Vorjahren sei unter anderem für das Heizen und Beleuchten der städtischen Liegenschaften knapp 40 Prozent weniger Energie benötigt worden. Hennig verhehlt allerdings nicht, dass der Kommune dabei auch das Wetter in die Karten gespielt hat. Der Oktober sei außergewöhnlich warm gewesen.

Appell an Schulen zahlt sich aus

Als besonders probates Mittel habe sich „die Absenkung der Raumtemperaturen im Rathaus“ erwiesen. Dadurch habe in den vergangenen Monaten „durchgehend Energie“ eingespart werden können. „Auch die verstärkte Nutzersensibilisierung zum richtigen Heizen und Lüften zeigt Wirkung“, hebt Hennig hervor. Speziell in den Schulen hätten die Appelle gefruchtet. Darüber hinaus werde kontinuierlich überwacht, wie sich Strom- und Gasverbrauch entwickeln. Recht frostig geht es zudem in den Sporthallen zu: Mehr als 15 Grad soll es hier im Winter nicht mehr warm werden.

Hennig streicht zudem hervor, dass eine abschließende Bilanz erst im April oder Mai 2023 gezogen werden könne. Susanne Jenne, Pressesprecherin der Stadt Ludwigsburg, verweist ebenfalls darauf, dass konkrete Ergebnisse nicht vor dem nächsten Jahr vorliegen werden. Man sei aber auf einem guten Weg. Allein im Zuständigkeitsbereich der Stadtwerke und damit also insbesondere bei den Bädern sei man bislang mit rund einer Million Kilowattstunden Gas und Strom weniger als sonst üblich ausgekommen. „Wir müssen uns aber weiterhin anstrengen, um den Zielwert von vier Millionen Kilowattstunden Einsparungen zum 31. März zu erreichen“, schiebt Jenne sogleich hinterher. Einen nicht unerheblichen Teil soll dabei die bei vielen Bürgern umstrittene Schließung des Heilbads in Hoheneck beitragen. Dem Umstand, dass bei der Einrichtung Anfang Oktober der Schlüssel herumgedreht wurde, sind laut der Pressesprecherin etwa 80 Prozent der derzeitigen Reduktionen zu verdanken. „Durch die Schließung wird etwa 90 Prozent der Energie im Vergleich zu einem normalen Heilbad-Betriebsmonat eingespart“, konstatiert Jenne.

In energetischer Hinsicht und was die Kosten anbelangt, profitiert auch die Stadt Marbach davon, dass das örtliche Hallenbad aktuell keine Besucher empfangen kann. Dadurch lasse sich viel Gas einsparen, erklärt der Bürgermeister Jan Trost. Wobei das Becken nicht wegen der Energiekrise, sondern aufgrund von Sicherheitsmängeln vor einigen Monaten gesperrt wurde.

Konkret vor dem Hintergrund der Gas- und Stromkrise dürfe in Marbach analog zu anderen Kommunen das Thermometer in Büros und Hallen nicht mehr über 19 Grad klettern, berichtet Trost. „Des Weiteren sind wir nach meiner Kenntnis die einzige Kommune im Landkreis, die die Verwaltung zwei Wochen lang zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige schließt“, fügt er hinzu. Dadurch könne je nach Witterung circa sieben Prozent der Heizenergie eingespart werden. Insofern erreiche man über den Winter auch die Quote von 20 Prozent, die man weniger Strom, Gas und Co. verbrauchen wolle.

Außenbecken geschlossen

In Bietigheim-Bissingen geht man davon aus, dass durch die Absenkung der Temperatur in den Büros der Wärmebedarf um etwa zehn Prozent sinkt. „Wir haben darüber hinaus in den Bädern die Raumluft- und Wassertemperatur um zwei Grad gesenkt und das warme Außenbecken im Bad am Viadukt geschlossen“, teilt Pressesprecherin Anette Hochmuth mit. „Damit wird eine Einsparung von circa 25 Prozent der Energiekosten bei den Bädern erhofft, das dürfte also sehr effektiv sein“, erklärt sie.

Duschen wurden abgestellt

Durchschlagende Wirkung hatte indes in Remseck vor allem etwas, das den Nutzern wahrscheinlich weniger schmecken dürfte: das Abstellen der Duschen in den Sporthallen, wie Susanne Nicolaus berichtet. Die Frau von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung kann allerdings auch mitteilen, dass aktuell keine weiteren Verschärfungen geplant sind. Das sei derzeit nicht erforderlich, erklärt sie.

Was in Steinheim geplant ist

Schließungen
Etwas später als Marbach oder Ludwigsburg hat nun auch Steinheim ein Bündel am Maßnahmen beschlossen, mit dem man besser durch die Energiekrise kommen will. Der Gemeinderat hat unter anderem entschieden, die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden auf 19 Grad abzusenken und das Urmenschmuseum von Heilig Abend bis einschließlich Dienstag, 10. Januar, zu schließen.

Frostiger
Im Rathaus selbst werden die Heizungen vom 27. bis zum 30. Dezember heruntergefahren, die Kernverwaltung ist dann geschlossen. Auch in den Sporthallen wird es frostiger, das Thermometer darf nicht über die 19-Grad-Marke klettern. Die Grünen hatten gefordert, die Temperatur sogar auf 17 Grad abzusenken und dabei auf Kornwestheim verwiesen, wo nur 16 Grad erlaubt seien. Doch der Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Die anderen Fraktionen meinten, das sei insbesondere Kindern nicht zuzumuten.