Hoffenheims Kevin Vogt schaut zu, wie der Freiburger Luca Höler wegzieht. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Die beiden badischen Bundesligisten gehen unter unterschiedlichen Vorzeichen in die neue Saison. In Freiburg ist weiter Kontinuität Trumpf, bei der TSG soll ein neuer Coach den Aufschwung bringen.

Nils Petersen war schon immer ein Spieler, der nicht nur an sich denkt, sondern auch an übergeordnete Dinge. Beim SC Freiburg hat sich diese Haltung des Stürmers in den vergangenen Jahren verfestigt, die Sicht des 33-Jährigen aufs Profigeschäft wird in jedem Jahr reifer – und so ist das, was der beste Joker der Bundesliga-Geschichte vor dem Saisonstart sagt, ein guter Gradmesser für die Lage beim Sport-Club. „Es macht mich wahnsinnig stolz, dass wir auch mal woanders zugreifen können, dass wir attraktiver für Neuzugänge sind als der eine oder andere Verein“, sagt Petersen also – und trifft die Sache wohl auf den Punkt.

Vorbei sind die Zeiten, in denen die Freiburger vor jeder neuen Saison fast von vorne anfangen mussten. Die besten Spieler gingen zur zahlungskräftigen Konkurrenz, das Trainerteam um Christian Streich startete den nächsten Neuaufbau, entwickelte neue, meist unbekannte Profis weiter, musste sie dann wieder abgeben – und so weiter. Jetzt laufen die Dinge im Südbadischen anders.

Klar, der SC profitiert kurzfristig gedacht vom sechsten Platz in der Vorsaison, samt dem Einzug ins DFB-Pokalfinale, das im Elfmeterschießen gegen RB Leipzig verloren ging. Noch wichtiger in der Gesamtschau aber ist die kontinuierliche Entwicklung über die vergangenen Jahre, sowohl sportlich als auch finanziell. Attraktiver und zahlungskräftiger ist Freiburg inzwischen im Vergleich zu langjährigen Liga-Konkurrenten wie dem FSV Mainz oder dem FC Augsburg. Auch immer wieder taumelnde Traditionsvereine wie der VfB Stuttgart, der FC Schalke oder Werder Bremen haben meist das Nachsehen gegenüber dem SC, wenn es um mögliche Verstärkungen geht.

Mehr Geld als der VfB

Zu beobachten war das beim Transfer des offensiven Mittelfeldmanns Daniel-Kofi Kyereh vom FC St. Pauli, an dem neben dem VfB auch noch andere Erstligisten interessiert waren – und der am Ende für 4,5 Millionen Euro Ablöse nach Freiburg ging. Kein Wunder, schließlich verdient der SC allein an TV-Geldern mittlerweile fast 15 Millionen Euro mehr im Jahr als der VfB. In Ritsu Doan (PSV Eindhoven, früher Arminia Bielefeld) und Michael Gregoritsch (FC Augsburg) bekam der SC weitere versierte Kräfte für die Offensive hinzu. Und dass der Nationalspieler Matthias Ginter (kommt von Borussia Mönchengladbach) sich für seinen Jugendverein SC Freiburg entschied, hat nicht nur mit seiner Heimatverbundenheit und einer romantischen Note zu tun, sondern zuvorderst mit einer guten sportlichen und finanziellen Perspektive – die auch der Hauptgrund dafür ist, dass die meisten Stammkräfte inzwischen in Freiburg bleiben.

Wo also geht es hin für den Sport-Club? Offen ist, wie das Team die Dreifachbelastung mit der Europa League wegsteckt, offiziell heißt das Saisonziel wie immer, eine Runde ohne Abstiegssorgen zu spielen, was angesichts der gewachsenen und breiten Kaderstruktur arg tiefgestapelt daherkommt. Ein Platz im Tabellenmittelfeld dürfte dem SC sicher sein – mit Luft nach oben.

Lange kein Sieg mehr

Aufwärtsgehen soll es in der neuen Saison auch für den zweiten badischen Bundesligisten, die TSG Hoffenheim. Spötter könnten nun einwenden, dass das nach der veritablen Talsohle zum Ende der vergangene Runde nicht allzu schwer ist. So gab es in den letzten neun Bundesligaspielen keinen Sieg mehr, die TSG holte nur noch drei Punkte, was dem lange unumstrittenen Trainer Sebastian Hoeneß zum Verhängnis wurde. Nach dem ernüchternden Saisonfinale stand die Trennung, nun soll es unter dem neuen Chefcoach André Breitenreiter wieder nach oben gehen.

Das Ziel ist klar: Hoffenheim will nach dem neunten Platz in der vergangenen Spielzeit wieder ins internationale Geschäft. „Ich hoffe, dass ich für große Begeisterung und Aufbruchstimmung sorgen kann“, sagt Breitenreiter. „Ich bin ambitioniert und möchte maximalen Erfolg.“ Den hatte der Trainer zuletzt beim FC Zürich, den er zur Meisterschaft in der Schweiz führte. Breitenreiter, einst Trainer beim FC Schalke und bei Hannover 96, wählte also den Umweg bei seiner Rückkehr in die Bundesliga. Er beeindruckte die Strategen der TSG um den Sportchef Alexander Rosen mit seiner Arbeit in Zürich so sehr, dass sie ihn für angeblich 300 000 Euro aus seinem Vertrag herauskauften. Wie beim FCZ will Breitenreiter nun auch in Hoffenheim spielen lassen. „Immer nach vorne“, sagt er, „und attraktiv.“ Bei der Umsetzung nicht mehr mit dabei ist Nationalspieler David Raum – der Außenbahnspieler wechselte zu RB Leipzig.