Marvin Dahler: Über 50 Meter Rücken hat der Sindelfinger Chancen auf eine Medaille. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Beim Multisportevent "Die Finals" geht es in dieser Woche nicht nur um zahlreiche deutsche Meistertitel, sondern auch um Tickets für die Olympischen Spiele.

Kreis Böblingen - In dieser Woche steigt die zweite Auflage von „Die Finals“ mit mehreren deutschen Meisterschaften auf einmal. Bei diesem Multisportevent werden 140 Titel in 18 Sportarten vergeben. Auch einige Athleten aus dem Kreis Böblingen wollen bei der Vergabe ein Wörtchen mitreden.

Gerätturnen Die erfolgreichen Auftritte der deutschen Gerätturnerinnen und -turner bei den Europameisterschaften im April in Basel haben Lust auf mehr gemacht. Das nächste Großereignis steigt mit den an Himmelfahrt in Leipzig ausgefallenen deutschen Meisterschaften im Mehrkampf im Rahmen der Finals in der Dortmunder Westfalenhalle. Dabei geht es auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele, bevor bei der zweiten Qualifikation am 12. Juni in München die endgültigen Entscheidungen um die jeweils vier Tickets fallen. „Wir wollen starke Teams nach Tokio schicken“, betont Sportdirektor Wolfgang Willam. Das Mehrkampfergebnis werde deshalb im Fokus stehen. „Aber wer sich an einem Gerät besonders hervortut, hat einen leichten Vorteil.“ Beide Qualifikationen sollen gleich viel zählen. Sie innerhalb einer so kurzen Zeitspanne auszutragen, statt wie üblich in einem Abstand von 14 Tagen, sei für die Aktiven zwar mit Stress verbunden, sagt Willam. Doch wer bei den Spielen Team- und Mehrkampffinale bestreiten will, müsse in einem viel kürzeren Zeitraum gleich dreimal an allen Geräten vor die Kampfgerichte treten.

Bei den Turnerinnen, die am Donnerstag (16.30 Uhr) starten, sieht der Sportdirektor die größten Chancen für den Sprung nach Asien bei der deutschen Rekordmeisterin Elisabeth Seitz und ihrer Ehninger Trainingskollegin vom MTV Stuttgart, Kim Bui, die bei den kontinentalen Titelkämpfen in der Schweiz als Fünfte und Siebte im Vierkampf-Finale bereits „einen hervorragenden Eindruck“ hinterließen.

Leichtathletik Deutsche Meisterschaften haben in Olympia-Jahren einen besonderen Stellenwert. Bei den Titelkämpfen der Leichtathletik in Braunschweig vom 4. bis 6. Juni geht es nicht nur um Medaillen auf nationaler Ebene, sondern auch um die Tickets für die Olympischen Spiele in Tokio – wenn sie denn tatsächlich stattfinden.

Der VfL Sindelfingen schickt sieben teilweise sehr aussichtsreiche Athleten ins Eintracht-Stadion. Fast im Gleichschritt wollen Carolina Krafzik und Constantin Preis über die Hürden zu ihrem dritten DM-Titel laufen. Nachdem Krafzik zu Beginn des Jahres mit einer Ermüdungsproblematik im Sprunggelenk zu kämpfen hatte, ist die 26-Jährige zuletzt bei der Team-EM in Polen als Zweite wieder bestens in Schuss gekommen und geht mit 55,71 Sekunden als deutsche Jahresbeste an den Start. Genau wie Kugelstoßer Simon Bayer. Mit 20,30 Meter hat er gleich zu Saisonbeginn eine persönliche Bestleistung erzielt. Ob er nach 2019 seinen zweiten nationalen Titel gewinnen kann, hängt auch davon ab, ob der neunfache deutsche Meister David Storl (SC DHfK Leipzig), der noch keinen Freiluftwettkampf bestritten hat, in Braunschweig antreten wird.

Über 110 Meter Hürden haben die beiden Sindelfinger Stefan Volzer und Aleksandar Gacic Endlaufchancen. Lea Riedel steht als Zehnte im Kugelstoßen in der Meldeliste. Gespannt sein darf man, was der aufstrebende Velten Schneider erreichen kann. Mit seiner zuletzt im belgischen Oordegem erzielten Bestzeit über 3000 Meter Hindernis von 8:38,98 Minuten rangiert er auf Platz vier der deutschen Bestenliste. Auch ein Start über 1500 Meter ist denkbar.

Schwimmen In Berlin steigen vier Tage lang die Wettkämpfe der Schwimmer. Bereits am Donnerstag geht es los. Als die deutschen Meisterschaften der Schwimmer vor zwei Jahren erstmals im Rahmen des Multisportevents ausgetragen wurden, war die Berliner Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) pickepackevoll. In diesem Jahr sind keine Zuschauer zugelassen. Zum ausgefeilten Hygienekonzept gehört unter anderem auch, dass keine Staffelwettbewerbe stattfinden.

Der VfL Sindelfingen schickt vier Teilnehmer ins Rennen. Die junge Marian Plöger (Jahrgang 2006) geht über 400 Meter Lagen und 1500 Meter Kraul an den Start. „Für sie geht es darum, Erfahrung auf diesem Niveau zu sammeln“, sagt Trainer Peter Lemesch, „und gute Zeiten zu schwimmen“. Bei den Männern starten Marc Sauer (200 Meter Schmetterling), Patrick Perez (50 Meter Schmetterling) und Marvin Dahler (50, 100 und 200 Meter Rücken). Der 20-jährige Dahler gehört auf seiner Paradestrecke über 50 Meter sogar zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidaten. „Wir sind in erster Linie froh, dass überhaupt wieder Wettkämpfe stattfinden können“, betont Lemesch, der zu bedenken gibt, dass die Vorbereitung überhaupt nicht optimal war. Aufgrund der Einschränkungen hätten die Athleten einfach nicht genug Wasserzeit gehabt. „Eine gute Vorbereitung auf ein solches Event sieht natürlich anders aus.

Bogenschießen Auf der anderen Seite von Berlin finden im Olympiapark die Bogen-Wettkämpfe statt. Der Deufriner Jonathan Vetter von der SGi Ditzingen ist eines der Gesichter der Finals. Sein Bild ziert die Homepage und die Facebook-Seite des Großevents. Eine große Ehre für den 20-Jährigen. 2019 wurde er bereits deutscher Meister bei den Junioren, schaffte das gleiche Kunststück auch in der Halle. Diesen Titel möchte er am Wochenende möglichst verteidigen.