Die Familie kommt für Riccardo Del Bono immer an erster Stelle. Foto: privat

Weltweit hat Riccardo Del Bono seinen genetischen Zwilling bisher nicht gefunden. Dabei benötigt der 37-jährige Familienvater aus dem Kreis Böblingen so dringend eine Stammzellspende. Bei ihm wurde Akute lymphatische Leukämie diagnostiziert, eine besonders aggressive Form von Blutkrebs.

Kreis Böblingen - Am liebsten hätte sich Tamara Del Bono einfach weggebeamt. Raus aus dieser Situation. Raus aus der Schockstarre. Raus aus dem Ohnmachtsgefühl.„Ich konnte in dem Moment nicht mal heulen“, erinnert sie sich an den Zeitpunkt, als sie die Diagnose für ihren Mann Riccardo hörte. ALL. Akute lymphatische Leukämie. Blutkrebs. Der vierfache Vater aus dem Kreis Böblingen braucht nun unbedingt einen Stammzellspender. Eine weltweite Suche blieb bisher erfolglos.

Die ersten Anzeichen waren Müdigkeit und Lustlosigkeit. „Die Familie steht für Riccardo an erster Stelle“, erzählt seine Frau. „Dass er mal sagt ,Papa hat gerade keine Lust’ hat es davor eigentlich nie gegeben.“ Die Familie rätselte. Lag es vielleicht am Schlafentzug, weil er dabei geholfen hatte, sich um das lange kränkelnde Töchterchen zu kümmern? Oder war es vielleicht ein Burn-out?

Lesen Sie aus unserem Angebot: Interview mit der DKMS zum Fall von Riccardo del Bono

Die Kurzatmigkeit nach dem Treppenlaufen oder beim Hochlupfen der Kinder, die Schweißausbrüche in der Nacht und Hitzewallungen am Tag verunsicherten noch mehr. Irgendwann wurde es schließlich extrem. „Da kam er erschöpft aus der Dusche und musste sich erstmal hinsetzen“, schildert Tamara Del Bono. Und als sie ihm dann aufs Sofa geholfen hatte, übermannte ihn sofort der Schlaf. Das kannte sie von ihrem Partner alles nicht. „Er war nicht mehr derselbe, sein Elan fehlte.“

Seine Frau überredet ihn, in die Notaufnahme zu gehen

Als der 37-Jährige am 13. Dezember abends ganz schwer atmete, überredete seine Frau ihn, in die Notaufnahme zu gehen. Die Ärzte wurden angesichts der massiv erhöhten Zahl von weißen Blutkörperchen sofort hellhörig, behielten ihn da. Tags darauf folgte eine Knochenmarkuntersuchung. Dann stand die Diagnose fest: Akute leuphatische Leukämie. Eine sehr aggressive Form, die sonst vor allem bei Kindern auftritt und unbehandelt zum Tod führt.

Nur zwei Tage später begann bereits die Chemotherapie. Bei ALL darf man keine Zeit verlieren. „Ricky kam zum richtigen Zeitpunkt ins Krankenhaus“, weiß Tamara Del Bono. Die Organe waren noch nicht angegriffen. „So eine Krankheit stellt man in der Regel nur bei Routineuntersuchungen fest. Meistens ist es Glück, wenn es durch Zufall überhaupt rauskommt.“ Gut, dass sie ihn überzeugt hatte, sich durchchecken zu lassen. Nicht, wie eigentlich geplant, erst im neuen Jahr die Hausärztin aufzusuchen.

Ihre drei Töchter (sieben, zwei und ein halbes Jahr alt) und den fünfjährigen Sohnemann nehmen die Eltern kindgerecht mit auf diese schwierige Reise. Für sie bekommt der Papa keine harten Medikamente, sondern Vitamine und Gummibärchen. Die Haare gehen ihm nicht aus, sondern eine Friseurin vom Krankenhaus verpasst ihm einen neuen Schnitt. Und die Mama erklärt ihnen mit Hilfe der Jahreszeiten, wann er wieder heimkommt. „Es würde ihnen nicht guttun, nichts zu wissen“, erläutert Tamara Del Bono. „Sie sehen ihren Vater ja über Video und kriegen mit, dass sich sein Äußeres verändert.“

In 90 Prozent der Fälle muss der Spender nur sein Blut geben – auch bei Riccardo Del Bono ist das so.

 

Denn als Hochrisikopatient bekommt Riccardo Del Bono die bestmögliche Therapie. Die Chemo ist also sehr aggressiv. Dabei werden allerdings auch die guten Zellen abgetötet. „Sein Immunsystem wird komplett runtergefahren, auf Null gesetzt“, beschreibt seine Frau. Und genau deshalb ist es so immens wichtig, einen Stammzellspender zu finden. „Dadurch bekommt er sozusagen ein ganz neues Immunsystem, um vorzubeugen, damit die Krankheit nicht zurückkommt.“

Das Problem: Die globale Suche blieb bisher erfolglos. Ein genetischer Zwilling, dessen Gewebemerkmale mit ihm übereinstimmen, ist offenbar in noch keiner Kartei gelistet. Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für die Familie jedoch nicht infrage. „Wir können uns nicht vorstellen, dass die Welt so groß ist und es keinen Spender geben soll“, zeigt sich Tamara del Bono kämpferisch. „Wer liebt, kann nicht aufgeben. Da muss es einfach eine Lösung geben.“

„Man könnte so vielen Menschen helfen“

Deshalb gehen sie in die Offensive, suchen die Öffentlichkeit, um ein Bewusstsein bei möglichst vielen zu schaffen. Um dazu zu animieren, sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei zu registrieren

Eines betont die 38-Jährige: „Es geht nicht nur um meinen Mann. Man könnte so vielen Menschen helfen.“ Es sei eine Chance, etwas zu bewirken und alle dafür zu sensibilisieren, dass man vor einer Stammzellspende keine Angst haben muss. Denn im Fall von Riccardo Del Bono reicht – wie bei 90 Prozent der Patienten – eine Blutentnahme beim Spender. „Damit rettet man Leben und schenkt Betroffenen Zuversicht.“

So könnt ihr Riccardo del Bono und anderen Patienten helfen

Voraussetzungen
Wichtig ist eine gute körperliche Verfassung, Spender sollten zwischen 17 und 55 Jahre alt sein und keine chronische Erkrankung haben.

Online anfordern
Das Wie der Registrierung bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei ist einfach. In Zeiten von Corona kann man sich das Registrierungsset online anfordern.

Abstrich selbst machen
Mit Hilfe von drei medizinischen Wattestäbchen macht man zu Hause selbst einen Abstrich auf der Wangeninnenseite, zudem schickt man der DKMS die schriftliche Einverständniserklärung mit Angaben zur Person.

www.dkms.de/ricky
Die DKMS hat unter www.dkms.de/ricky eine Internetseite speziell für den an Leukämie erkrankten Riccardo del Bono aus dem Kreis Böblingen eingerichtet. Dort finden mögliche Stammzellspender nicht nur die nötigen Informationen, sondern können sich auch gleich das Registrierungsset anfordern.