Abordnungen der Staufersage aus Schwäbisch Gmünd oder des Thüringer Gebirgs- und Wandervereins (kleines Foto) haben sich am Sonntag beim Festumzug in Fellbach präsentiert. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Vormittag unter anderem mit seinem T-Shirt Aufsehen erregt. Foto: Gottfried Stoppel

Rund 20 000 Menschen aus ganz Deutschland sind zum 121. Deutschen Wandertag nach Fellbach gekommen. Bei einer Feierstunde in der Schwabenlandhalle lobt der Ministerpräsident vor allem das ehrenamtliche Engagement.

Mit einer Abschlussfeier mit viel Musik und der Übergabe des Wandertagswimpels an Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull ist am Sonntagabend das große Wanderfest im Remstal zu Ende gegangen. Schon am Vormittag haben nicht nur die Veranstalter des 121. Deutschen Wandertags ein positives Fazit zu den mehr als 200 Wanderungen und ebenso vielen Rahmenveranstaltungen gezogen. Auch der Ministerpräsident Winfried Kretschmann stellte in einer Feierstunde in der Schwabenlandhalle fest: „Im Südwesten schlägt das Wanderherz der Republik.“ Kretschmann lobte in seiner Ansprache das ehrenamtliche Engagement der Wanderverbände – „das macht eine Demokratie lebendig und hält die Gesellschaft zusammen“ – und mahnte jeden Einzelnen, dazu beizutragen, die Kulturlandschaft zu erhalten und die Klimakatastrophe abzuwenden.

Resolution für besseren ÖPNV

Der Präsident des Deutschen Wanderverbands, Hans-Ulrich Rauchfuß, zeigte sich „mehr als zufrieden“ mit dem Verlauf der viertägigen Veranstaltungsreihe, das ganze Remstal habe sich mit seinem umfangreichen Touren- und Rahmenprogramm von seiner besten Seite gezeigt. Gleichzeitig nutzte der Funktionär, der gleichzeitig auch der Präsident des Schwäbischen Albvereins ist, die Gelegenheit, um einer Forderung nach einem besseren ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum Ausdruck zu verleihen. Eine entsprechende Resolution, in der auch eine adäquate Nachfolge für das zurzeit probeweise angebotene 9-Euro-Ticket gefordert wird, hat der Deutsche Wanderverband zwei Tage zuvor während seiner Mitgliederversammlung innerhalb des Wandertages in Fellbach verabschiedet.

Rund 20 000 Wanderer aus ganz Deutschland waren an den vier Tagen im Remstal unterwegs. Etwa Berthold Rösel vom Knüllgebirgeverein aus Homburg. Das „leichte Bergland“ habe ihm sehr gut gefallen – und die schwäbische Esskultur: „Veschper und Schorle“ seien die perfekte Stärkung, sagt er.

Knapp 50 Gruppen marschierten am Sonntagnachmittag durch das Fellbacher „Oberdorf“. Zu sehen gab es nicht nur Wandersleute aus nah und fern, auch Musikgruppen waren im Festzug verteilt. Die Damen und Herren des Kulturvereins Staufersaga aus Schwäbisch Gmünd wandelten in langen Gewändern aus Samt und Seide durch die Straßen. Ein bisschen freizügiger zeigten sich die Herren vom Kleinheppacher Steinzeitmuseum: von Lederschnüren festgehaltene Felle zierten ihre bloßen Körper. Und dass sich beim Schwäbischen Albverein doch auch noch genügend Jugend tummelt, zeigten die „Fufanauten“ vom Zeltlager Fuchsfarm bei Albstadt. Mit 107 Kindern und 49 jungen Betreuern waren sie angereist.

Eine ganze Woche im Remstal haben auch 14 Personen vom Wander- und Bergsteigerverband Brandenburg verbracht. „Wir machen das zu jedem Wandertag so, und sonntags beim Umzug mitzugehen ist Pflicht“, sagte Ellen Kuhn. Das Remstal gefalle „ganz prima“, auch wenn „links und rechts der Ortschaften ein bisschen viel Industrie“ angesiedelt sei.

Einen besonders originellen Kopfschmuck präsentierten die Damen vom Schwarzwaldverein: Sie trugen Hüte in Form von Schwarzwälder Kirschtorten. Echte Kuchen gebacken haben die Fellbacher Landfrauen und als kleinen Hinweis auf ihr Büffet bei der Schwabenlandhalle trugen sie einen Marmorkuchen beim Umzug mit.

Nächster Wandertag in zwei Jahren in Thüringen

Die Wanderfreunde Wolgast schützten sich mit weiß bewölkten blauen Schirmen vor zu viel Sonne. Wimpelträger Michael Pschichholz vom Erzgebirgsverein Berlin musste sich kurz auf einen schnell herbeigeholten Stuhl setzen und das von einem Helfer gereichte Wasser trinken. „Ich bin heute früh um 4 Uhr in Berlin gestartet und heute Abend um 18 Uhr geht’s wieder zurück“, umriss der gehtechnisch leicht gehandicapte 66-Jährige seinen anstrengenden Kurztrip.

Bis zum nächsten Festumzug muss er nun zwei Jahre warten. Der nächste Deutsche Wandertag findet vom 19. bis 22. September 2024 im thüringischen Heiligenstadt statt.