Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht sein Haus auf dem richtigen Kurs. Foto: dpa/Arne Dedert

Die Deutsche Bank hat den höchsten Jahresgewinn seit 2011 erzielt und will wieder Dividenden zahlen. Sewings Strategiewechsel scheint sich auszuzahlen.

Frankfurt - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing ist sichtlich stolz, als er am Donnerstag in einer Videokonferenz vor die Presse tritt. 1,9 Milliarden Euro hat die Bank 2021 verdient, so viel wie seit 2011 nicht mehr. Damals waren es mehr als vier Milliarden Euro, aber dennoch: Der Mitte 2019 von Sewing angekündigte Strategiewechsel zahlt sich offenkundig aus. Auch für die Aktionäre, die erstmals seit drei Jahren wieder Dividenden erhalten sollen.

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Doch bei aller Freude über das Ergebnis will Sewing auch deutlich machen, dass vieles anders ist als vor zehn Jahren. Der vom damaligen Bankchef Josef Ackermann präsentierte Milliardengewinn war, wie sich später zeigte, mit teils fragwürdigen Geschäften zustande gekommen. 2012 mussten Ackermanns Nachfolger Jürgen Fitschen und Anshu Jain ihre erste Jahresbilanz wegen Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten korrigieren. Als Sewing 2018 Vorstandschef wurde, steckte die Bank tief in roten Zahlen.

Sewing spart weniger als zunächst angekündigt

Der jüngste Milliardengewinn sei „unter ganz anderen Prämissen“ erzielt worden als vor zehn Jahren, betont Sewing deshalb. Er verweist auf die Verkleinerung der Investmentbank, die Stärkung der internen Kontrollsysteme und die Einsparungen der vergangenen Jahre – seit Sewings Amtsantritt ist die weltweite Belegschaft von rund 97 000 auf 83 000 Vollzeitstellen geschrumpft.

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In den kommenden Jahren würden noch mehr Arbeitsplätze wegfallen, sagt der Deutsche-Bank-Chef. Von seinem Mitte 2019 ausgegebenen Ziel, die Zahl der Vollzeitstellen auf 74 000 zu senken, ist er aber schon im vergangenen Jahr abgerückt.

Die Bank plant höhere Bonuszahlungen

Und für die Investmentbanker soll es erneut höhere Boni geben: „Wir sehen den immer intensiveren Kampf um Talente und die Gehaltsentwicklung in der Branche durchaus mit Sorge“, sagt Sewing. „Aber klar ist auch, dass wir uns diesem Wettbewerb nicht entziehen können.“

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Gleichwohl gibt sich der Bankchef zuversichtlich, das Verhältnis der Gesamtkosten zu den Erträgen 2022 auf 70 Prozent zu drücken – von 85 Prozent im vergangenen Jahr. Zum Einen sollen die Ausgaben für Abfindungen und andere mit dem Umbau der Bank verbundene Kosten sinken, gleichzeitig die Erträge weiter gesteigert werden.

Rückenwind von der US-Notenbank

Ihre Hoffnung auf höhere Erträge stützt die Bank vor allem auf den allmählichen Anstieg der Zinsen. Erst am Mittwochabend hat die US-Notenbank Federal Reserve die Märkte auf eine baldige Leitzinserhöhung eingestimmt. Die Analysten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) zum Jahresende nachzieht.

Doch auch wenn das nicht geschehen sollte, erhofft sich die Deutsche Bank in diesem Jahr allein von den US-Leitzinserhöhungen und dem damit verbundenen Anstieg der Kapitalmarktzinsen weltweit Rückenwind. Noch im vergangenen Jahr hätten die Niedrigzinsen das Ergebnis um rund 750 Millionen Euro geschmälert. Das werde 2022 nicht mehr der Fall sein, vielmehr sei durch das höhere Zinsniveau ein positiver Effekt in Höhe von rund 150 Millionen Euro zu erwarten, erklärt Finanzchef James von Moltke.

Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe

Von den Fortschritten im vergangenen Jahr sollen auch die Aktionäre profitieren: Neben der Zahlung einer Dividende von 20 Cent je Aktie kündigt die Bank den Rückkauf eigener Aktien im Wert von 300 Millionen Euro an; insgesamt werden damit 700 Millionen Euro an die Eigentümer ausgeschüttet. „Jetzt ist die Zeit gekommen, ihnen ihr Vertrauen zurückzuzahlen“, sagt Sewing. Er weiß aber, dass sein Haus weiter unter scharfer Beobachtung steht: „2022 ist das Jahr, in dem wir dem Markt endgültig beweisen können, dass wir nachhaltig profitabel sind“, appelliert der Bankchef an seine Mitarbeiter.