Rund 100 Eltern sind in Marbach auf die Straße gegangen. Foto: Werner Kuhnle

Mütter und Väter haben am Dienstag in Marbach gegen höhere Gebühren und für mehr Verlässlichkeit bei der Kinderbetreuung demonstriert. Der Bürgermeister reicht ihnen die Hand – will aber an der geplanten Erhöhung festhalten.

Bei den Marbacher Eltern hat sich eine Menge Unmut aufgestaut: über gekürzte Öffnungszeiten in Kitas wegen Personalmangel, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark in Frage stellen und gerade Frauen mitunter in alte Rollenmuster zurückdrängen. Aber auch über die Pläne der Stadt, die Gebühren für die Betreuung im kommenden Jahr gleich zweimal deutlich anzuheben. Dem Ärger haben am Dienstagabend rund 100 Mütter und Väter bei einer Demo vor dem Rathaus Luft gemacht.

Verlässliche Betreuungszeiten gefordert

Lautstark mit Trillerpfeifen bekräftigten sie ihre Empörung, reckten Plakate in die Höhe, auf denen Slogans wie „Unsere Kinder sind die Zukunft“, „Kindergarten muss für jede Familie bezahlbar sein“ oder „Kostenentlastung für die Bürger“ geschrieben standen. In ihren Wortbeiträgen forderten die Elternvertreter dann vor allem, die Anhebung der Tarife so lange auszusetzen, bis eine verlässliche Betreuung angeboten wird. Man wünsche sich von der Stadt ein Konzept, wie die Stabilität bei den Angeboten verbessert werden könnte. Immer wieder war auch der Satz zu hören, dass es kein Luxusgut sein dürfe, wenn das Kind eine Kita besucht, und frühkindliche Bildung immens wichtig sei.

Inga Natho (heller Mantel) hat sich in ihrer Rede für eine Beitragsobergrenze für die Ganztagsbetreuung ausgesprochen. Foto: Werner Kuhnle

Die Dimension der drohenden Belastung verdeutlichte Inga Natho, die im Namen des Marbacher Gesamtelternbeirats sprach. „Nach den geplanten Erhöhungen kostet ein Ganztagesplatz für ein zweijähriges Kind bis zu 917 Euro im Monat“, erklärte Natho. Angesichts solcher Ausgaben frage sich so manches Elternteil, ob es sich überhaupt lohnt, nach der Elternzeit früher wieder in den Beruf einzusteigen. Deshalb mache man sich für eine Beitragsobergrenze bei der Ganztagsbetreuung stark.

Dem Land wird Erpressung vorgeworfen

Ein Limit, das nach den Vorstellungen des Landkreiselternbeirats übrigens nicht nur für Marbach, sondern im Kleinkindbereich für alle Kommunen rund um Ludwigsburg festgezurrt werden sollte, wie Sascha Mößner erklärte. Die Städte und Gemeinden sollten dabei den Schulterschluss suchen und eine Gebührendeckung über die Elternbeiträge von maximal 15 Prozent anstreben, meinte der Sachsenheimer Landkreiselternbeirat. Das generelle Ziel seien derzeit 20 Prozent. Werde diese Marke nicht ins Visier genommen, drohe der Verlust von Zuschüssen vom Land für Bauprojekte. „Es kann nicht sein, dass die Kommunen in ganz Baden-Württemberg erpresst werden vom Land“, sagte Mößner zu dieser Praxis und betonte, dass man so etwas nicht auf dem Rücken der Kinder austragen dürfe.

Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost machte allerdings klar, dass man in Marbach aktuell lediglich 13 Prozent der Betriebskosten über die Gebühren der Eltern abdecken kann. Er könne die Nöte der Mütter und Väter sehr gut nachvollziehen. Jedoch seien die Kommunen klamm und Qualität bei der Betreuung gewünscht. „Und ich denke, in Zeiten von Fachkräftemangel ist es extrem wichtig, auch das Personal entsprechend gut zu entlohnen“, betonte Trost. Zudem müssten die Einrichtungen in Schuss gehalten werden.

Vor diesem Hintergrund bleibe die Stadtverwaltung bei ihrer Position und werde am Donnerstag mit dem Vorschlag in den Gemeinderat gehen, die Gebühren anzuheben, sagte der Bürgermeister am Rande der Veranstaltung. Man müsse die Einnahmenseite stärken, der Druck sei groß. Zugleich hatte er den Eltern zuvor in seiner Rede die Hand gereicht. Man könne sich gerne mit den Elternvertretern zusammensetzen und diskutieren, wie man die Kitas und Kindergärten zukunftsfähig aufstellen und die Qualität verbessern könnte. Susanne Wichmann (Die Grünen) bekräftigte dieses Angebot, erklärte, dass man den Gesamtelternbeirat zu einem Gespräch mit den Gemeinderatsfraktionen und der Stadtverwaltung einlade, „um in den aktuell begrenzten Möglichkeiten der Stadt nach Lösungen und Entlastungen zu suchen“.

Eltern zeigen sich dialogbereit

Elternvertreter Sascha König nahm den Ball auf, beteuerte, dass man sich offen für einen Dialog zeige und auf die Stadt zugehen werde.

Das bedeutet aber nicht, dass die landkreisweiten und vom Landkreiselternbeirat orchestrierten Proteste der Mütter und Väter nun abebben werden. Am Mittwoch, 13. November, gehen die Mütter und Väter in Gerlingen auf die Straße, am Donnerstag wird in Kornwestheim protestiert. Weitere Aktionen sollen folgen. In Sachsenheim hatte die Demo-Welle vor einigen Wochen ihren Anfang genommen.