Um Schillers Geburtshaus gibt es immer mal wieder Diskussionen. Foto: dpa/Marijan Murat (Archiv)

Die Besucherzahlen sind in der Geburtsstätte des Dichters in Marbach während der Pandemie weiter zurückgegangen. Der Ruf nach neuen Konzepten wird lauter.

Schillers Geburtshaus zählt zu den Aushängeschildern der Stadt, wird sogar von Touristen aus Brasilien oder Thailand besichtigt – und ist doch ein Sorgenkind. Die Besucherzahlen erreichen längst nicht mehr frühere Werte. Coronabedingt ist jetzt ein neuerlicher Tiefschlag zu verzeichnen. Lediglich 4303 Gäste fanden 2020 den Weg in das Museum, 2021 sogar nochmals rund 700 weniger. In Spitzenzeiten wie den Schillerjahren 2005 und 2009 strömten mehr als 20 000 Menschen in die einstige gute Stube des Dichters. Vor der Pandemie, 2019, passierten schon nur noch 8109 Menschen den Kassenbereich. Zahlen, die insbesondere die Grünen im Gemeinderat alarmierend finden.

Werkstatt für junge Schreiber

So bemängelte Susanne Wichmann jetzt, dass „ein spezifisches museumspädagogisches Angebot für Kinder und Jugendliche fehlt“. Dabei sei gerade in dem Bereich vieles denkbar wie etwa eine Schreibwerkstatt. Ihr Fraktionskollege Sebastian Engelmann regte an, vielleicht mit Kinderguides anzufangen. Das Haus sei zuletzt schließlich „immer unattraktiver“ geworden.

Bürgermeister erinnert an ein Problem

Bürgermeister Jan Trost, Kraft Amtes Vorsitzender des Schillervereins, versicherte, dass man das Thema auf dem Schirm habe und es Überlegungen in die Richtung gebe. „Die Zahl der Ehrenamtlichen ist während Corona aber auch nicht gerade gewachsen“, schränkte der Rathauschef ein.

Der stellvertretende Vorsitzende Birger Laing zeigt sich dennoch zuversichtlich, schon bald Handfestes präsentieren zu können. „Ich denke, wir kriegen das über den Winter hin“, sagt er zu einem Programm, das auf Kinder zugeschnitten ist. Man stehe in Kontakt mit einer Museumspädagogin. Laing schwebt dabei vor, insbesondere einen Besuch in Schillers Geburtshaus schmackhaft zu machen. „Das muss dann begleitet werden. Dafür brauchen wir ein Programm, und das werden wir erstellen“, sagt er. Laing kann sich vorstellen, dass die jungen Gäste zum Beispiel Ausschnitte und Szenen aus einem Stadtgemälde in der Gesamtansicht finden müssen.

Dezidiert sollen zudem Zehnt- und Elftklässler in das Museum eingeladen werden, wenn Schiller im Unterricht nochmals durchgenommen werde. Laing glaubt aber, dass das Museum selbst für diese Altersklasse kein spezielles Angebot entwickeln muss. „Es geht dann eher darum, das Haus und die Aura des Ortes zu erleben“, erklärt er. Laing macht zudem klar, dass der spielerischen Wissensvermittlung im Geburtshaus Grenzen gesetzt sind. „Bei uns kann man keinen Sextanten in die Hand nehmen oder an einem Globus drehen wie beim Tobias-Mayer-Verein“, erläutert er. Zudem lasse sich so ein Konzept auch nur über Zuschüsse schultern.

Zuversicht beim Trägerverein

Weil die Gönner aber Laing und seine Mitstreiter nicht im Regen stehen lassen, könnten auch solche Projekte geschultert werden. Doch natürlich reißen zurückgehende Besucherzahlen Löcher in die Kasse. Daraus macht Laing keinen Hehl. Das müsse man durch Sparmaßnahmen auffangen. Coronahilfen könne man ebenfalls in Anspruch nehmen. „Wir versuchen eben immer, am Jahresende in der Bilanz eine Null zu erwischen und kommen auch mit 5000 bis 6000 Besuchern über die Runden“, sagt er. Im Grunde findet er den Zuspruch im Vergleich zu anderen Museum sogar gut, zumal man die coronabedingten Schließzeiten aus der Statistik herausrechnen müsse.