Eine Mitarbeiterin in einem Friseurstudio wertet einen Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus aus. Die Datenerfassung zum Infektionsgeschehen ist in der Kritik. (Symbolbild) Foto: dpa/Robert Michael

Der Freiburger Medizinstatistiker Gerd Antes der kritisiert den Corona-Kurs der Landesregierung als „unprofessionell“. Seiner Meinung nach, bedürfe es einer besseren Datengrundlage.

Stuttgart - Wenige Tage vor den erwarteten weiteren Einschränkungen für ungeimpfte Menschen wirft der Freiburger Medizinstatistiker Gerd Antes der Landesregierung einen „unprofessionellen“ Umgang mit der Corona-Situation vor. Die hohen Infektionszahlen seien zu erwarten gewesen, sagte der ehemalige Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums, das medizinische Studien wissenschaftlich prüft und auswertet, dem SWR. Es gebe dennoch keine sinnvollen Maßstäbe für die Corona-Politik. „Wir sind in einer Datenerfassungs-Katastrophe, so dass uns die Steuerungsmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen oder auch von uns selbst nicht geschaffen wurden“, kritisierte Antes.

Es mangele an exakten Daten und präzisen Informationen zum Impfstatus, zum möglichen Migrationshintergrund und zum Sozialstatus. Denn daraus könne über gezielte Impfaktivitäten entschieden werden, sagte der 72-Jährige weiter.

Mildere Verläufe belegen Krankenhausbetten länger

Wesentlicher Grund für die geplanten strengeren Vorgaben für Ungeimpfte ist die angespannte Situation in den Krankenhäusern. Aus Sicht von Antes ist die Belastung der Intensivstationen allerdings relativ. Volle Intensivstationen bedeuteten nicht automatisch hohe Zahlen bei Todesfällen und folgten nicht zwangsläufig den Infektionszahlen, sagte er dem Sender. „In dem Moment, in dem die Fälle auf den Intensivstationen nicht so schwer verlaufen, liegen die Patienten viel länger in der Klinik. Das führt dann natürlich zu einer höheren Belegung bei gleichzeitiger Verringerung der Todeszahlen.“

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Antes gehört seit längerem zu den Kritikern des Umgangs mit Corona-Zahlen. Er fordert gezielte Aktionen für vulnerable Gruppen wie beispielsweise Auffrischungsimpfungen in Pflegeheimen. „Jetzt haben wir natürlich auch eine Zunahme bei den Älteren, weil man „vergessen“ hat, zu boostern“, kritisierte Antes im SWR. „Auch das ist wieder grob fahrlässig von der Politik.“