Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt – und lockert. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Politik überlässt den Schutz gegen Corona den Bürgern – und beschäftigt sich mit sich selbst. Das Spaltungspotenzial für die Gesellschaft ist groß, kommentiert Jürgen Bock.

Sonntagmorgen beim Bäcker. Der erste Tag ohne Maskenpflicht in den Geschäften, aber so richtig Freiheitsduft liegt nicht in der Luft. Stattdessen stellt sich ein Dutzend Kunden brav draußen in die Warteschlange, damit’s drin nicht zu voll wird. Fast alle tragen eine Maske. So, wie es die vergangenen Jahre Brauch geworden ist. Niemand stört sich daran – bis aus dem Laden heraus eine Mitarbeiterin die Wartenden lautstark dazu aufruft, doch bitte alle ins Geschäft zu kommen und gern auch die Masken abzunehmen. „Wir leben ab heute wieder in Freiheit“, verkündet sie euphorisch. Die Kunden schauen sich an, wissen nicht recht, wie sie reagieren sollen – und bleiben in der Schlange stehen. Mancher von ihnen trägt seine Brötchentüte kopfschüttelnd nach Hause oder kündigt gleich an, in Zukunft wohl besser anderswo einkaufen zu gehen.