Mittlerweile werden die ersten beiden Pandemiejahre bilanziert. Foto: imago /Rolf Kremmin/g

Die Coronadaten entspannen sich – und die Weltgesundheitsorganisation korrigiert Zahlen zur Übersterblichkeit während der Pandemie.

Die Corona-Infektionszahlen sind in der laufenden Woche weiter gesunken – und auch die Testpositivraten, also der Anteil positiver PCR-Tests. Die sich entspannende Infektionslage bildet sich auch in den Krankenhäusern ab. Sowohl die Zahl der mit Covid-19-Patienten belegten Intensivbetten als auch die Fälle auf der Normalstation gehen weiter zurück. Dieser Trend setzt sich also weiterhin fort.

Mittlerweile werden die ersten beiden Pandemiejahre umfassend bilanziert. Dass man dabei genau hinsehen muss, offenbarte jüngst die Diskussion über eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur weltweiten Übersterblichkeit in den Jahren 2020 und 2021. Damit soll ermittelt werden, wie viel mehr Menschen gestorben sind, als statistisch zu erwarten gewesen wäre.

Eine erste Version der Studie bescheinigte Deutschland eine deutlich höhere Übersterblichkeit als Schweden – etwa 195 000 zusätzliche Todesfälle oder, relativ zur Gesamtbevölkerung, gut doppelt so viele Menschen wie in dem skandinavischem Land. Das verwundert, weil die Regeln zur Einschränkung der Pandemie hierzulande wesentlich strenger waren als in Nordeuropa. „Coronazeugnis der WHO: So schlecht ist Deutschland durch die Pandemie gekommen“, titelte die „Bild“-Zeitung damals.

Modell korrigiert

Mittlerweile haben die Autoren ihr Modell korrigiert und den Schweden-Deutschland-Vergleich erneuert. Das Coronazeugnis fällt nun anders aus. Weil hierzulande 2019 relativ wenige Menschen gestorben waren, erwartete das erste WHO-Modell auch für 2020 und 2021 weniger Sterbefälle – und ergab eine zu hohe Übersterblichkeit. Das aktualisierte Modell schätzt, dass es 101 000 bis 145 000 Todesfälle mehr gab, als zu erwarten gewesen wären. Die schwedischen Werte stiegen dagegen an. Nun stehen beide Länder etwa gleich da.

2020 und 2021 sind insgesamt rund 115 000 Menschen an und mit Covid-19 gestorben. Diese Zahl kann die Übersterblichkeit also vermutlich nicht ganz erklären. Weil Grippewellen infolge der strengen Kontaktbeschränkungen ausblieben, starben im Februar und März weniger Menschen. Dafür lag die Zahl der Verstorbenen in den von hohen Infektions- und Verstorbenenzahlen geprägten Wintermonaten um bis zu ein Viertel über dem erwarteten Wert, wie das Statistische Bundesamt gezeigt hat.