Derzeit ist sowohl bundesweit als auch in Baden-Württemberg ein Rückgang der Inzidenz zu verzeichnen. Foto: 7aktuell.de//Andreas Werner

Die 7-Tage-Inzidenz in Baden-Württemberg fällt schneller als bundesweit, die sechste Welle klingt ab. Doch eine Zahl macht stutzig.

Die sechste Coronawelle klingt ab. Der Trend hat sich diese Woche klar bestätigt. Noch vor einer Woche lag die 7-Tage-Inzidenz bei mehr als 1000 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner. Nun beträgt sie in Baden-Württemberg 812.

Ob die Entwicklung so weitergeht wie im Schaubild zu sehen?

In Baden-Württemberg jedenfalls sinken die Werte schneller als bundesweit. Nachdem der Südwesten in der fünften und sechsten Welle mit höheren Infektionszahlen als viele andere Länder zu kämpfen hatte, fällt die Kurve nun steil ab.

„Erhöhte Untererfassung“

Baden-Württemberg hat aktuell die fünftniedrigste Inzidenz bundesweit, wie aus unserer täglich aktualisierten Coronadaten-Übersicht hervorgeht. Ist das Land bald Klassenbester in Sachen Infektionszahlen? Vermutlich nicht so schnell. In Berlin ist die Inzidenz zuletzt unter 500 gefallen.

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Der Ländervergleich ist derzeit aber nur bedingt sinnvoll. Ende März stelle Baden-Württemberg als erst zweites Land die Meldung von Corona-Fallzahlen am Wochenende ein. Mittlerweile melden acht Länder an Samstagen, Sonn- und Feiertagen keine Werte mehr – besonders zu Ostern ein relevanter Aspekt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) weist in seinem Corona-Dashboard auf die aktuell „erhöhte Untererfassung“ hin.

Auffälliger R-Wert

Stutzig macht derzeit ein anderer Wert – die Reproduktionszahl, die eine Art Prognoseindikator für die Infektionszahlen der nächsten Tage darstellt. Während der sechsten und siebten Welle lag sie schon lange vor dem aktuellen Rückgang unter 1. Das hätte eigentlich auf ein Absinken der Infektionszahlen hingewiesen. Wegen der vielen Meldeverzüge musste das RKI den Wert nachträglich regelmäßig nach oben korrigieren.

Aus methodischen Gründen kann der R-Wert nicht nach unten korrigiert werden. Daher fällt der leichte Anstieg seit dem 5. April auf. Seither sind viele Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben – und der Rückgang der Infektionszahlen verlangsamt sich. Der Zusammenhang ist plausibel. Doch der Effekt der Lockerungen ist (bislang) nicht so stark, dass der R-Wert über 1 steigt und sich somit wieder mehr Menschen anstecken würden:

Dank der Osterferien ist zu erwarten, dass nicht nur wenige Fälle gemeldet werden. Auch die Zahl der Kontakte ist über die Feiertage möglicherweise geringer, weshalb die Ferien den R-Wert und die Infektionszahlen weiter senken könnten.

Die vielen Konjunktive sind nötig, weil es für die umfassenden Lockerungen seit Anfang April seit Pandemiebeginn kein Vorbild gibt. Sollte der R-Wert auch nach den Osterferien noch unter 1 liegen, werden die Infektionszahlen sicher noch deutlich unter den aktuellen Werten liegen.