Regierungschef Winfried Kretschmann sucht nach einem Kompromiss zwischen seinen Ministern. (Archivbild) Foto: dpa/Marijan Murat

Beim Thema Kitas und Corona-Teststrategie ist ein Streit zwischen Kultusministerin Susanne Eisenmann und ihrem Kollegen Sozialminister Manfred Lucha ausgebrochen.

Stuttgart - Nach dem offenen Schlagabtausch zwischen Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) und ihrem Gesundheitskollegen Manfred Lucha (Grüne) über Kitas und die Corona-Teststrategie hat Regierungschef Winfried Kretschmann eingegriffen. „Es ist mir gelungen, das zu strukturieren“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, die Testmöglichkeiten an Kitas und Grundschulen im Fall einer Öffnung nach dem Corona-Lockdown auszuweiten. „Das wird schon hinhauen.“

Kretschmann war bei der Pressekonferenz mit seinem Parteifreund Lucha erkennbar bemüht, seinen Minister davon abzuhalten, weiter Öl ins Feuer zu gießen. Man werde gemeinsam darüber sprechen, sagte Kretschmann. „Aber bitte nicht hier, Herr Minister.“ Lucha sagte daraufhin, er werde nicht mehr wiederholen, dass für eine Öffnung der Kitas und Grundschulen eigentlich eine Inzidenz von 25 nötig sei. Klar sei aber, dass vor Lockerungen der Wert bei den Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner unter 50 liegen müsse. Das bestätigte auch Kretschmann: „Unter 50 kann man anfangen, sinnvolle Öffnungsstrategien zu debattieren.“

Tiefe Gräben innerhalb der Regierungskoalition

Eisenmann, die auf eine rasche Öffnung von Kitas und Grundschulen dringt, hatte vergangene Woche insbesondere auf Luchas Forderung nach einer Einschränkung der Notbetreuung erbost reagiert: „Familien sind in besonderer Weise von den Einschränkungen der Corona-Maßnahmen betroffen“, hatte sie gesagt und hinzugefügt: „Es irritiert deshalb, dass Familienminister Lucha die Lebenswirklichkeit der Familien verkennt.“

Zudem hatte Eisenmann ihrem Ministerkollegen vorgehalten, nicht genügend Corona-Testmöglichkeiten zu bieten, vor allem für Lehrkräfte und Erzieherinnen, aber auch für Berufsgruppen wie Polizisten oder Supermarktkassiererinnen. Lucha bot daraufhin an, kurzfristig Schnelltests für das verbleibende Personal in der Notbetreuung aus der Notreserve des Landes zur Verfügung zu stellen. Eisenmann müsse das dann aber organisieren, dass auch getestet werde.