Derzeit gilt kaum noch irgendwo Maskenpflicht – Baden-Württemberg hätte im Herbst gerne die Möglichkeit, sie bei steigenden Infektionszahlen wieder einzuführen. Foto: Imago//Wolfgang Maria Weber

Die Corona-Infektionszahlen steigen derzeit wieder schnell an, Landesgesundheitsminister Lucha spricht von einer Sommerwelle. Wie ist die Lage in den Kliniken? Über welche Maßnahmen denkt die Landesregierung nach? Und womit ist im Herbst zu rechnen? Ein Überblick.

Subvarianten der Omikron-Variante des Coronavirus sind auch im Südwesten weiter auf dem Vormarsch, die Infektionszahlen steigen schnell an. Auch deshalb bereitet sich Baden-Württemberg auf eine möglicherweise wieder angespanntere Corona-Situation im Herbst vor. Antworten auf Fragen dazu im Überblick.

Wie ist die aktuelle Corona-Lage im Land?

„Wir befinden uns im Moment im Beginn einer Sommerwelle“, sagte Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Dienstagmittag in einer Regierungspressekonferenz. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut Angaben des Landesgesundheitsamts am Montagabend bei 508,8 je 100 000 Menschen – eine Woche zuvor hatte sie noch bei 313,1 gelegen.

Verantwortlich dafür sei die Verbreitung der Omikron-Subvariante BA.5 – inzwischen dominiere sie im Land zu rund 50 Prozent. Die Übertragbarkeit dieser Variante sei leichter als bei bisherigen. In vier bis fünf Wochen, sagte Lucha, habe man vermutlich den Scheitel der Infektionen mit BA.5 erreicht. Der Anstieg bei den Hospitalisierungen sei derzeit aber nicht sprunghaft. Erste Hinweise ließen zudem vermuten, dass momentan hauptsächlich Patienten mit und nicht wegen einer Coronainfektion im Krankenhaus behandelt würden. Laut Landesgesundheitsamt gibt es zudem kaum Hinweise auf schwere Verläufe durch die Variante, besonders bei Geimpften.

Welche Maßnahmen könnten künftig greifen?

Das ist noch nicht klar – und wird von der konkreten Ausgestaltung des neuen Infektionsschutzgesetzes abhängen, auf das sich die Bundesregierung zeitnah einigen will. Baden-Württemberg fordert – wie andere Länder auch – künftig wieder die Möglichkeit zu haben, gegebenenfalls wieder Maßnahmen wie umfassendere Maskenpflichten oder Zugangsbeschränkungen verhängen zu können. An diesem Freitag soll es eine weitere Sonderkonferenz der Gesundheitsminister der Länder dazu geben. Kretschmann sprach am Dienstag erneut von einem „vollausgestatteten Instrumentenkasten“, den er sich wünsche. Autoritäre Gelüste habe er aber nicht, versicherte er, auch ein Fan von Ausgangssperren sei er nicht. Man müsse Instrumente schlicht einsetzen können, wenn sie benötigt würden – immer mit Bedacht.

Was ist mit den Corona-Bürgertests?

Ab Juli wird es kostenlosen Corona-Schnelltests nicht mehr für alle geben, auch in Baden-Württemberg nicht. In der Regel muss man – das hat die Bundesregierung so beschlossen – von diesem Freitag an drei Euro für einen solchen Bürgertest bezahlen. „Die drei Euro ersetzen wir nicht“, sagte Lucha, andere Bundesländer hätten sich zuletzt auch so geäußert. Ausnahmen von den Kosten soll es geben etwa für Kinder bis 5 Jahre, Frauen in der frühen Schwangerschaft, Haushaltsangehörige von Infizierten, Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können oder Besucherinnen und Besucher von Pflegeheimen. Wie kann dabei Missbrauch vorgebeugt werden? Dazu, so Lucha, müsse Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in den nächsten Tagen Vorgaben machen, die klären, wie die Bundesländer dies umsetzen können.

Womit ist im Herbst zu rechnen?

In die Glaskugel gucken könne er nicht, sagte Landesgesundheitsminister Lucha dazu. Man rechne aber mit einer „mittleren Belastungsvariante“ im Herbst und Winter. Die Zahlen von Patientinnen und Patienten in den Kliniken würde dieser Einschätzung nach also wieder ansteigen. „Entscheidend ist, wie Krankenhäuser durch die Sommerwelle kommen“, sagte Lucha – auch angesichts der personellen Aufstellung in den Kliniken. Das Personal dort dürfe nicht weiter belastet werden. Hinzu dürfte nach Einschätzung des Ministers im Herbst und Winter eine stärkere Grippewelle kommen. Deshalb sei wichtig, dass gut gegen Influenza geimpft werde.

Sollen die Impfzentren wieder öffnen?

Eigentlich will Lucha ohne die Wiedereröffnung von Impfzentren durch Herbst und Winter kommen. Ärzte und Apotheker im Land sollen gegen das Coronavirus impfen, etwa mit angepassten Impfstoffen – und zwar ersten Einschätzungen zufolge rund 810 000 Menschen pro Woche. Das Land will sich aber vorbehalten, mobile Impfteams oder mitunter auch die Zentren wieder hochzufahren, sollte dies nötig werden.