Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Karl Lauterbach schließt mit Blick auf die Corona-Lage im Herbst und Winter die Ausrufung einer „epidemischen Lage“ nicht aus. Es brauche Mittel und Maßnahmen für den Notfall.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich mit Blick auf den Herbst und Winter zur Corona-Pandemie geäußert. Er schließe die Ausrufung einer „epidemischen Lage“ nicht aus. „Ich hoffe, dass es nicht zu einem gravierenden Variantenwechsel kommt - wenn er ausbleibt, dann werden wir nicht in so eine epidemische Lage kommen“, sagte der Minister der „Welt am Sonntag“. Trotzdem benötige Deutschland für den Notfall Mittel und Maßnahmen gegen die Pandemie.

„Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass sich im Laufe einer Pandemie immer nur die leichteren Varianten durchsetzen. Das ist ein Irrtum“, führte Lauterbach aus. Es gebe keinen sogenannten Selektionsvorteil für leichtere Varianten. „Wir müssen auf alles gefasst sein.“ Schon jetzt gebe es in Deutschland zwischen 100 und 150 Corona-Tote pro Tag, sagte der SPD-Politiker. „Meine Sorge ist, dass diese Zahl noch steigen könnte.“

„Der Corona-Herbst wird kein Zuckerschlecken“

Bereits in den kommenden Monaten erwartet der Gesundheitsminister eine Verschlechterung der Lage: „Der Corona-Herbst wird kein Zuckerschlecken“, sagte er. Die BA.5-Variante des Coronavirus werde zumindest am Anfang einen Anstieg der Fallzahlen bringen - vor allem dann, wenn es kälter werde und die Menschen sich mehr in Innenräumen aufhielten. „Es wird dann zu Ausfällen in den Betrieben und der kritischen Infrastruktur kommen, etwa in Krankenhäusern - es stehen uns also schwierige Zeiten bevor“, warnte der Minister.

Zudem wehrte sich Lauterbach gegen Kritik an der geplanten Maskenpflicht für Schüler ab der fünften Klasse. „Mit meiner Aufgabe als Gesundheitsminister ist es nicht zu vereinbaren, dass Kinder massenhaft erkranken. Die Durchseuchung einer ganzen Generation ist unverantwortlich“, sagte er. Es gehe um Millionen von Kinder. „Noch wissen wir nicht, was diese Infektion, wenn sie wiederholt auftritt, mit dem Immunsystem der Kinder macht. Das Risiko massenhafter Infektionen in der Schule können wir als Gesellschaft nicht eingehen.“

Neues Infektionsschutzgesetz

Zur Vorbereitung auf den Herbst und Winter hatte sich die Ampelkoalition im Bund vor wenigen Tagen auf ein neues Infektionsschutzgesetz geeinigt. Dieses sieht bundeseinheitliche Regeln wie etwa das Tragen von FFP2-Masken im Personenfernverkehr vor. Die Länder können aber eigene Vorgaben machen, etwa für eine Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen oder auch im Außenbereich, wenn dort ein Mindestabstand von anderthalb Meter nicht eingehalten werden kann.

Wie die „Bild“-Zeitung am Samstag unter Berufung auf eine Abfrage bei den Ländern berichtete, sind sich diese allerdings uneins über Indikatoren zur Anwendung schärferer Corona-Maßnahmen. So würden unterschiedliche Indikatoren zur Annahme des Begriffs einer „konkreten Gefahr“ für die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems oder anderer zentraler Bereiche zu Grunde gelegt.

Das Land Berlin will demnach auf eine Mischung aus verschiedenen Kennzahlen setzen, darunter die Entwicklung der Fallzahlen, die Krankenhausbelegung und Personalausfälle in der kritischen Infrastruktur. Auch Rheinland-Pfalz und Sachsen wollen sich an der Lage in den Kliniken orientieren. Die Mehrheit der Bundesländer legte laut „Bild“ noch keine Indikatoren für weitere Corona-Maßnahmen fest und hofft weiter auf bundeseinheitliche Kriterien.