Auf den Fildern lässt sich gut starten und landen, meinen die deutschen Piloten. Foto: Horst Rudel

Im Flughafencheck der Pilotengewerkschaft Cockpit schneidet Stuttgart in puncto Sicherheit gut ab. Der Filder-Airport kommt knapp hinter München und Leipzig ins Ziel. Streiks der Flugzeugführer wird es vorerst nicht geben.

Am Boden herrscht immer öfter Chaos – im immer dichter besetzten Luftraum dominiert die Ordnung: Während gerade die großen deutschen Flughäfen in der Hochsaison massive Probleme mit der Abfertigung haben, weil es vielfach an Personal mangelt, gibt es dennoch eine gute Nachricht – aus Pilotensicht sind sie nach der Pandemie gut auf den stark ansteigenden Flugverkehr vorbereitet. In puncto Sicherheit zählen weiterhin die gewohnt hohen Standards.

Die Spitzenpositionen bleiben bestehen

Dies gilt vor allem für den Stuttgarter Airport, der im jährlichen Flughafencheck der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) erneut auf Platz drei landet. Die Bewertung mit der Note 1,72 brachte eine Platzierung knapp hinter München und Leipzig ein, die schon im vorigen Jahr die Spitzenpositionen inne hatten. 2021 hatte Stuttgart sogar die Note 1,66 erhalten – allerdings habe sich in diesem Jahr die Bewertungsmethodik etwas verändert, so dass es leichte Verschiebungen gebe, sagt ein Cockpit-Sprecher.

„Besonders die gute Ausstattung an Präzisionsanflügen und die entsprechende Anflugbefeuerung stechen beim STR hervor“, betont Cockpit. Anspruch der Piloten ist es, dass jede Anflugrichtung einer Landebahn ein geeignetes Anflugverfahren nach den Instrumentenflugregeln hat, das auch bei schlechten Wetterverhältnissen sicher geflogen werden kann. Je präziser das angebotene Anflugverfahren, desto sicherer und stabiler ist der Anflug – was wiederum die Voraussetzung für eine gute und sichere Landung ist. Dieser Punkt macht somit den größten Teil der guten Bewertung für Stuttgart im Flughafencheck aus.

Gefährliche Annäherung von Flugzeugen vermeiden

Elementar ist zudem die Benutzung der Start- und Landebahn als Rollweg – die Gefahr einer gefährlichen Annäherung oder Kollision von Flugzeugen, die starten oder landen, muss ausgeschlossen werden. Auch die Sicherheitsflächen hinter der Start- und Landebahn fließen in die Bewertung mit ein – ebenso das Parken der Maschinen mit Hilfe der diversen Leitsysteme. Mit „gut“ eingestufte Airports erfüllen alle Mindestvoraussetzungen der Gewerkschaft, die prinzipiell über die gesetzlichen Bedingungen noch hinausgehen. Der komplette Flughafencheck soll in dieser Woche veröffentlicht werden.

Streiks können womöglich verhindert werden

Cockpit könnte bald noch anderweitig für gute Nachrichten sorgen: 97,6 Prozent der Lufthansa-Piloten und 99,3 Prozent der Cargo-Piloten haben Ende Juli für einen möglichen Streik gestimmt, um ihren Tarifforderungen gegenüber der Lufthansa Nachdruck zu verleihen. VC fordert für das Cockpit-Personal der Kernmarke Lufthansa und der Frachttochter Cargo zum 1. Juli 5,5 Prozent mehr Gehalt und einen automatischen Inflationsausgleich von 2023 an – plus strukturelle Verbesserungen. Hinter den Kulissen laufen nun intensive Gespräche mit dem Vorstand, um einen Arbeitskampf zu verhindern.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann hat sich daher zuversichtlich gezeigt, dass wie beim Bodenpersonal „auch hier gute Lösungen“ zu erzielen seien. Cockpit zufolge wurden für die nächsten Wochen vier Termine ausgemacht, „um zu schauen, wie weit wir auseinander sind“, wie der Vorsitzende der Tarifkommission, Andreas Pinheiro, in einem Podcast sagte. Die Gespräche sollen im vertraulichen Rahmen stattfinden – ohne eine Berichterstattung nach außen. Streiks sind demzufolge in dieser Zeit nicht vorgesehen.

Spohr ist zu Erneuerung der früheren Flottenzusage bereit

Vorstandschef Carsten Spohr hat in Aussicht gestellt, die zum Ende vorigen Jahres gekündigte Flottenzusage zu erneuern. Bis dahin durften 325 der mehr als 700 Jets der Konzernflotte ausschließlich von Piloten geflogen werden, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt wurden – sie waren den Flugzeugführern der Kerngesellschaft vorbehalten. Ziel der Kündigung war es, einen Teil des Geschäfts auf günstiger arbeitende Flugbetriebe – wie die „Eurowings Discover“ und die in Gründung befindliche „Lufthansa Cityline 2“ – zu verlagern. Da könnte ein erneuter Kurswechsel erfolgen.