Spielt er oder spielt er nicht gegen die Bayern? Kylian Mbappé trainiert immerhin schon wieder. Foto: AFP/Franck Fife

Vor dem Achtelfinale in der Königsklasse gegen den FC Bayern München kämpft der Fußballclub aus der französischen Hauptstadt mit allerlei Problemen. Da helfen auch die Katar-Millionen nicht.

Einen einzigen Hoffnungsschimmer gibt es dieser Tage bei Paris Saint-Germain: Der am Oberschenkel lädierte WM-Torschützenkönig Kylian Mbappé steht wieder im Training. Kann er entgegen ursprünglichen Erwartungen im Champions-League-Achtelfinalhinspiel gegen den FC Bayern an diesem Dienstag (21 Uhr) eingreifen? Andererseits: Kann damit wirklich alles gut werden? Oder auch nur irgendetwas?

Niederlagen und 389 Millionen Euro Verlust

Vor der Wiederauflage des Finales 2020 (Sieger Bayern) und des Viertelfinales 2021 (Sieger PSG) vereint der Katar-Club alle Anzeichen einer momentanen Krise und viele einer strukturellen Zuspitzung. Die Mannschaft hat in anderthalb Monaten 2023 schon vier Spiele verloren, so viele wie in ganz 2022. Zuletzt wurde sie bei dem Pokalausscheiden in Marseille und einer Ligapleite in Monaco regelrecht vorgeführt. Danach stritten die Spieler untereinander und mit Sportdirektor Luis Campos, die Fans rebellierten im Stadion und tags darauf am Übungsgelände, der Trainer wirkt frei von Rezepten, und aus der Clubführung kommt nichts – außer Horrorbilanzen. 389 Millionen Euro Verlust soll PSG allein vergangene Saison gemacht und 728 Millionen Euro dabei nur für Gehälter ausgegeben haben. So einen Lohnzettel gab es im Fußball noch nie.

Paris Saint-Germain droht erneut Millionenstrafe

Klar, Peanuts für ein Emirat wie Katar, das gerade erst über 200 Milliarden Euro für die Fußball-WM rausgeblasen haben soll. Doch Gehaltsausgaben über dem Jahresumsatz (654 Millionen Euro) kann sich der Kontinentalverband Uefa nicht mehr lange anschauen; schon im September sanktionierte er Pariser Verstöße gegen das Financial Fair Play mit zehn Millionen Euro Strafe plus weiteren 55 Millionen Euro auf Bewährung.

Dazu hapert es sportlich. Betrachtet man den Gewinn der Champions League als Raison d’être dieses pharaonischen Megaprojekts, dann nähert sich PSG nicht seinem Ziel. Sondern scheint sich mit jedem Superstar mehr davon zu entfernen.

Die aktuelle Saison, die mit dem Versprechen auf das „Ende von Bling-Bling“ (Präsident Nasser Al-Khelaifi) begann, war nie wirklich gut. Zwar stimmten unter dem neuen Trainer Christophe Galtier anfangs die Ligaergebnisse, wirkte Neymar ernster bei der Sache und Lionel Messi besser integriert, zwar gab es eine klare Entscheidung im Torwartduell für Gianluigi Donnarumma gegen Keylor Navas und etablierte sich nach ewigen Verletzungspausen der erhoffte Mentalitätsleader Sergio Ramos. Aber spätestens als Mbappé im Oktober kolportieren ließ, er plane trotz gerade erfolgter Rekordvertragsverlängerung – die Rede ist von mindestens 150 Millionen Euro Gehalt pro Saison – den baldigen Abgang, da blingte es wieder überall.

Gegen den FC Bayern wird nun eine Wiederholung des Szenarios der Vorsaison befürchtet. Damals traf PSG, ebenfalls nur Gruppenzweiter, auf Real Madrid und schied aus – obwohl das Team anders als heute gut in Form war. Während der Club gegen die seit Jahren greifbaren Europacup-Versagensängste eigens Psychologen anheuerte, richteten die Ultras ihren Zorn auf die verhinderten Anführer Neymar und Messi. Das Verhältnis hat sich bis heute nicht gekittet, die beleidigten Superstars verweigern seither jeden Gruß an die Kurve.

Auch Lionel Messi ist angeschlagen

Nun ist Messi wie Mbappé angeschlagen und hat Neymar nicht nur Partylärm-Ärger mit dem Bürgermeister seiner Wohngemeinde Bougival („Irgendwann werden wir die Staatsanwaltschaft wegen fortgesetzter Störung der öffentlichen Ordnung einschalten“), sondern zankte sich in Monaco auch mit Sportdirektor Campos, weil der zuvor das Team zusammengefaltet hatte. In Paris gilt deshalb für das Achtelfinale eigentlich nur eine Strategie als valide: Irgendwie das Hinspiel überleben, und dann auf einen voll genesenen Mbappé sowie die Konjunkturen des Fußballs hoffen, in dem sich Stimmungen und Formkurven bekanntlich schnell ändern. Das Rückspiel in München steigt ja erst drei Wochen später.