Andrea Nahles hat viel Erfahrung in der Arbeitsmarktpolitik. Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Die frühere Arbeitsministerin und SPD-Chefin Andrea Nahles soll offenbar den Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, beerben. Die Arbeitgebervereinigung BDA fühlt sich düpiert.

Stuttgart - Mit Unmut hat die Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) Spekulationen quittiert, dass die frühere Arbeitsministerin und SPD-Chefin Andrea Nahles zum 1. April 2022 für Detlef Scheele an die Spitze der Bundesagentur für Arbeit (BA) wechseln soll. „Das Vorschlagsrecht für den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit liegt beim Verwaltungsrat“, betont die BDA. Dieser sei verantwortlich für eine kompetente Besetzung im Sinne aller im Verwaltungsrat vertretenen Gruppen und in vertiefter Kenntnis der enormen Herausforderungen für die Bundesagentur. „Die Politik sollte dieses gesetzlich verankerte Recht der Selbstverwaltung unbedingt achten“, mahnt die BDA. Man habe mit dem Gewerkschaftsbund (DGB) einen Zeitplan verabredet. „Es irritiert sehr, wenn seitens der Politik versucht wird, über die Medien Vorfestlegungen und Fakten zu schaffen.“

Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit früherem BDA-Chef

Nahles ist seit August 2020 Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. Dass die Arbeitgeber nun protestieren, muss aber nicht bedeuten, dass Nahles bei ihnen unerwünscht ist – vielmehr lehnen sie es ab, die brisante Personalie im Verwaltungsrat einfach nur nachzuvollziehen.

Insidern zufolge hat Nahles als Arbeitsministerin mit dem früheren BDA-Chef Ingo Kramer eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Anders als oft behauptet, habe sie sich dabei keineswegs als beratungsresistent erwiesen. Sie wäre an der Spitze sogar deutlich kompetenter als Scheele, heißt es mit Blick auf ihre vertieften Kenntnisse über die Bundesagentur. Die Gewerkschaftsvertreter würden die Berufung von IG-Metall-Mitglied Nahles ohnehin begrüßen.

Ausscheiden von Detlef Scheele keine Überraschung

Dass Scheele im ersten Halbjahr 2022 aus Altersgründen ausscheiden wird, ist seit seiner Ernennung zum April 2017 in der BA bekannt. An die Stelle des 65-Jährigen soll wohl eine Frau rücken, daher hätte Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach kaum eine Chance – während die Dritte im Bunde, Christiane Schönefeld, ebenso dem Ruhestand nahe ist.