Ronny Habakuk sagt, die vielen Altlasten könnten seiner Motivation nichts anhaben. Foto: Fotografie Nicole Schielberg

Ronny Habakuk hat vor einem Jahr das Amt des Bürgermeisters von Steinenbronn übernommen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellen sollte. Hier erklärt er, wie er die Altlasten der Gemeinde abarbeiten und gleichzeitig neue Akzente setzen will.

Steinenbronn - Herr Habakuk, Sie haben sich vorgenommen, Steinenbronn voranzubringen. Nun sind Sie vor allem mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Würden Sie mit diesem Wissen heute noch mal kandidieren?

Ein einfaches Ja. Die Herausforderungen sind für mich nicht negativ zu bewerten.

Wie drastisch sind die Altlasten der Vorgängerverwaltung denn?

Wir sind dabei, den Ist-Zustand zu erarbeiten, womit wir noch ziemlich lang zu tun haben werden. Ob das jetzt schlimm oder nicht schlimm ist, kann ich nicht sagen, weil ich keine Vergleichswerte habe. Klar ist, dass es die Altlasten gibt, aber das Rad dreht sich weiter, wir werden mit dem arbeiten, was vorhanden ist und immer wieder neu zu Tage kommt.

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Wenn Sie sagen „zu Tage kommt“, gibt es eine Sache, die Sie besonders überrascht hat?

Die Infrastruktur. Das führt durch vielerlei Gründe zu einem Mehraufwand, der nicht absehbar war. Mit Infrastruktur meine ich die Zustände der Gebäude oder Sanierungen, die nicht angegangen worden sind. Es wird natürlich immer wieder kritisch darüber gesprochen, warum man das damals nicht gemacht hat, aber von dieser Vergangenheitskritik, wie sie auch in den öffentlichen Gremien durchgeführt worden ist, möchte ich eigentlich Abstand nehmen. Wir werden das Beste daraus machen, das ist unser Ziel.

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Nicht nur der Bürgermeister hat in Steinenbronn gewechselt, sondern auch viele Mitarbeiter der Verwaltung. Heißt überspitzt: Eine Verwaltung trifft auf Probleme, die sie nicht verursacht hat.

Ja, aber das macht die Sache auch interessant. Weil wir gewisse Prozesse nicht nachvollziehen können, steigen wir tief in die Materie ein und fangen an, was Eigenes zu entwickeln.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Vorgänger Johann Singer?

Ein Austausch als solcher findet nicht statt. Klar haben wir noch ältere Mitarbeiter da, die wir zurate ziehen, aber hier findet auch ein Generationswechsel statt, wir sind wesentlich moderner aufgestellt. Und die Generation, die jetzt neu kommt, möchte nicht alte Baustellen wieder aufmachen, sondern aus dem Ist-Zustand etwas Neues entwickeln. Es ist eine andere Denkweise. Daher haben wir nicht so den Kontakt zu Ehemaligen, auch ich nicht zu meinem Vorgänger.

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Wenn Sie sich mit Amtskollegen austauschen: Ist diese Altlasten-Geschichte in Steinenbronn eine Besonderheit?

Ich glaube, da wird jeder seine Besonderheit haben und mit gewissen Problemen kämpfen, sonst wär’s wahrscheinlich zu einfach.

Aber es ist doch schon außergewöhnlich, dass Sie schon recht bald das Landratsamt eingeschalten haben wegen der Missstände in der Gemeinde.

Mir geht es nicht darum, alles geheim zu halten, sondern dem Landratsamt die Probleme darzulegen, damit die Kollegen verstehen, warum wir zum Beispiel für gewisse Sachen ein bisschen mehr Zeit brauchen, als dort gefordert wird. Wir wollen nicht wieder in eine Situation geraten, wo das Landratsamt aktiv werden muss, wo dann die Gemeinde Steinenbronn angehalten wird, zu liefern. Das möchten wir natürlich vermeiden. Es liegt mir nichts daran, gerügt zu werden.

Dadurch, dass Sie jetzt so gebremst werden, ist es sicher schwer, ein eigenes Profil zu entwickeln, eigene Ideen anzugehen. Wenn jetzt Jahre lang nichts läuft in Steinenbronn, weil die Altlasten zu erdrückend sind, fällt das am Ende vielleicht auch auf Sie selbst zurück.

Sie haben natürlich recht: Jeder Bürgermeister, der gewählt wird, will seine Visionen auch umsetzen, will seine Wahlversprechen einlösen. Es ist schwierig mit den Altlasten, und das braucht man auch nicht zu beschönigen. Nichtsdestotrotz finden wir einen guten Mittelweg: einerseits die Abarbeitung der Altlasten, andererseits auch neue Wege zu gehen. Ich habe mir die Mühe gemacht, aufzustellen, was wir letztes Jahr alles auf die Beine gestellt haben. Wir haben letztes Jahr echt Vollgas gegeben, hier Veränderung herbeigeführt, dort erste Weichen gestellt.

Sie mussten Ihre Ansprüche sicher zurückschrauben. Was ist für Sie das Dringlichste, das während Ihrer Amtszeit auf jeden Fall erledigt werden muss?

Wenn ich von meinem Wahlversprechen ausgehe, ist es die Gestaltung der Ortsmitte, dahinter werde ich zwar keinen Haken setzen können, aber ich kann eine Veränderung herbeiführen, die eine Verbesserung bedeutet fürs Gesamtbild der Gemeinde, für die Bevölkerung, für die Infrastruktur, die Aufenthaltsqualität bis hin zur Schaffung einer barrierefreien Gesundheitsversorgung, Stichwort Ärztepraxis, das ist ein Herzensprojekt. Man wird nicht daran gemessen, was man sagt oder was man fordert, sondern an den Ergebnissen, die herauskommen. Und wenn das Ergebnis für Steinenbronn nach acht Jahren positiv ist, wenn wir Kita-Plätze geschaffen haben, wenn wir unseren Haushalt stabil halten, wenn wir die Arbeit der Verwaltung so aufgebaut haben, das sie zukunftsfähig bleibt. Ich arbeite nicht für meine acht Jahre, sondern ganz klar für die Generation danach. Wenn ich nach acht Jahren kein Bürgermeister mehr werde, möchte ich trotzdem Steinenbronn positiv verändert haben, das ist mein oberstes Ziel. Und wenn ich eine zweite Amtszeit bekommen sollte und das auch möchte, dann möchte ich das, was ich begonnen habe, auch zu Ende führen.

Möchten Sie?

Stand jetzt kann ich dazu keine Auskunft geben, weil ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Die Arbeit für Steinenbronn hat oberste Priorität, und daran, ob ich in acht Jahren wiedergewählt werde, möchte ich meine Politik definitiv nicht ausrichten.