Niemand verbindet Tragik und Komik so effektvoll wie Yasmina Reza. Foto: AFP/Fred Dufour

Mit Stücken wie „Kunst“ oder „Gott des Gemetzels“ wurde Yasmina Reza berühmt. Ihr neuer Roman „Serge“ handelt von der Erkundungsreise einer jüdischen Familie an den Ort des Grauens und von den Fallstricken der Erinnerung. Kann das gut gehen?

Stuttgart - Das Gedenken an den Holocaust sei ritualisiert, die Auschwitzkeule werde zu durchsichtigen Zwecken geschwungen und überhaupt sei Erinnern eine Sache des individuellen Gewissens und lasse sich nicht verordnen. Mit seiner berüchtigten Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels hat Martin Walser 1998 in der Frankfurter Paulskirche die Grenzen des Sagbaren signifikant verschoben. Und es ist vor allem der Rechtspopulismus, der seitdem die damit eröffneten Schleichwege dankbar nutzt, um den „Vogelschiss der Geschichte“ zu entsorgen und die Verhältnisse zwischen Täter und Opfer nach Belieben umzukehren.