Ob bei Tag oder bei Nacht: Unfälle an der Enztal-Baustelle (hier im Oktober 2021 zwischen Pforzheim-West und -Nord) ziehen oft lange Staus nach sich. Foto: SDMG/Gress

Die Sommerferien-Statistik des ADAC gewährt einen vielsagenden Blick auf die A 8 zwischen Stuttgart und Pforzheim. Dieses Teilstück ist für fast 60 Prozent aller Staus auf der A 8 verantwortlich.

Bei den Worten Pforzheim-West und Pforzheim-Ost jagt es vielen Autofahrern einen kalten Schauer über den Rücken. Egal an welchem Tag oder zu welcher Uhrzeit – fast keine Staumeldung im Radio vergeht ohne eine Erwähnung der A 8. Wie nervenzehrend die Strecke tatsächlich ist, haben Autofahrer dank dem ADAC nun schwarz auf weiß: Allein während der Sommerferien war der etwas über 40 Kilometer lange Abschnitt zwischen Pforzheim-West und dem Kreuz Stuttgart für fast 60 Prozent aller Staus auf der A 8 in Baden-Württemberg verantwortlich.

Im Ferienzeitraum von 29. Juli bis 11. September verzeichnete die ADAC-Verkehrsdatenbank 5775 Staus in Baden-Württemberg mit rund 11 800 Kilometer Länge. Die Dauer der Staus betrug 5574 Stunden. Die A 8 belegt bei den Autobahnen mit der höchsten Staubelastung „nur“ Platz drei (976 Staus) – allerdings hinter der A 81 (1248) und der A 5 (1838), die innerhalb Baden-Württembergs deutlich länger sind.

Längster Stau am 29. Juli

Wie der Abteilungsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Württemberg, Holger Bach, auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, haben sich fast zehn Prozent aller Ferienstaus in Baden-Württemberg auf der A 8 zwischen Pforzheim-West und Kreuz Stuttgart ereignet – und 14 Prozent aller Staukilometer. Noch bedenklicher ist der Blick auf die Wartezeiten: Fast 1200 Stunden mussten Autofahrer auf diesem Streckenabschnitt im Stau oder im zähflüssigen Verkehr verbringen – das macht mehr als ein Fünftel sämtlicher Staustunden aus.

Mehr als ein Fünftel aller Staustunden

Der längste Einzelstau in diesem Abschnitt war übrigens am Freitag, 29. Juli, zwischen Stuttgart-Flughafen/Messe und Rutesheim mit 15 Kilometern. Hier immerhin haben andere A-8-Strecken die Nase weit vorn: Am Samstag, 10. September, mussten sich Autofahrer über 23 Kilometer zwischen Esslingen und Hohenstadt abquälen, am Freitag, 19. August, sogar über 27 Kilometer zwischen Memmingen-Süd und Aalen.

Kein Platz für Pannenfahrzeuge

Die wichtigste Ursache für die vielen Staus bei Pforzheim ist bekannt: die Großbaustelle auf der vorher schon völlig überlasteten Autobahn. Diese sorgt nicht nur wegen der vielen Verzögerungen in der Planungs- und Bauphase immer wieder für Negativschlagzeilen. Während der Bauarbeiten führen die Verengung der Fahrstreifen sowie die Geschwindigkeitsreduzierungen zu einer hohen Staugefahr, vor allem während der Stoßzeiten im Pendelverkehr, erklärt Holger Bach. „Besonders problematisch: Während der Bauphase ohne Seitenstreifen gibt es keinen Platz mehr für Pannenfahrzeuge.“ Bei Unfällen in den Engstellen sei ein längerer Rückstau programmiert.

Bei Unfällen sind lange Rückstaus programmiert

Doch so ärgerlich die Situation auf der Enztalquerung auch ist, so wie vorher konnte es auch nicht weitergehen, ist Holger Bach überzeugt. Aktuell passieren diesen Abschnitt insgesamt fast 77 000 Fahrzeuge pro Tag, davon 20 Prozent Schwerlastverkehr. „Vierstreifige Autobahnquerschnitte können aber nur eine Verkehrsstärke von 20 000 bis etwa 65 000 Fahrzeuge pro Tag aufnehmen. Aus diesem Grund ist der Ausbau schon seit Langem dringend notwendig, um die Leistungsfähigkeit einer der wichtigsten Ost-West-Verbindungen in Baden-Württemberg zu erhalten.“ Nach einem sechsstreifigen Ausbau steigt die Kapazität auf bis zu 102 000 Fahrzeuge pro Tag.