Paul Schobel bekommt im Böblinger Arbeiterzentrum von Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut die Landesverdienstmedaille überreicht. Foto: /Stefanie Schlecht

Vom Pfarrer zum Zukunftsmacher: Das Land ehrt den 83-jährigen Böblinger für seinen vielfältigen Einsatz.

Als Mitbegründer der Katholischen Betriebsseelsorge ist Paul Schobel einst bekannt geworden. Doch dabei blieb es nicht. Der Theologe hat im Laufe seines Lebens oft den Finger in Wunden gelegt. Nun ist er für sein soziales und gesellschaftliches Engagement vom Land gewürdigt worden: Im Arbeiterzentrum Böblingen hat der 83-Jährige die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg überreicht bekommen.

Ein Pfarrer beim Streik

Seit den 70er-Jahren hat sich Paul Schobel dafür eingesetzt, die Nöte der Menschen in der modernen Arbeitswelt in die Kirche zu tragen – und dorthin zu gehen, wo Menschen an ihrer Arbeit leiden. Dafür wählte er ungewöhnliche Wege: Er heuerte im Sindelfinger Daimler-Werk an – am Fließband erlebte er die Monotonie der Industriearbeit am eigenen Leib. Er beteiligte sich an Streiks für mehr Lohn und Arbeitszeitverkürzung.

Im Jahr 1987 wurde auf seine Initiative in Böblingen das „Arbeiter- und Arbeitslosenzentrum“ eröffnet, das Raum für Treffen, Gespräche und Gottesdienste bietet. Schobel hat auf Streikversammlungen gesprochen, er ist im Widerstand gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 aktiv gewesen und hat nach der Insolvenz der Drogeriekette Schlecker für die entlassenen Mitarbeiterinnen Geld gesammelt. Mit seinem Engagement ist er häufig angeeckt. Beirren ließ sich Schobel dadurch nicht.

Gerechtigkeit ist der rote Faden in Schobels Leben

Mit der Verleihung der Verdienstmedaille wurde auch die Wander-Ausstellung „Zukunftsmacher*innen“ der Caritas Stiftung eröffnet. Mit „Zukunftsmacher*innen“ sind Frauen und Männer gemeint, die Treuhandstiftungen unter dem Dach der Caritas Stiftung gegründet haben. Einer von ihnen ist Paul Schobel, der 2004 seine Stiftung mit dem Namen „Arbeit und Solidarität“ gründete. Diese Stiftung erlangte vor allem während der „Schlecker-Pleite“ 2011 Berühmtheit, als Schobel mit Hilfe eines eigens gegründeten „Schlecker-Fonds“ arbeitslos gewordenen Frauen des Konzerns in besonderen Härtefällen unterstützte. Darüber hinaus fördert die Stiftung „Arbeit und Solidarität“ innovative Projekte der Betriebsseelsorge wie die Beratung von Flüchtlingen bei der Arbeitsaufnahme oder Projekte der Aktion „Faire Mobilität“ für Fernfahrer.

Paul Schobel wurde in Rottweil geboren

Paul Schobel wurde 1939 in Rottweil geboren. Seine Laufbahn begann er als Pfarrer der Christlichen Arbeiterjugend. 1972 wurde er zum Industriepfarrer im Raum Böblingen bestellt. 1992 übernahm Schobel die Leitung des Betriebsseelsorge-Teams in der Diözese Stuttgart. Seit 2008 ist er im Ruhestand, in Böblingen ist der 83-Jährige jedoch weiterhin in der Seelsorge aktiv.

Die Ausstellung „Zukunftsmacher*innen“ ist bis zum 13. April in den Räumen des Böblinger Arbeiterzentrums, Sindelfinger Str. 14, zu sehen.