Tina Gatty führt die Schönbuch Braumanufaktur künftig gemeinsam mit Werner Dinkelaker (re.), Götz Habisreitinger (li.) bleibt nach seinem Ausscheiden beratend tätig Foto: Stefanie Schlecht

Co-Chef Götz Habisreitinger scheidet zum Jahresende aus und seine Nichte Tina Gatty folgt ihm nach.

Generationswechsel in Böblingens ältestem Unternehmen: In der Schönbuch Braumanufaktur zieht sich Co-Geschäftsführer Götz Habisreitinger im Alter von 69 Jahren zurück. Seinen Platz an der Seite von Geschäftsführer Werner Dinkelaker nimmt von nun an Habisreitingers Nichte Tina Gatty ein. Damit bleibt die Brauerei vollständig unter der Führung der beiden Inhaberfamilien. Ab 1975 absolvierte Habisreitinger in der Brauerei eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Nach seinem anschließenden Studium der Betriebswirtschaft kehrte er 1981 in die Firma zurück und wurde 1994 Geschäftsführer.

„Es war am Anfang schwierig, die alten Strukturen aufzubrechen und Änderungen durchzusetzen“, sagt er rückblickend. „Ich habe einige Widerstände überwinden müssen. Es war ein langer Prozess, Dinge zu ändern.“ Ein Meilenstein war 1991 die Einführung der Weizenbier-Spezialitäten, die Habisreitinger massiv forciert hatte. Ein weiteres großes Projekt war der Bau des neuen Verwaltungs- und Geschäftshauses am Postplatz in Böblingen 1993. Ein Jahr zuvor setzte er durch, dass auf dem Firmengelände ein Biergarten errichtet wurde. „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, immer mehr Aufgaben zu übernehmen“, sagt Habisreitinger. Er wird dem Unternehmen weiter als Berater zur Verfügung stehen und dort ein Büro haben.

Fließender Übergang gelungen

Langsam in die Aufgaben hineinwachsen, das war auch das Credo von Tina Gatty, Habisreitingers Nichte. Die gelernte Bankkauffrau und studierte Betriebswirtin arbeitete bei Hugo Boss und war dort Abteilungsleiterin. 2016 schickte sie eine Initiativbewerbung an die Brauerei. Sie wollte mit ihrem Lebenslauf und ihrer Erfahrung überzeugen und nicht nur auf den „Familienbonus“ setzen.

Die zweifache Mutter begann in Teilzeit in den Bereichen Marketing sowie Kommunikation und als Assistentin der Geschäftsleitung zu arbeiten. Bedingt durch den Beruf ihres Mannes, zog sie danach für vier Jahre nach Tokio – arbeitete aber aus der Ferne für den Familienbetrieb weiter. Nach ihrer Rückkehr wurden die Weichen in Richtung Nachfolge gestellt: „Ich habe mit Götz sehr intensiv zusammengearbeitet. Das Spannende ist die wahnsinnige Vielfalt dieser Tätigkeit. Ich freue mich darauf, diese Verantwortung für das Familienunternehmen zu übernehmen“, sagt die 42-Jährige. Zumal sie in Werner Dinkelaker einen erfahrenen Geschäftsführer an ihrer Seite weiß, der seit 1997 in der Funktion tätig ist.

Infos zur Schönbuch Braumanufaktur

Geschichte
Das Brauunternehmen wurde 1823 von Karl Gottfried Dinkelacker als Brauerei Dinkelacker auf dem Böblinger Marktplatz gegründet. Ein Spross der Familie gründete 1873 die Stuttgarter Brauerei Dinkelacker. Um Verwechslungen der beiden Brauereien zu vermeiden, strichen die Dinkelackers in Böblingen damals das c aus ihrem Namen. 1906 wurde die Brauerei in Schönbuch Bräu umbenannt, seit 2010 nennt sich das Unternehmen Schönbuch Braumanufaktur.

Ausstoß
Gebraut werden in normalen Jahren mit 40 Mitarbeitern zwischen 40 000 und 50 000 Hektoliter. Das Böblinger Bier wird an insgesamt rund 150 Gastronomiebetriebe im Umkreis von 30 Kilometern geliefert. Das Unternehmen betreibt drei Brauhäuser in Böblingen, Stuttgart und Calw und besitzt ein knappes Dutzend gastronomische Betriebe.

Werner Dinkelaker
Der 54-Jährige war seit 1997 zusammen mit Götz Habisreitinger (69) Geschäftsführer der Schönbuch Braumanufaktur und leitet das Böblinger Familienunternehmen in der mittlerweile sechsten Generation. Von nun an gemeinsam mit Tina Gatty, Habisreitingers Nichte.