Johannes Lochner tritt für den BC Solitude Stuttgart an. Foto: imago/Memmler

Hansi Lochner vom BC Solitude Stuttgart spricht über über seinen ersten WM-Titel im Zweierbob – und die folgende Enttäuschung im Viererbob bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz.

Vorletztes Wochenende hat Bobpilot Johannes Lochner in St. Moritz seine Karriere als Weltmeister im Zweierbob gekrönt. Im Viererbobwettbewerb musste sich der 32-Jährige Berchtesgadener, der für den Bob-Club Solitude Stuttgart startet, an diesem Wochenende dann allerdings mit dem vierten Platz begnügen.

Herr Lochner, vor einer Woche jubelten Sie über den ersten WM-Titel Ihrer Karriere im Zweierbob, nach dem Vierer dagegen ist Enttäuschung angesagt?

Ja, so ist der Sport: Mal geht’s rauf und dann wieder runter. Im Viererbob hat’s die gesamte Saison schon nicht so richtig geklappt.

Woran hat’s gelegen?

Ich musste am Sonntagmorgen noch meinen Anschieber Georg Fleischhauer auswechseln, der mit Fieber im Bett lag. Wir hatten im Vorfeld meinen Bob gewechselt, was mich nicht so voran gebracht hat. Während der vier Fahrten hier in St. Moritz hatte ich dann eine Reihe kleiner Fehler gemacht, die sich am Ende in der Gesamtzeit niederschlugen.

Wie groß war Ihre Sehnsucht auf den ersten WM-Titel im Zweier oder Vierer seit dem Vierer-Titelgewinn 2017?

Der Zweierbobtitel bedeutet mir sehr viel, das war so das letzte Ding auf der To-do-Liste, das mir noch fehlte. Viermal Zweiter bei der WM zu werden, hat mich schon irgendwann gewurmt.

Von Francesco Friedrich, dem zwölffachen Weltmeister und „Bobkönig“, gab’s in der vergangenen Woche ein dickes Lob: Er hat Sie als „Nonplusultra im Zweierbob in diesem Winter“ bezeichnet. Ein Zeichen für großen Teamgeist unter den Konkurrenten?

Ja, bei uns Bobfahrern herrscht tatsächlich ein richtig guter Teamgeist. Wir verstehen uns untereinander sehr gut.

Welche Reaktionen haben Sie denn aus Ihrem Verein, dem Bobsportclub Solitude Stuttgart, nach ihrem WM-Sieg erhalten?

Das war schon hervorragend. Die Stuttgarter waren auch an diesem Wochenende mit einer großen Anzahl an Zuschauern hier in St. Moritz vertreten. Diese Unterstützung ist schon klasse.

Was sind die Hintergründe für Ihren späten Erfolg?

Ich bin athletischer geworden und dadurch schneller am Start. Natürlich bringt man in diesem Alter viel an Erfahrung ein, was im Bobsport eine große Rolle spielt.

60 Sekunden mit bis zu 160 km/h durch den Eiskanal zu donnern, in den Kurven Fliehkräfte bis zum Neunfachen der Schwerkraft auszuhalten – muss man da nicht ein bisschen verrückt sein?

Ja, da muss man tatsächlich verrückt sein.

Werden Sie bei den nächsten Olympischen Spielen 2026 in Cortina d’Ampezzo noch dabei sein?

In jedem Fall. Ich weiß nur noch nicht, ob als Bobfahrer oder als Zuschauer.