Ein Archivbild von 2004: Die Kürbisausstellung arbeitete sich aus einer Krise heraus und erfand sich neu. Foto: dpa/Norbert Försterling

Kürbisausstellung im Blühenden Barock auf der Kippe: 2004 waren Kürbisse rund um das Schloss streng verboten – aus der Not wurde eine Tugend und die Ausstellung zu dem, was sie heute ist.

Das Jahr 2004 am Ludwigsburger Schloss begann mit einer Wette. Der damalige Leiter des Blühenden Barocks wollte nicht glauben, dass in dieser Saison ein neuer Besucherrekord aufgestellt wird – falls das wirklich passiere, werde er sich seinen Vollbart abrasieren, versicherte Volker Kugel. Dann startete das wohl aufreibendste Jahr in der neueren Geschichte des Blühenden Barocks und des Residenzschlosses, das fast das Ende der Kürbisausstellung bedeutete.

Polit-Prominenz im Blühenden Barock

Vor 20 Jahren feierte das Blühende Barock das 50-jährige Bestehen, das Residenzschloss wurde 300 Jahre alt. Bundespräsident Horst Köhler, Ministerpräsident Erwin Teufel und viele weitere Prominente besuchten das schwäbische Versailles und lobten die Sanierung des Schlosses. 92 Millionen Euro flossen in 24 000 Quadratmeter Fassadenfläche, in 20 000 Quadratmeter Dach und 1500 Fenster. Im Inneren wurde der kunstvolle Schmuck der Decken von unzähligen Farbschichten befreit, drei neue Museen eröffneten 2004 im Schloss.

Der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel steht 2004 mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau Edeltraud vor dem frisch sanierten Schloss. Foto: dpa/Harry Melchert (Archiv)

Auch das Blühende Barock putze sich im Jubiläumsjahr heraus. Mit einem Sonderetat fuhr der damalige Leiter Volker Kugel eine besonders aufwendige Blumen- und Pflanzenshow auf, um das frisch renovierte Schloss zu umrahmen. Auf der Bärenwiese gab es eine ganzjährige Extraausstellung mit zehn experimentellen Schaugärten. Ein Schwung ging durch Ludwigsburg und die Schlossanlage – ein Schwung, der die Kürbisausstellung bedrohte.

Die Kürbisausstellung war schon beliebt, aber ohne Breitenwirkung

Die wurde vier Jahre zuvor ins Leben gerufen, war bei Besuchern bereits beliebt, hatte aber noch nicht die große öffentliche Wahrnehmung heutiger Tage. „Viele Ludwigsburger glaubten damals, dass die Kürbisausstellung nach ein paar Jahren wieder verschwinden wird“, erinnert sich Kugel.

In diesen Jahren fand die Ausstellung vor allem im Südgarten statt, mit riesigen Kürbismodellen wie einer Pyramide oder einem Schiff direkt vor der Front des Schlosses. Doch anno 2004 sprach die Schlossverwaltung Baden-Württemberg plötzlich ein striktes Kürbisverbot vor dem Schloss aus. „Das wurde uns freundlich, aber bestimmt mitgeteilt“, erinnert sich Ex-Blüba-Chef Volker Kugel. Nichts sollte den Blick auf die frisch renovierte Fassade verstellen, sagt Stefan Hinner, der damals schon als Eventmanager für die Ausstellungsveranstalter der Jucker Farm arbeitete.

Aus der Not wird ein neues Konzept für die Kürbisausstellung

Die Verantwortlichen waren verunsichert und ratlos, die Kürbisausstellung drohte in eine andere Stadt abzuwandern. Volker Kugel wollte die Veranstaltung jedoch nicht kampflos aufgeben und schlug vor, die Kürbisausstellung zu versetzen – weg vom Schloss, runter in das Tal des unteren Ostgartens. Stefan Hinner und die Leiter der Jucker Farm nahmen das Angebot an und machten aus der Not eine Tugend.

Sie entwickelten ein komplett neues Konzept. Anstatt einer riesigen Pyramide oder eines Schiffs sollte es mehrere kleine Figuren geben. Die Kürbisausstellung bekam eine landwirtschaftliche Prägung, der Zierkürbis rückte in den Hintergrund, der Kürbis als Lebensmittel in den Vordergrund. Die ersten gastronomischen Angebote und erste Events wie das Kürbisbootschippern wurden etabliert. Es habe große Sorgen gegeben, ob das Konzept angenommen wird und die Besucher den Weg runter zur neuen Ausstellungsfläche finden, erinnern sich Kugel und Hinner. Die Sorgen waren unbegründet.

2004 habe sich vom Krisenjahr zur Geburtsstunde der heutigen Kürbisausstellung gemausert, sagt Hinner. Mittlerweile sei er froh, dass die Schlossverwaltung damals das Kürbisverbot ausgesprochen hat. „Das war im Grunde eine Befreiung vom Gigantismus der vorherigen Jahre“, sagt Volker Kugel. Am Ende wurde das große Jubiläumsjahr zum Erfolg für Schloss, Blüba und Kürbisausstellung, nur Volker Kugel musste eine Niederlage einstecken. Exakt 505 611 zahlende Besucher strömten 2004 ins Blühende Barock, ein neuer Rekord – der Bart kam ab.

Kürbisausstellung „Frauen-Power“ im Blühenden Barock

  • Geöffnet: Täglich noch bis zum 3. November
  • Ausstellung: 9 – 20.30 Uhr
  • Gastro: 10.30 – 17 Uhr
  • Laden: 10.30 – 17.30 Uhr
  • Kürbisverkauf: 10.30 – 17.30 Uhr