Wenn Jung und Alt zusammentreffen, profitieren oft beide Seiten davon. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Ein neuer Kurs in Kornwestheim ist ein gutes Beispiel für generationsübergreifendes Denken. Das Potenzial ist groß.

„Mein Großer ist jetzt 65. Er macht mich wahnsinnig. Aber wenn er dich einmal anlächelt, gibt er mir soooo viel zurück.“ Mit Aussagen wie dieser schilderte der Comedian Maxi Gstettenbauer in seinem Programm vor ein paar Jahren lebhaft und frech, wie er – um die 30 – bei Besuchen seiner Eltern immer wieder gebeten wird, am Computer und Handy auszuhelfen. Gstettenbauer ist zwar Niederbayer. Im Schwäbischen würde er seine Erfahrung mit Eltern und Technik aber vermutlich auf den Punkt bringen mit einem „Dätsch mer net“. Er schilderte auch, wie er seinem Vater ein Handy mit Touchscreen besorgte. Das Ergebnis: „Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihm gehört.“

Spaß beiseite: Online, das ist einer der wenigen Bereiche, in der viel Lebenserfahrung nicht gleichzeitig einen Vorteil bedeutet. Wer ohne dieses „Neuland“, wie die damalige Kanzlerin Angela Merkel das Internet noch vor zehn Jahren bezeichnete, aufgewachsen ist, tut sich manchmal schwer. Und hat man sich in die Technik und ihre Funktionen hineingearbeitet, ist einem die Entwicklung wieder zwei Schritte davongeeilt.

Beide Seiten profitieren

Eine gelungene Idee ist es vom Stadtseniorenrat in Kornwestheim, das zum Anlass zu nehmen, Senioren und Schüler zusammenzubringen. Im Kurs „Digitale Angebote sicher nutzen“ schulen keine IT-Experten, sondern Heuss-Realschüler ältere Personen darin, wie sie Computer und Handy im Alltag noch besser einsetzen können. Etwa für den Kauf von Fahrkarten oder Konzerttickets. So profitieren beide Seiten. Lernen die Schüler doch, wie sie etwas verständlich erklären.

Und: Die beiden Generationen treten in einen Austausch miteinander. Diese Idee ist nicht neu. Das Konzept von Leihoma und -opa bewährt sich vielerorts. Es entstehen immer mehr Mehrgenerationenhäuser. Aber es steckt eben viel mehr Potenzial darin. In Kanada geht man seit mehreren Jahren sogar so weit, Alten- und Kinderheime unter einem Dach zusammenzubringen. Die Erfahrung dort zeigt, dass viele Senioren an Lebensfreude gewinnen und in ihrer Großelternfunktion aufblühen. Die Kinder erfahren Nähe, lernen Sozialkompetenz und Rücksichtnahme. Das Angebot muss natürlich zur einzelnen Person passen. Der Kritikpunkt, dass die Kinder zu früh mit dem Thema Tod konfrontiert würden, wurde aber zumindest widerlegt. Ähnliche Projekte gibt es inzwischen in anderen Ländern.

Wie weit man bei generationsübergreifenden Projekten auch geht: Es profitieren beide Seiten, und so die Gesellschaft. Man lernt sich gegenseitig und die jeweils andere Lebenswirklichkeit etwas kennen, zeigt Verständnis füreinander, baut Beziehungen auf – anders als etwa beim reinen Vortanzen einer Kindergartengruppe im Altenheim. Also, sofern das Konzept stimmig ist: gerne mehr davon! Wie an anderer Stelle in Kornwestheim. Schüler des Sigle-Gymnasiums laden Senioren jede Woche zur offenen Sprechstunde zu technischen Fragen ein.