Paris hat in der Nacht zum Freitag einen Blackout in vier Stadtbezirken erlebt. Foto: dpa/Elko Hirsch

In Paris waren in der Nacht zum Freitag 125 000 Haushalte zeitweise in tiefste Dunkelheit getaucht. Ein Vorbote kommender Blackouts? Präsident Macron warnt vor Panik.

Paris musste in der Nacht auf Freitag die Kerzen anzünden. Ganze Straßenzüge zwischen Bastille, Place de la République und Quartier Latin hatten keinen Strom mehr. Um 22 Uhr war er ausgefallen; ortsweise wurde es erst gegen Mitternacht wieder hell in den Fenstern.

An sich wäre der Ausfall an einem Abend, in dem viele Kinder schon im Bett waren, nicht sonderlich gravierend. Der in Paris wohl noch nie erlebte Teil-Blackout ist aber für viele Landesbürger ein böses Omen. Seit gut einer Woche stimmen die Behörden sie auf die Möglichkeit kontrollierter Netzunterbrechungen ein, wobei sie verharmlosend von möglichen „délestages“ (Entlastungen) sprechen.

Atomkraftwerke liefern zu wenig Strom

Die Lage ist ernst: Die 56 Atomkraftwerke im Land liefern zu wenig Strom. Der Stromexporteur Frankreich muss so viel Elektrizität wie noch nie aus Deutschland einführen.

Die Netzbetreiberin Enedis teilte mit, der Energieausfall in vier der 20 Stadtbezirke habe nichts mit der generellen Notlage oder dem Atomenergie-Engpass zu tun; Grund sei ein „technischer Zwischenfall in einem Transformator“.

Präsident Emmanuel Macron musste Anfang der Woche aber bereits die Nation beschwichtigen: „Keine Panik, das nützt nichts“, erklärte er. Der Stromkonzern Électricité de France (EDF) hatte zuvor angekündigt, er könnte gezwungen sein, den Strom zu Spitzenkonsumzeiten am Morgen und frühen Abend mehrere Stunden lang zu kappen. Nur Viertel mit Krankenhäusern, Polizei- und Feuerwehrstationen blieben verschont. „Es ist normal, dass die Regierung einen so extremen Fall vorbereitet“, erklärte Macron dazu. Einzelne Landsleute zeigten sich mit diesen generellen Worten aber wenig beeindruckt. Sie fragen zurück, wie Patienten überleben sollen, die zu Hause an ein Beatmungsgerät geschlossen sind.

Blackout-Szenarien am Computer durchgespielt

EDF, Enedis und die Präfekturen haben nun mehrere Szenarien von Unterbrechungen am Computer durchgespielt. Insidern zufolge ging es bei diesen Simulationen aber weniger um die Stromnetze, sondern um die Aufrechterhaltung der Telefonnummern für Notfälle – oder eben um all die Fälle, die von Notstromaggregaten abhängen. Auch die Eisenbahn und der Straßenverkehr käme zum Erliegen, da die Signale elektronisch gesteuert sind.

Wie verbreitet die Angst vor einem Zusammenbruch des Stromnetzes ist, zeigt sich daran, dass der Energiekonsum in Frankreich letzte Woche um 8,3 Prozent gesunken ist. Experten schließen daraus, dass die sonst wenig disziplinierten Citoyens die Stromsparappelle – etwa für 19 Grad in Wohnungen und Büros – pflichtbewusst umsetzen. Bei einer Einsparung von zehn Prozent sollen keine Stromunterbrechungen nötig sein.

EDF wartete am Freitag mit einer guten Nachricht auf: 40 von 56 Reaktoren seien nach Reparatur- und Wartungsarbeiten wieder am Netz. Die Leistung des gewaltigen AKW-Parks erreicht damit fast wieder 40 – von potenziell 61 – Gigawatt. Sollte aber die jetzt über Frankreich hereingebrochene Kälte länger anhalten, könnte es am Ende doch anders kommen als simuliert.