Bisher gab es bei der neuen Variante noch keine schweren Krankheitsverläufe. Foto: dpa/Denis Farrell

Die südafrikanischen Ärztin Angelique Coetzee hat bisher rund 30 Patienten untersucht, die mit der Omikron-Variante infiziert waren. Es gab nur milde Symptome, weshalb sie die derzeitige Handhabe für aufgebauscht hält.

Pretoria - Eine Infektion mit der neuen Corona-Variante Omikron hat nach Angaben der südafrikanischen Ärztin Angelique Coetzee bei dutzenden Patienten nur zu leichten Symptomen geführt. Coetzee, Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbandes, sagte am Sonntag im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP, sie habe in den vergangenen zehn Tagen rund 30 Patienten untersucht, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, aber ungewohnte Symptome aufgewiesen hätten.

„Sie sind wegen extremer Müdigkeit in die Sprechstunde gekommen“, sagte die in Pretoria praktizierende Ärztin. Dies sei ungewöhnlich für jüngere Patienten. Die meisten Infizierten seien Männer unter 40 Jahren gewesen, weniger als die Hälfte von ihnen sei geimpft gewesen. Sie hätten leichte Muskelschmerzen gehabt, einen „kratzigen Hals“ und trockenen Husten. Nur einige hätten leicht erhöhte Temperatur gehabt. Alle hätten sich wieder erholt, ohne ins Krankenhaus zu müssen.

Sehr milde Symptome

Die sehr milden Symptome unterschieden sich laut Coetzee von Infektionen mit anderen Corona-Varianten. Coetzee informierte daher am 18. November die Gesundheitsbehörden ihres Landes über ein nicht zur bis dahin vorherrschenden Delta-Variante passendes Krankheitsbild. Bis dahin hatte sie die ersten sieben der insgesamt 30 Patienten mit ungewöhnlichen Symptomen untersucht. Die Behörden seien nicht überrascht gewesen, da sie die neue Variante bereits untersucht hätten, sagte Coetzee.

Südafrika hatte die Entdeckung der neuen Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 am Donnerstag bekannt gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft sie als „besorgniserregend“ ein. 

Gefährlichkeit unklar

Coetzee bedauerte es, dass Omikron als „extrem gefährliche Virusvariante“ mit zahlreichen Mutationen aufgebauscht worden sei, obwohl ihre Gefährlichkeit noch unklar sei. Es wird vermutet, dass die neue Variante sehr ansteckend und resistent gegen die Immunabwehr ist. Ob sie die Wirksamkeit der Vakzine beeinträchtigt, wird aber noch untersucht. 

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„Wir sagen nicht, dass es keine schweren Erkrankungen geben wird“, betonte Coetzee. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hätten aber auch die nicht geimpften Patienten milde Symptome. „Ich bin ziemlich sicher, dass viele Menschen in Europa dieses Virus schon haben“, zeigte sie sich überzeugt. 

Fehlende Daten bei Älteren

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zeigte sich angesichts entsprechender Äußerungen Coetzees gegenüber der britischen Zeitung „Telegraph“ vorsichtig optimistisch. „Es wäre wirklich ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, wenn Omicron leichter verliefe“, schrieb Lauterbach am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Bei so vielen Mutationen wäre es aber denkbar.“

Auch Lauterbach mahnte zur Vorsicht. Er verwies darauf, dass in Südafrika nur sechs Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt seien. Deutschland sei hingegen das Land mit der ältesten Bevölkerung in Europa mit vielen chronisch Kranken.