Der Fotograf Jacques Henri Lartigue liebte es, Bewegungen festzuhalten – etwa bei einem französischen Autorennen wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. 97 Fotografien von Jacques Henri Lartigue sind in dem Bildband „Das schöne Leben“ im Verlag Schirmer/Mosel zu entdecken. Foto: Photographie J.H. Lartigue © Ministère de la Culture - France / AAJHL/Verlag Schirmer/Mosel

Der Fotograf Jacques Henri Lartigue hat acht Jahrzehnte lang das schöne Leben im Blick gehabt. Jetzt zeigt ein Bildband eine Auswahl seiner besten Bilder.

Stuttgart - Wer lächelt, wird automatisch fröhlich. Dieser Tipp zur Besserung betrübter Stimmungslagen ist nicht immer hilfreich. Die Beschwernisse des Lebens werktätiger Menschen verschwinden natürlich auch nicht durch die Betrachtung von Fotografien. Beeindrucken, amüsieren, das können sie aber, die Werke des französischen Fotografen und Malers Jacques Henri Lartigue.

Baden im Tweedanzug

Mehr als 117 000 Negative und Farbabzüge liegen der Lartigue-Stiftung vor, eine Auswahl von knapp 100 Fotografien ist in dem kleinen, feinen Band „Das schöne Leben“ enthalten. Treffender Titel. Lartigue (1894–1986) kennt es, das schöne Leben, wächst in einer großbürgerlichen Familie auf und fotografiert viele Jahrzehnte lang, was er sieht.

Den Bruder, der im Tweedanzug und mit Sonnenbrille im Wasser posiert, Freunde in Faschingskostümen; die schöne Frauen, mit denen er verheiratet ist; Berühmtheiten wie den Maler Pablo Picasso und den Filmregisseur Federico Fellini in späteren Jahren, als er berühmt geworden ist (die Besprechung seiner ersten großen Ausstellung in New York erschien im „Life“-Magazin, das sich dem Tod von US-Präsident John F. Kennedy widmete und entsprechend hohe Auflagen erzielte).

Autorennen und Schnappschüsse

Lartigue ist fasziniert von der Fotografie, die das Leben in Bewegung festhält. Er dokumentiert 1904 den ersten Flug des Flugzeugkonstrukteurs Gabriel Voisin, besucht Autorennen, Tennismeisterschaften. Er drückt auf den Auslöser, wenn Cousins und Cousinen sich ins Wasser stürzen oder Treppen hinunterspringen, später sind es Models in Versailles oder Fotografenkollegen wie Richard Avedon in Aktion bei der Arbeit.

Die Fotografien bezaubern durch eine Leichtigkeit, Heiterkeit. Bei Reisen durch die Welt entstehen Schnappschüsse, Straßenszenen, Stillleben, Landschaftsbilder; der Mann hat einen Blick für die Poesie des Alltäglichen, er zeigt, Schönheit findet sich auch im banalen Leben.

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Info

Das Buch
Jacques Henri Lartigue: Das schöne Leben. Verlag Schirmer/Mosel, 128 Seiten, 97 Abb., 14,80 Euro.

Der Fotograf
Jacques Henri Lartigue (1894–1986) wurde 1963 durch eine Ausstellung in New York berühmt. Seine erste Kamera bekam er als Achtjähriger.