Jasmin Koch erklärt den neuen Schrank, der einmal die kontaktlose Ausleihe ermöglichen soll. Noch kämpfen sie mit den Tücken der Technik. Foto: Judith A. Sägesser

Seit Neuestem verleiht die Stadtbücherei Tübingen Dinge, die man selten braucht und so nicht kaufen muss. Allen Gegenständen gemeinsam ist: Sie sollen dabei helfen, nachhaltiger zu leben.

Die Bohrmaschine war bisher immer ausgeliehen. Das ist für Jasmin Koch und Monika Fridrich ein Zeichen dafür, dass die neue Bibliothek der Dinge funktioniert. Die meisten Menschen brauchen eine Bohrmaschine so gut wie nie, in Tübingen ist sie der gefragteste der Gegenstände, die man sich neuerdings in der Stadtbücherei borgen kann. Insgesamt ein Dutzend Dinge stehen seit Oktober zum Verleih, es sollen bald doppelt so viele sein.

Büchereien sind seit jeher der Ort, an dem Menschen teilen, sie sind Pioniere der Sharing Economy, dem organisierten Teilen mit anderen. Dieses Teilen geschieht in Leih-Läden, über gewerbliche Firmen, Internet-Plattformen oder eben in Bibliotheken. Immer mehr Büchereien versuchen Neues und nehmen auch Gegenstände ins Programm. Bei manchen reicht das Angebot von Waffeleisen bis Raclette-Gerät, „das machen wir aber nicht“, sagt Fridrich. „Man könnte ja alles nehmen.“ In Tübingen hat man sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen.

Akkuschrauber bis Werkzeugkoffer

Die Stadtbücherei Tübingen hat zu ihrem 75-jährigen Jubiläum eine grüne Bibliothek eröffnet, für die Monika Fridrich unter anderem zuständig ist. Es soll Veranstaltungen geben zu Nachhaltigkeitsthemen, an einer Station des Vereins Papierpilz kann man sich aus einseitig beschriebenen Blättern einen Block heften. Und es gibt eben die Bibliothek der Dinge, in der man explizit Gegenstände ausleihen kann, die einem dabei helfen, nachhaltiger zu leben. Zur Auswahl stehen beispielsweise Akkuschrauber, Fahrrad- und Uhrmacherwerkzeug sowie ein Tacker, um Möbel neu zu beziehen. An jenem Morgen ist das meiste verliehen, nur drei Dinge warten auf ihren Einsatz: ein Werkzeugkoffer, eine Heißklebepistole und Einhandzwingen.

Noch kämpfen sie mit den Tücken der Technik, sagt Monika Fridrich, der Schrank im neuen Windfang der Bücherei, der die kontaktlose Ausleihe ermöglichen soll, ist noch außer Betrieb. Entliehen werden können die Dinge zurzeit nur an der Theke. Die Rückgabe geht auch später nur persönlich, denn der Werkzeugkasten muss nachgezählt und die Nähmaschine auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden.

Wie die Idee für die Bibliothek der Dinge entstanden ist

Auslöser für die Bibliothek der Dinge seien die Energiemessstecker der Stadt gewesen, erzählt Monika Fridrich. Die Stadt habe sie an Bürger verliehen – mit mäßigem Erfolg. Als die Bücherei sie bei sich ins Regal legte, waren sie dauernd vergriffen. Inzwischen haben sie 22 Stück zum Borgen. Jasmin Koch schaut im Computer nach: „Fast alle ausgeliehen.“ Und weil auch manches von den neuen Gegenständen auffällig lange vergriffen ist, haben sie die Leihfrist angepasst: mit der Bohrmaschine muss man jetzt nach maximal zwei statt vier Wochen fertig sein, damit der Nächste sein Projekt umsetzen kann.