Schlüsselmoment: Mekgnam Podolsky und Michael Kuhn übernehmen von Marion Koepf, die Leitung der Konzertreihe. Die Pandemie bremst die beiden aber vorerst aus. Foto: Langner

Kurz vor Corona Mekgnam Podolsky und Michael Kuhn haben die Konzertreihe im Dätzinger Schloss übernommen. Wie geht es ihnen?

Russische Kunst und Musik haben es in Zeiten des russischen Angriffskrieges, schwer. Manche Kulturmanager verbannen russische Musik aus ihren Programmen. Auch wenn man vermuten darf, dass Komponisten wie Modest Mussorgski oder Peter Tschaikowsky, die Freigeister waren, unter der jetzigen russischen Regierung erheblich gelitten hätten. Der Komponist Sergej Bortkjewicz galt bis vor kurzem als russischer Spätromantiker, der hoch attraktive Werke komponiert hat.

Ein schönes Konzert am Samstag

Leider wurden sie nicht allzu häufig gespielt. Doch die Besucher des Konzertes, das am kommenden Samstag, 19 Uhr, in Dätzingen stattfindet, können in diesen Genuss kommen. Der Pianist Michael Kuhn hat unter anderem Sergej Bortkjewiczs Ballade ins Programm genommen, ein Werk mit wunderschön verführerischen Harmonien.

Michael Kuhn hat mit Mekgnam Podolsky die Leitung der Konzerte im Schloss übernommen. Von Marion Koepf, die noch immer zum Team gehört und im Hintergrund hilft. Eigentlich sollte dieser Wechsel vor knapp drei Jahren mit einem besonderen Konzert, einem Eröffnungskonzert gewissermaßen, begangen werden. Doch wie so vieles andere musste es wegen Corona verschoben werden – und findet nun am kommenden Samstag statt. Kuhn spielt mit dem Stuttgarter Hornisten Reimer Kühn und dem russischen Geiger Evgeny Popov – zusammen nennen sie sich Trio op. 40 – ein Programm mit einer attraktiven Mischung aus Spätromantik und vom Jazz beeinflusster Moderne.

Preise für den Pianisten

Kuhn ist Musikfreunden im Kreis Böblingen alles andere als unbekannt. Er wirkt bei vielen Konzerten mit, und ist unter anderem auch als Pianist und Geschäftsführer des Montanara-Chores aktiv. Er hat viele erste Preise bei Wettbewerben erspielt, in Basel wurde er mit dem „Förderpreis der Wirtschaft“ für hervorragende künstlerische Leistungen ausgezeichnet. Seit 2020 unterrichtet er Klavier an der Tübinger Musikschule. Seine ausgedehnte Konzerttätigkeit führte ihn durch die gesamte Bundesrepublik, in alle europäischen Nachbarstaaten und sogar nach Israel, Mexiko und in die USA. In Dätzingen versucht er nun, die Schlosskonzerte auf hohem Niveau zu halten.

„Wenn 70 bis 80 Zuhörer kommen, sind wir durchaus zufrieden“, sagt Kuhn, der sich nach Corona mit der Diskussion um russische Künstler oder russische Komponisten auseinandersetzen musste. „Man sollte doch die Kirche im Dorf lassen“, sagt der Musiker dazu, der diese Debatte „teilweise als künstlich hochstilisiert“ empfand. Musik, sagt er, überwinde ja auch Grenzen: „Als ich mit einem Chor Konzerte in Polen gegeben habe, gab es vereinzelt antideutsche Bemerkungen. Nach dem Konzert wich diese anfängliche Ablehnung doch einer allgemeinen herzlich-freundschaftlichen Stimmung.“

Organisation im Familienverbund

Seine Mitstreiterin Mekgnam Podolsky hat wie er bei dem Karlsruher Klavierprofessor Gunther Reinhold studiert – und bei Michel Kuhn noch Unterricht genommen. Die Pianistin und Klavierlehrerin mit Wohnsitz in Maichingen nennt Chopin und Rachmaninow als ihre Lieblingskomponisten, bewundert die kontinuierliche Aufbauarbeit ihrer Vorgängerin Marion Koepf und schätzt den Charakter ihrer Konzertorganisation: „Wir agieren hier fast wie ein kleines Familienunternehmen.“

Dazu gehört auch, dass Kuhns Ehefrau und seine beiden Töchter ehrenamtlich mit anpacken. Indem sie Stühle aufstellen, Getränke ausschenken und viele andere Dienste übernehmen. Über ihre Rolle sagt Mekgnam Podolsky: „Meine Motivation ist es vor allem, ihre geleistete Arbeit fortzusetzen und niveauvolle abwechslungsreiche Konzerte im Schloss weiter zu entwickeln.“

Einen Eindruck gibt es nun am kommenden Samstag, wenn Kuhns Kammermusikensemble Trio op. 40 Werke von sechs Komponisten aus sechs Nationen interpretiert. Außer Sergej Bortkjewiczs Ballade erklingen unter anderem Saint-Saëns‘ Introduktion und Rondo-Capriccioso sowie Brahms’ großartiges Trio Es-Dur, op. 40, welches dem Ensemble auch den Namen gegeben hat.

Karten können telefonisch bestellt werden unter 0 70 31 / 22 34 10, oder per E-Mail via marion.koepf@kulturkreis-grafenau.de. Ausführliche Infos zum Programm im Dätzinger Schloss gibt es im Internet unter der Adresse https://kulturkreis-grafenau.de