Die Café-Fee Andrea Tramer in „Omas Stube“, einem der gemütlichen Räume ihres nostalgischen Ateliers in Korb Foto: Gottfried Stoppel

In ihrem Atelier serviert Andrea Tramer an zwei Tagen in der Woche selbst gebackenen Kuchen und Kaffee aus einer Rösterei im Schwarzwald. Im Sommer ist sie an den Wochenenden häufig mit ihrem mobilen Café in der Region Stuttgart unterwegs.

Mit einer Fee verbinden viele besondere Erinnerungen. Unsereinem kommt dabei zuerst die schöne, ätherische Fee Amaryllis aus dem „Räuber Hotzenplotz“ als Gegenspielerin des Zauberers Petrosilius Zwackelmann in den Sinn. Eine ganz eigene, deutlich intensivere Beziehung zu dieser ursprünglich aus der französischen Literatur stammenden Figur, zu diesen schönen, bezaubernden und magisch begabten Frauen, hat Andrea Tramer aus Korb.

Einst schon als „Bastelfee“ und „Foto-Fee“ aktiv

In Waiblingen-Hegnach aufgewachsen, verkaufte sie schon im Teenageralter als „Bastelfee“ auf Straßenfesten Ohrringe oder Seidenblumen. „Das hatte ich sogar als Gewerbe angemeldet“, sagt sie. Später arbeitete sie als „Fotofee“ rund zehn Jahre lang als Fotografin – aus jener Zeit stammt auch die Zeichnung mit dem Feenschleier, die sogar heute noch ihre Visitenkarten ziert. Später wechselte Andrea Tramer ins Marketing eines Unternehmens, ehe sie sich schließlich ihren Lebenstraum erfüllte – und als „Café-Fee“ durchstartete.

Seit jeher hat die 56-Jährige eine Leidenschaft für Kaffee und Kuchen, für altes Geschirr und Kaffeemühlen und fürs Backen. Ein Café, das ein bisschen Oma-Flair verbreitet, „wollte ich eigentlich schon vor zehn Jahren öffnen“. Bei einer Reise nach Island 2014 landete sie in einem solchen Nostalgie-Café, von dem sie immer geträumt hatte.

Letztlich forcierte die Pandemie den Schritt von der Vision zur Umsetzung. Weil niemand in die gastronomischen Betriebe durfte, entstand die Idee, das anregende, wachmachende, gelegentlich aufputschende, koffeinhaltige, köstliche, aus gemahlenen Bohnen entstandene schwarze Genuss-Getränk doch zu den Menschen zu bringen – und zwar durch ein transportables und flexibel einsetzbares Café.

Früherer DRK-Schankwagen wird zum Café-Mobil

Bei dem mobilen Gefährt handelt es sich um einen früheren Schankwagen des Roten Kreuzes, den dann zunächst der SC Korb und jetzt eben Andrea Tramer übernommen und „für unsere Bedürfnisse ein bissle optimiert“ hat. Mal macht sie an einem Wochenende vor der Hegnacher Mühle halt, woher sie auch das Mehl bezieht, mal steht sie beim Waiblinger Rosenmarkt neben der Stihl-Galerie, mal beim Abschluss der Oldtimer-Rally auf dem Elsbeth- und Hermann-Zeller Platz. Kunstvereine buchen sie für die Party nach der Vernissage, an diesem Wochenende (Karfreitag, Ostersonntag und -montag) kredenzt sie Kaffee und Kuchen bei den Fellbacher Aquarien- und Vogelfreunden, also der „Kleinen Wilhelma“ am Fuße des Kappelbergs. Auch dort ist der Ausschank in nostalgischen Porzellantassen natürlich Pflicht.

In der kalten Jahreszeit allerdings ist das mobile Café Pause im Winterschlaf, die hochwertige Siebträgermaschine würde vor den kühlen Temperaturen kapitulieren. Deshalb reifte die nächste Idee: Ein festes Domizil wäre die ideale Ergänzung. Und so fand sie im Ortskern von Korb in einem denkmalgeschützten Haus, das einst den „Konditor Eugen Hermann“ beherbergte und später einer Versicherung als Büro diente, die passenden Räumlichkeiten samt Hof.

Am Tag davor wird bis Mitternacht gebacken

Die Eröffnung erfolgte bei einigen Schneeflocken am 2. April 2022, auch Korbs Bürgermeister Jochen Müller war bei diesem gesellschaftlichen Ereignis vor Ort. Und dank der Mund-zu-Mund-Propaganda kommen seitdem immer mehr Gäste. Hier serviert sie ihre selbst gebackenen Kuchen, für deren Umsetzung sie immer den ganzen Tag davor bis Mitternacht und dann am Morgen des Öffnungstags „für den letzten Schliff“ im Einsatz ist. Dort gibt’s dann mal Apfelstrudel, mal Brombeer-Törtle, mal Biskuitrolle, mal Frankfurter Kranz oder Mohnkuchen. Maximal vier verschiedene Kuchen oder Torten stehen zur Auswahl, mehr schafft Andrea Tramer an ihrem vorherigen Backtag nicht. Eine Besonderheit gibt’s übrigens nur im mobilen Café: die an holländische Poffertjes erinnernden Kräpfle, fünf Pfannküchle mit Apfelmus oder Eierlikör-Garnierung. Unterstützt wird Andrea Tramer durch ihren Lebensgefährten Armin Stark und eine weitere Mitarbeiterin. Ihr Café wird auch für geschlossene Gesellschaften gebucht, für den 50. Geburtstag oder eine Konfirmation.

Ihre Caféstube dient überdies als Atelier, in dem Künstler, Kunsthandwerkerinnen und Designer ihre Exponate oder Geschenke wie Seifen, Kissen oder Stühle ausstellen und verkaufen dürfen. Im ersten Stock gibt es zudem noch ein Seminarstüble, in dem eine befreundete Gesundheitsberaterin Meditations- und Achtsamkeitskurse oder Workshops, etwa für Brillen-Make-up, anbietet.

Ihr Start-up stellte Andrea Tramer im Sommer 2022, wenige Monate nach der Eröffnung des Ateliers, beim Format „Feuerstarter“ der Wirtschaftsjunioren Rems-Murr auf der Hof der IHK in Waiblingen vor – und der mitreißende Auftritt der agilen Caféhausbesitzerin überzeugte alle Anwesenden restlos. „Nun lebe ich meinen Traum – und träume nicht nur davon“, sagt sie – und empfiehlt doch: „Manche Dinge müssen wachsen – Step by step, das ist mein Motto.“

Und was ist Andrea Tramers liebste Torte? „Das ist eindeutig eine Erdbeer-Schoko-Torte.“ Und so macht sie diese: „Die Schoko-Biskuitböden werden mit Kaffee getränkt – eine gnadenlos leckere Variante. Gefüllt wird die Torte mit einer Schmand-Joghurt-Sahne-Creme – dazwischen die frischen Erdbeeren. Die zart schmelzende Ganache macht diese Tortenkreation zu einem himmlischen Genuss. Ich kann es kaum erwarten, bis die Erdbeeren hier in der Region reif sind für diesen Torten-Knüller.“

Cefé-Fee in Korb

Serie
Hier gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen. Cafés sind Treffpunkte des gesellschaftlichen Lebens. Und sie haben ihre Besonderheiten. In unserer Serie Kaffeeklatsch stellen wir sie vor.

Café
„Das Atelier“, wie Andrea Tramer ihr Nostalgie-Café nennt, befindet sich in der Winnender Straße 23 in Korb. Die Bohnen bezieht sie aus der Kaffeemanufaktur Bad Wildbad. Der handaufgebrühte Bio-Kaffee wird in einer Nostalgie-Tasse serviert und kostet 2,50 Euro. Der Kuchen kostet 3,50 Euro das Stück. Kartenzahlung ist möglich, auch am Café-Mobil. Öffnungszeiten im Atelier: jeden Mittwoch und jeden ersten Sonntag im Monat, 14 bis 18 Uhr. Vom 11. bis 23. April macht die Café-Fee „ein Päusle“.

Weitere Infos im Internet unter:
www.café-fee.de