Die belgische Königin Paola (ganz links) hatte ein Leben mit vielen Tiefpunkten. Hier ein Foto aus dem Jahr 2006 mit ihrem Mann Albert, der Schwiegertochter Mathilde und dem heutigen König Philippe. Foto: dpa/Eric Lalmand

Ehekrise, Affären, Schwierigkeiten mit den Kindern - die belgische Königin Paola hat in einem Fernsehbeitrag beispiellos ihr Herz ausgeschüttet.

Brüssel - Königin Paola gewährt ihrem Volk einen erschütternden Blick in die Abgründe ihres Lebens. Eineinhalb Stunden lang erzählt sie von einer verlorenen Jugend, Ehekrisen, Affären und Problemen mit den Kindern. „Ich war zehn Jahre lang unglücklich, ich wusste nicht wohin“, einsam und traurig sei sie gewesen, gesteht die Mutter des amtierenden belgischen Königs Philippe in einer Dokumentation, die am Freitag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Eine viel zu frühe Hochzeit

Offen und mit einiger Wehmut erzählt Königin Paola, dass sie viel zu früh geheiratet habe. Mit 21 Jahren lernte sie in Rom den belgischen Prinzen Albert und Bruder des damaligen belgischen Königs Baudouin kennen. Deutlich wird, dass sie es bereut, seinem Drängen auf eine schnelle Hochzeit nachgegeben zu haben. Ihr zukünftiger Mann scheint die Schwierigkeiten geahnt zu haben. Den Heiratsantrag machte er ihr im fahrenden Auto. „Ich hatte sie hinters Steuer gesetzt, um zu verhindern, dass sie mich schlägt“, erzählt er lächelnd in der Dokumentation. „Sie hat mir klargemacht, dass sie es nicht so eilig hat wie ich.“ Und die heute 84-jährige Monarchin ergänzt: „Wir hatten eine unerfüllte Jugend.“ Es sei „schade, dass man die Dinge nicht wiederholen kann“. Damals begann ein kurzes Glück und ein langes Leben hinter einer royalen Fassade.

Eingeständnis einer amourösen Affäre

Schnell hintereinander kommen die drei Kinder zur Welt, deren Erziehung Paola für einige Jahre Halt gibt. Doch dann stellt sie offenbar immer häufiger die Sinnfrage. Erstmals gibt Paola dann eine Affäre mit einem Journalisten der französischen Zeitung „Paris Match“ zu. Jahrelang war darüber spekuliert worden. „Ich fühle mich überhaupt nicht schuldig“, sagt die Königin. „Vielleicht würde ich das in einem anderen Leben nicht mehr machen, aber ich bereue nichts.“ Seit Jahren bekannt ist die außereheliche Beziehung ihres Mannes Albert II., der 2013 abgedankt hatte. Aus dieser Affäre mit der Baronin Sibylle de Sélys Longchamps ging die 1968 geborene Délphine Boel hervor, die sich nach einem jahrelangen Rechtsstreit mittlerweile Prinzessin nennen darf und offiziell zur Königsfamilie gehört.

Der schwere Kampf um die Familie

Mehr als einmal stand das Paar kurz vor der Trennung. Doch sie entschieden sich, für ihre Beziehung zu kämpfen – auch für ihre Kinder. Ein neuer Einschnitt kommt schließlich 1993, als Baudouin starb. Albert wird König und Paola Königin. In diesem Zusammenhang kommt in der Dokumentation auch Sohn König Philippe zu Wort: „Natürlich haben wir als Kinder schwierige Dinge miterlebt“, sagt das der heutige König. „Aber heute seid ihr glücklich“, fügt er an seine Eltern gewandt hinzu. „Das ist schon eine Leistung.“

Und ganz am Ende der Dokumentation sagt die Königin, dass sie die eigene Freiheit erlangt habe, als sie die ihr auferlegten Pflichten wirklich angenommen habe. Nach all den Jahren lebten sie und ihr Mann nun in einem großen Frieden.