So sieht ein ausgezeichnetes Gemeindehaus aus. Foto: Simon Granville

Im Rahmen des Wettbewerbs „Beispielhaftes Bauen“ hat die Architektenkammer Baden-Württemberg das evangelische Gemeindehaus in Renningen ausgezeichnet.

Schöner könnte der Kontrast nicht sein: Im historischen Stadtkern Renningens überragt die altehrwürdige Petruskirche die Rankbachstadt. Direkt neben der erstmals im Jahr 1280 urkundlich erwähnten Kirche steht seit dem Lutherjahr 2017 das moderne Gemeindehaus der evangelischen Kirche. Die Planung und Entstehungsphase des Gebäudes dauerte mehr als zehn Jahre und war begleitet von Diskussionen, ob sich ein so moderner Neubau in unmittelbarer Nähe zu Kirche und Rathaus ins Stadtbild einfügen und dort seinen Zweck erfüllen könnte.

Sieben Jahre später zeigt sich eine Jury des Landesvorstands der Architektenkammer Baden-Württemberg hiervon überzeugt und zeichnete jüngst das neue Gemeindehaus im Rahmen des Wettbewerbs „Beispielhaftes Bauen im Landkreis Böblingen“ aus. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Roland Bernhard wurden von Fachjuroren Objekte bewertet, die im Landkreis in den Jahren 2017 bis 2024 erbaut wurden. Nicht nur Ästhetik und Design der Gebäude spielten bei der Auszeichnung eine Rolle. Die Architektenkammer möchte mit dem Preis das Bewusstsein für Baukultur im Alltag schärfen und beispielhafte Architektur im Lebenszusammenhang auszeichnen.

Unter 59 Einreichungen wurden schließlich 17 Bauprojekte ausgezeichnet. Neben dem Renninger Gemeindehaus der evangelischen Kirche wurden im alten Landkreis Leonberg auch die Baugemeinschaft Gewoleo in Leonberg, das LOGL-Kompetenzzentrum und der Marktplatz in Weil der Stadt mit Preisen bedacht.

CO2-neutraler Ort der Begegnung

Pluspunkte sammelte das Renninger Gemeindehaus auch, da es dank von außen nicht sichtbaren PV-Anlagen auf dem Dach und einer guten Wärmeisolierung CO2-neutral ist. Auch als Ort der Begegnung, wie etwa dem „Ukraine Café“, erfüllt das Gebäude eine zentrale gesellschaftliche Rolle.

Beispielhaft sei damals das Zusammenspiel von Akteuren der Stadt, der Kirche und dem Architekt gewesen, lobt Wolfgang Wiedeck, der die langjährige Planung als Kirchengemeinderat begleitete. „Es hat damals Bedenken gegeben, ob ein Neubau an dieser Stelle die Sicht auf die Kirche verdeckt“, erzählt er.

Teamleistung in der Planung

Die Standortsuche für den Neubau gestaltete sich zudem schwierig. Ursprünglich war angedacht gewesen, das neue Gemeindehaus auf dem Rathausvorplatz nördlich der Kirche zu bauen. „Unser scheidender Bürgermeister Faißt hatte dann die Idee, das Gebäude lieber nach vorne zu richten“, erinnert sich Wiedeck. „Entgegen mancher Bedenken war das eine gute Idee, und der Architekt Schlichtig aus Sindelfingen war sehr flexibel. Es hat sich damals gezeigt, was möglich ist, wenn gute Leute im Team zusammenarbeiten.“

Der Standort habe sich rückblickend als goldrichtig erwiesen, resümiert Wiedeck. Außerdem erzeuge das neue Gemeindehaus über die PV-Anlagen so viel Strom, das damit auch ein Teil des Verbrauchs der Kirche gedeckt werden kann. „Und direkt unter der Freitreppe befindet sich ein Musikproberaum. Dort probt eine Band und von außen kriegt niemand etwas zu hören“, ist Wiedeck über die gute Planung begeistert.