Ein Kampfflugzeug der US-amerikanischen Luftwaffe (im Foto oben) führt gemeinsam mit polnischen Fliegern ein Manöver im polnischen Luftraum durch. (Archivbild) Foto: dpa/Ssgt Danielle Sukhlall

Als routinemäßige, wiederkehrende Ausbildungsmaßnahme hat die Nato den Start ihrer jährlichen Übung für das Schreckensszenario eines Atomkriegs angekündigt. 2022 ist dennoch einiges anders als ein Jahr zuvor.

Die Nato hat an diesem Montag ihr jährliches Manöver zur Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen begonnen. An der Übung „Steadfast Noon“ werden nach Bündnisangaben in den kommenden zwei Wochen bis zu 60 Flugzeuge beteiligt sein – dazu gehören moderne Kampfjets, aber auch Überwachungs- und Tankflugzeuge sowie Langstreckenbomber vom Typ B-52. Schauplatz soll insbesondere der Luftraum über Belgien, Großbritannien und der Nordsee sein. Auch die Bundeswehr ist beteiligt.

Das Bündnis hob hervor, dass die bis zum 30. Oktober laufende „wiederkehrende, routinemäßige Trainingsaktivität“ schon lange vor Russlands Einmarsch im Nachbarland geplant gewesen sei. Bis zu 60 Flugzeuge nehmen dabei an Trainingsflügen über Belgien, das Vereinigte Königreich und die Nordsee teil. Auch B-52-Langstreckenbomber sind an dem Manöver beteiligt.

Russlands Armee probt ebenfalls den Ernstfall

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte alle Forderungen zurückgewiesen, die Übungen nach der Verschärfung der nuklearen Rhetorik des russische Präsidenten Wladimir Putin abzusagen. „Es würde ein sehr falsches Signal senden, wenn wir nun auf einmal eine routinemäßige, seit langem geplante Übung wegen des Krieges in der Ukraine absagen würden“, erklärte Stoltenberg in der vergangenen Woche.

„Wir müssen verstehen, dass das entschiedene, berechenbare Verhalten der Nato, unsere militärische Stärke, der beste Weg ist, um Eskalationen zu verhindern“, führte er fort. Die Nato gibt an, trotz der veränderten Sprache des Kremls keine Veränderung in dessen nuklearer Haltung zu sehen. „Aber wir bleiben wachsam“, sagte Stoltenberg. Kurz danach will auch Russland eine groß angelegte Atomwaffen-Übung absolvieren. Stoltenberg sagte dazu, die Nato werde diese „wie immer überwachen“. Angesichts der jüngsten russischen Atomwaffendrohungen sei dies nötiger denn je.

Angst vor dem Atomkrieg

US-Atomwaffen sollen unbestätigten Angaben zufolge in Norditalien, in Belgien, der Türkei sowie in den Niederlanden und im rheinland-pfälzischen Büchel lagern. Die sogenannte nukleare Teilhabe der Nato sieht vor, dass sie im Ernstfall auch von Flugzeugen von Partnerstaaten abgeworfen werden und dann zum Beispiel gegnerische Streitkräfte ausschalten. Deutschland hält dafür Kampfjets vom Typ PA-200 Tornado bereit.

Anders als bei früheren „Steadfast Noon“-Übungen ist in diesem Jahr, dass die Nato proaktiv über den Beginn informiert. In Bündniskreisen wird dies damit begründet, dass diesmal stärker als sonst gezeigt werden soll, dass die Nato selbst auf ein Schreckensszenario wie einen Atomkrieg gut vorbereitet ist. Neue Sorgen vor einem russischen Atomwaffeneinsatz schürte zuletzt die völkerrechtswidrige Annexion von vier besetzten ukrainischen Gebieten. Unter anderem Kremlchef Wladimir Putin kündigte danach an, man werde sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.