Die angekündigten Baustellen in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) sorgen für Verdruss. Harry Hagen, der eine Tanzschule in der Stadt betreibt, berichtet von Kunden, die deswegen abspringen.
Harry Hagen ist sauer. Seit 36 Jahren betreibt er im Bietigheimer Stadtteil Buch seine Tanzschule und nun haben ihm Kunden für den Sommer und Herbst abgesagt oder eine Pause angekündigt. Der Grund: die geplante Baustelle und mit ihr die Sperrungen und Einschränkungen rund um die B 27 und die Straße nach Sachsenheim.
„Kunden, die aus Sachsenheim oder Vaihingen kommen, sagen, dass sie für die Anfahrt länger bräuchten, als die Tanzstunde dauere“, so Hagen. Die Tänzer wichen folglich lieber nach Ludwigsburg oder in andere Orte aus. Er sieht deshalb sein Geschäft schon jetzt negativ von den geplanten Maßnahmen betroffen.
Zur Erinnerung: Im vergangenen Dezember informierten das Regierungspräsidium Stuttgart, die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen und die Stadtverwaltung über umfangreiche Straßenbauarbeiten an der B 27, die mitten durch Bietigheim verläuft. Von Mai bis Oktober sollen zudem zwei Baustellen gleichzeitig angegangen werden. Die Verbindungsstraße nach Sachsenheim soll verbreitert und deshalb komplett gesperrt werden. Bei der B 27 stehen stadteinwärts verschiedene Arbeiten an, die nur die Nutzung je einer Spur pro Fahrtrichtung erlauben werden.
Der Schwerlastverkehr soll weiträumig – unter anderem über Freudental und Hohenhaslach – umgeleitet werden. Dennoch rechnen auch die Planer mit Staus während der Bauzeit. Ganz nach dem Motto: Lieber alles auf einmal, als noch länger eine geringere Beeinträchtigung für die Verkehrsteilnehmer.
Harry Hagen versteht die Planungen nicht so ganz. Die lange Dauer mache ihn misstrauisch. Er hätte sich gewünscht, dass die Planungen stärker daran ausgerichtet werden, welche Folgen die Baustelle hat. „Ich kenne Handwerker, die schon jetzt mit viel längeren Anfahrtszeiten rechnen müssen. Das können sie den Kunden nicht in Rechnung stellen“, sagt Hagen, der auch Sprecher der Werbegemeinschaft Buch ist. Er sei keineswegs allein mit der Kritik an den Baustellenplänen.
Der Tanzlehrer hätte sich gewünscht, dass die Behörden vor der Baustellenplanung in einen Dialog mit Betroffenen getreten wären. „Das einfach so zu präsentieren, ist ein Schlag ins Gesicht für uns Gewerbetreibende“, sagt Hagen. In der Bietigheimer Innenstadt gehe es dem Einzelhandel noch gut, aber auch dort werde man unter den Baustellen leiden. „Bietigheim zieht viele Leute aus den umliegenden Gemeinden an. Die werden es dann schwerer haben, in die Stadt zu kommen“, prophezeit Hagen.
Das Regierungspräsidium hatte für Februar oder März konkrete Pläne zum Verlauf der Bauarbeiten angekündigt. Verbesserungen, wie etwa eine Aufsplittung der einzelnen Maßnahmen, erwartet Hagen indes nicht mehr. Er ist spätestens seit Corona ein gebranntes Kind und hat kaum mehr Vertrauen in die Behörden. Damals hatte er seine Tanzschule trotz anderslautender Verordnungen weiter offen halten wollen und legte sich mit dem Staat an, letztlich ohne Erfolg.