Bei der Aufnahmeprüfung darf sich der Ballettnachwuchs persönlich in der Cranko-Schule vorstellen. Foto: JCS/JCS

Coronabedingt lief der Betrieb an der Cranko-Schule in diesem Jahr nicht auf Hochtouren. Für den Herbst hofft die Talentschmiede auf mehr Tanznachwuchs in ihrem Haus.

Stuttgart - In der John-Cranko-Schule läuft der Unterrichtsbetrieb nach wie vor noch nicht auf vollen Touren. Weil viele der Schüler aus dem Ausland kommen, war für sie wegen der Coronabeschränkungen lange die Einreise erschwert – oder ist es immer noch. Seit langem gibt es Unterricht vor allem online. Tadeusz Matacz, der Direktor der Ballettschule, deren Betrieb besonders unter der Pandemie leidet, kann von extremen Beispielen berichten. So hätten zwei seiner Schülerinnen auf russische Schulen gewechselt, wo der Unterricht auch im Lockdown weiterging. Andere hätten komplett das Handtuch geworfen.

Körper und Gedächtnis haben gelitten

Während vor allem in der Abschlussklasse der zweijährigen Akademie, an der staatlich geprüfte klassische Tänzer ausgebildet werden, fast alles normal läuft, blickt Matacz mit Sorge auf den jüngeren Nachwuchs. „An der Schule sind gerade nur die Kinder, die in Stuttgart und der Umgebung wohnen“, sagt er. Ein Drittel sei das, so Matacz – und der Direktor war ehrlich erschrocken, als er nach den Pfingstferien erleben musste, was langer Lockdown und Online-Unterricht mit seinen Zöglingen gemacht hat. „Wir versuchen gerade einen Überblick darüber zu gewinnen, wie jemand auf Anweisungen und Kritik reagiert, in welcher Verfassung alle körperlich sind. Der Körper hat total gelitten, aber auch das Gedächtnis. Gerade in der Pubertät“, betont Matacz, „muss man Muskeln täglich mit Input füttern.“

Matacz hofft auf Normalität im Herbst

Doch der Ballettpädagoge will vor allem eins: optimistisch nach vorn schauen und hoffen, dass sich die Gesamtlage im neuen Schuljahr normalisiert. Deshalb plant er am 25. September auch die erste Aufnahmeprüfung seit langem. „Wir suchen Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren, die tanzen wollen und können“, so Matacz. Sie dürfen an diesem Tag persönlich in der Schule ihr Talent unter Beweis stellen, alle notwendigen Informationen und Anmeldefristen finden sich auf der Internetseite der Schule.

Besonders in den vier Vorschulklassen mangle es an Kindern. „Das ist dramatisch, da brauchen wir viel Nachwuchs“, unterstreicht der Pädagoge nicht nur mit Blick auf den Spielplan des Stuttgarter Balletts, wo in der nächsten Saison „Dornröschen“ auf die Mitwirkung von Schülern setzt.

Statt 180 stehen nur 99 Schüler und Schülerinnen auf der Liste

Derzeit sind die Klassen coronabedingt unterbesetzt. Ideal wären jeweils zwischen acht und zwölf Schülern, so Matacz. „Sind es weniger, dann fehlt die Dynamik, das sich gegenseitige Befeuern“, sagt Matacz . „Unter voller Fahrt sind hier 180 Schüler, das ist eine Zahl, mit der wir gut arbeiten können“, sagt der Direktor über die zwölf Schul- und zwei Akademieklassen. Für den Start im Herbst hat er bislang nur 99 Schüler auf der Liste.

Nicht nur die Veränderung der Stundenpläne mit mehr Nachmittagsschule gräbt dem Ballett den Nachwuchs ab. „Ich beobachte verstärkt das Phänomen, dass Eltern ihren Kindern, um sie gut aufs Leben vorzubereiten, alles Mögliche bieten: Yoga, Tennis, Ballett“, sagt Matacz. Sich an eine Sache zu verschreiben, zumal an eine mit unsicheren Zukunftsaussichten, die wie das Ballett kompletten Einsatz fordere, werde da mit Vorsicht betrachtet. Für die Jüngsten läuft der Einstieg in die Tanzkunst moderat ab. Für sie sieht die Vorschule einmal wöchentlichen Unterricht mit maximal 90 Minuten vor.

Infos unter www.john-cranko-schule.de

Infos

Vortanzen
Die Aufnahmeprüfung findet am 25. September von 9 Uhr an nach Altersstufen gestaffelt in der Cranko-Schule statt.

Anmelden
Ein Anmeldeformular findet sich auf der Internetseite der Schule zum Herunterladen. Dieses und alle Anlagen müssen per Post (nicht elektronisch) bis spätestens 17. September 2021 eingehen bei der John-Cranko Schule, Werastr. 27, 70182 Stuttgart.