Bahnreisende – wie hier in Stuttgart – müssen sich auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Am Dienstagabend hat der Streik bei der Deutschen Bahn im Kampf um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen begonnen. Auch im Südwesten gibt es zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen – vor allem im Fernverkehr.

Stuttgart  - Der bundesweite Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn hat auch im Südwesten für zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen gesorgt. Der Streik habe begonnen, es gelte ein Ersatzfahrplan, sagte ein Bahnsprecher am Mittwochmorgen. Im Fernverkehr sind demnach nur rund 25 Prozent der Züge unterwegs. Im Regionalverkehr gebe es erhebliche Unterschiede.

Nach Angaben des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) sollen die S-Bahnen in der Landeshauptstadt möglichst im Stundentakt fahren. „Es zeichnet sich ab, dass das auch funktioniert“, sagte er am Morgen. Viele Kunden informierten sich vorab zum Beispiel online über Verspätungen und Ausfälle und suchten sich Alternativen.

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Schon seit Dienstagabend bestreikt die GDL den Güterverkehr. Die Gewerkschaft kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder. Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Wie viele Züge nicht fahren werden, war zunächst unklar. Nach Angaben der Südwest-GDL vom Dienstag wird die Ausfallquote in Baden-Württemberg aber recht hoch sein. Am Dienstag hatte die Gewerkschaft angekündigt, den Fern- und Regionalverkehr ab Mittwoch, 2.00 Uhr, für 48 Stunden bundesweit zu bestreiken.

Die Bahn bat Fahrgäste, nicht zwingend notwendige Reisen zu verschieben. Wegen des Coronavirus rief sie auch zu Rücksichtnahme in den Zügen auf. Der Ausstand trifft die Fahrgäste mitten in der reisestarken Urlaubszeit: In 11 der 16 Bundesländer sind Schulferien. Betroffen sind auch grenzüberschreitende Verbindungen und der Nachtreiseverkehr.

Einschränkungen auch bei Konkurrenten möglich

Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen in Folge der Streiks möglich. Wie viele Züge nicht fahren werden, war zunächst unklar. Nach Angaben der Südwest-GDL vom Dienstag wird die Ausfallquote in Baden-Württemberg aber recht hoch sein.

Nach dem Streik-Start zeigt sich die GDL zufrieden mit der Zahl der Beteiligten. „Der Streik ist sauber angelaufen“, sagte Jens-Peter Lück, der stellvertretende Vorsitzende des GDL-Bezirks Süd-West, der dpa. „Es gibt kaum GDL-Mitglieder, die trotz des Streiks unterwegs sind.“

GDL-Mitglieder fordern höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen

Die GDL-Mitglieder streiken für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Dahinter schwelt in der Belegschaft auch ein Streit zwischen GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG darum, wer letztlich die Tarifverträge mit dem Unternehmen maßgeblich aushandelt. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will die GDL in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. Sie verlangt deshalb unter anderem eine Corona-Prämie von 600 Euro und 3,2 Prozent mehr Geld in zwei Stufen.

Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn hingegen die Erhöhung auf spätere Stufenzeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.

Es ist der erste Streik bei der Bahn seit Dezember 2018, als die EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Die GDL legte zuletzt vor sechs Jahren die Arbeit nieder