Ende 2022 wurden E-Autos besonders beliebt. Foto: imago/Sven Simon

Im Kreis Böblingen sind nun mehr als 9000 Elektroautos unterwegs – so viele wie noch nie. Besonders viele sind im vergangenen Dezember dazu gekommen. Der Grund dafür hat mit Fördergeld zu tun und wird sich womöglich nicht wiederholen lassen.

Die Zulassungszahlen bei Elektroautos und den so genannten Plug-in-PKWs erfuhren im Kreis Böblingen im Dezember einen deutlichen Zuwachs: 916 E-Pkw wurden im letzten Monat des Jahres 2022 angemeldet (Vormonat 664). Bei den Plug-ins waren es 832 (Vormonat 766). Damit stammen 58,9 Prozent der neu zugelassen Pkw aus diesen beiden Klassen. 385 Neuzulassungen im Dezember hatten Dieselmotoren (Vormonat 355), 821 wurden von Benzinmotoren angetrieben oder nutzen andere Treibstoffarten, wie Flüssiggas- und Erdgas (Vormonat 834). Insgesamt rollen nun 9369 E-Autos auf den Straßen des Landkreises – über 3000 mehr als im Vorjahr.

Zulassungsrallye bei Neufahrzeugen

Bundesweit gab es im Dezember eine regelrechte Zulassungsrallye bei Neufahrzeugen: 38,1 Prozent mehr als im Dezember 2021 meldet das Kraftfahrtbundesamt. Im Kreis Böblingen lag der Zuwachs sogar bei 39,8 Prozent. „Trotzdem wurde damit leider das Ziel verfehlt, bei den Neuzulassungen die Zahlen aus dem Vorjahr zu übertreffen“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart: 68 Pkw oder 0,2 Prozent fehlten dazu. Bei Elektroautos hingegen gab es diesen Rekord. „916 Neufahrzeuge im Dezember plus 832 Plug-in-Hybride zeigen, dass Autohäuser und Hersteller getan haben, was möglich war, um Fahrzeuge rechtzeitig vor der Umstellung der Förderung auszuliefern“, sagt der Kreisvorsitzende der Innung Daniel Kargl.

Die Zulassungsstelle hat bis zur letzten Minute gearbeitet

Diese Förderung war denn wohl auch der Grund für den Elektro-Boom im Dezember: In diesem Monat konnten Kunden letztmals die hohe E-Auto-Förderung durch den Umweltbonus von bis zu 9000 Euro – 6000 Euro vom Staat und 3000 vom Hersteller – kassieren. Da für jeden Förderantrag die Zulassung des Autos vorliegen muss, drängte also die Zeit – was sich auch im Böblinger Landratsamt bemerkbar machte. „Die Zulassungsstelle“, lobt Innungsgeschäftsführer Christian Reher, „hat praktisch bis zur letzten Minute Zulassungen abgewickelt und so etlichen Autokaufenden die Prämie gerettet.“

Deutliches Minus bei den Gebrauchten

Bei den Gebrauchten gab es hingegen ein deutliches Minus im Kreis. Gegenüber dem Vorjahr wechselten knapp 5000 Pkw oder 14,9 Prozent weniger die Besitzer. Für die Innungsleute keine Überraschung: „Wenn es keine Gebrauchtwagen gibt, dann können die Autohäuser auch keine verkaufen“, erklärt Torsten Treiber. Bei den Neuwagen geht die KfZ-Innung davon aus, dass der Bestand an E-Autos mit der Reduzierung der Fördergelder vermutlich nicht mehr so schnell wachsen wird, wie bisher.

Spitzenreiter in der Neuzulassungsstatistik sind die Hybriden (inklusive Plug-ins) mit 11 062, vor den Benzinern mit 7803. Diesel liegen mit 3736 hinter den E-Autos mit 5025 auf dem letzten Platz. Der Bestand hat mit 9369 E-Autos (Vorjahr 6129) einen neuen Rekordwert erreicht „Aber das sind genau genommen 3,6 Prozent des Pkw-Bestandes im Kreis Böblingen und das ist leider noch immer nicht der erhoffte Durchbruch für diese Technologie“, sagt Torsten Treiber.

Das Jahr 2023 ist für die KfZ-Branche schwer kalkulierbar

Für die Kfz-Betriebe ist 2023 nach Ansicht der Innung schwer kalkulierbar. Die Trends sind eindeutig: Die Kunden bestellen weniger Neuwagen, greifen zu günstigeren Fahrzeugen oder zu Fahrzeugen mit günstigerer Ausstattung und lassen vermehrt nur noch notwendige Reparaturen durchführen. „Das sind sicher Momentaufnahmen, aber es ist klar zu erkennen, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten und das Geschäft nicht einfacher wird“, sagt Innungsgeschäftsführer Christian Reher.

Die Kfz-Innung Region Stuttgart umfasst den Stadtkreis Stuttgart, die Landkreise Böblingen und Ludwigsburg, Rems-Murr-Kreis und den Altkreis Esslingen mit rund 700 Kraftfahrzeugbetrieben. red