Schon von Weitem ist der horizontale blaue Lichtstreifen der WC-Anlage Höllberg sichtbar. Foto: /Simon Granville

Der Autobahnparkplatz Höllberg an der A 8 bei Heimsheim wird technisch und optisch aufgewertet. Ein neues bundesweites Konzept wurde hier erstmals umgesetzt. Die Plätze sollen dadurch sauberer und sicherer werden.

PWC-Anlagen – die wenigsten wissen, was sich hinter dem Kürzel verbirgt. Viele meiden Sie in der Dunkelheit, manche ekeln sich und doch werden sie von den meisten notgedrungen genutzt. Die Rede ist von mehr oder weniger sauberen und sicheren Parkplatzanlagen mit WC.

Immerhin befinden sich über 1500 solcher unbewirtschafteter Parkplätze entlang der 13 000 Autobahnkilometer in Deutschland. Auf der Homepage der Autobahn AG ist es dann auch sehr treffend formuliert: „Es besteht ein großes Optimierungspotenzial, was den Zustand der unbewirtschafteten Park- und Rastanlagen mit WC-Gebäuden an deutschen Autobahnen angeht.“

Parkplatz ist überbelegt mit Lastwagen

Zeit, mit Hilfe einer Taskforce eine Innovationsoffensive zu starten. Unter dem Motto „PWC-Anlage der Zukunft“ kommt der Rastplatz Höllberg an der A8 zwischen Rutesheim (Kreis Böblingen) und Heimsheim (Enzkreis) unter anderem in den Genuss einer neuen Beleuchtung. „Wir haben eine Belegung der Parkplätze mit Lkw, die über die verfügbaren Stellflächen hinausgeht“, erklärt Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH des Bundes in Berlin, und zeigt vor Ort auf die zahllosen Fahrzeuge, die dicht gedrängt stehen.

„Es zeigt auf, dass Menschen hier ihre Zeit und ihre Nacht verbringen. Deshalb ist es wichtig, dass wir für Sicherheit, Sauberkeit und einen gewissen Komfort sorgen. Das geht los mit ordentlichen Toiletten über Beleuchtung und Videoüberwachung bis hin zu Funkmasten. Wir sind jetzt dabei, deutschlandweit Konzepte auszurollen.“

Bis Jahresende sollen an 13 der insgesamt 81 PWC-Anlagen im Südwesten neue Beleuchtungssysteme eingebaut werden. „Wir haben 26 000 Euro für einmal Beleuchtung“, meint der Leiter der Stabstelle Innovation der Autobahn GmbH, Martin Pozybill. Eine relativ stolze Summe für 80 Meter umlaufende LEDs. Davon jeweils 40 Meter innen liegend in weiß, außen liegend in blau.

LED sollen erhellen und Energie sparen

„Die Anforderung war, etwas zu machen, was fast keinen Strom verbraucht, was schön hell ist, dynamisch steuerbar, mit Internetanbindung. Es darf nichts kosten und muss gewaltdämpfend sein. Also im Prinzip eine eierlegende Wollmilchsau“, erinnert sich Matthias Prüße von der Lichtfirma Hansen, die die Leuchtmittelausstattung übernommen hat, und lacht dabei.

Helligkeitssensoren sorgen für eine automatische Nachtabsenkung. Nicht nur die Insekten freuen sich über die angepasste Farbtemperatur des neuen Lichtkonzepts, es wirkt nachweislich aggressionsmindernd. Eine präventive Maßnahme gegen Vandalismus. Dabei hilft nicht nur die bessere Beleuchtung, sondern auch die Anti-Graffiti-Beschichtung der Außenwände. Schmierereien können mit einem Hochdruckreiniger einfacher entfernt werden.

Großes Display liefert aktuelle Verkehrsinfos

Schon von Weitem ist der horizontale blaue Lichtstreifen der WC-Anlage Höllberg sichtbar. Ein großformatiges Display mit Touchfunktion, welches nicht nur Staus aufzeigt, sondern auch die Umgebung präsentiert, ist an der Außenwand montiert. Sauber und aufgeräumt wirkt die Anlage mit futuristischem Touch durch die blaue Illuminierung.

Und es wird noch besser. „Mit Absprache der Zentrale wollen wir hier ein einheitliches Gestaltungskonzept der Gebäude machen und regionale Besonderheiten in die Gestaltung mit einfließen lassen“, freut sich Pozybill. Corporate Design also auch bei PWC-Anlagen. Ein Gesamtbudget von fünf Millionen Euro steht zur Verfügung. Ein weiterer Punkt ist die Installation von Überwachungskameras auf der gesamten Parkplatz-Anlage. „In Richtung Verkehrsministerium ist der Datenschutz eine relativ hohe Hürde und die Prüfung sehr aufwendig“, erklärt Pozybill zum Thema Sicherheitsaspekte.

Reinigungszyklen werden angepasst

In puncto Sauberkeit kommt der Südwesten nicht in den Genuss selbstreinigender Toilettenmodule. „Es ist unverhältnismäßig teuer“, erklärt Pozybill. Fugenlose Bodenbeläge und Geruchspads werden jedoch verlegt. Zudem werden Türkontaktdaten analysiert und ausgewertet. „Wir können feststellen an welchen Tagen, zu welchen Uhrzeiten die Toiletten benutzt werden, und dadurch einen Reinigungsmodus erstellen“, erklärt Christine Baur-Fewson, Direktorin der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest in Stuttgart.

Sogenannte Fernwirkeinheiten werden hierbei erprobt, bei denen die Nutzungsfrequenz der WC-Kabinen analysiert werden kann. „Normalerweise haben wir ein starres Reinigungsschema, aber wenn viel Betrieb ist, können wir noch eine Reinigungsschleife dazwischen schieben“, erläutert sie.

Im vergangenen Jahr wurden die Anlagen begangen und evaluiert. Was ist realisierbar, wie ist der aktuelle Stand? Angedacht sind beispielsweise ein Hundeauslauf, ein Kinderspielplatz, Fitnessgeräte und überdachte Sitzanlagen. Photovoltaik und Schnelllade-Infrastrukturen spielen ebenfalls eine große Rolle. „Wir sind im Südwesten dabei, Parkplätze mit Netzanschlüssen vorzubereiten, damit Strom getankt werden kann“, erläutert Krenz. Deutschlandweit kommen 200 PWC-Anlagen in den Genuss der Elektroladestationen, wovon sich zwölf im Südwesten befinden.