Adrian Danner und Edmund Kammerer (von links) haben zwei Türen gekauft. Im Angebot ist auch eine Rattenfalle. Foto: factum/ Granville

Die Stadt Herrenberg verkauft einen Teil der Sammlung aus dem Fruchtkasten. Die Nachfrage ist groß.

Herrenberg - Edmund Kammerer hat gleich den Transporter mitgebracht. Der parkt am Hintereingang des Fruchtkastens. Der Bondorfer ist auf der Suche nach dem passenden Interieur für den alten Gasthof, den er in Villingen-Schwenningen gekauft hat und im Moment aufwendig restauriert. „Der Löwen wurde 1834 nach einem Brand wiederaufgebaut“, berichtet Kammerer. Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz, deshalb ist der Bauherr froh, im Fruchtkasten zwei Kassettentüren aus massivem Holz zu finden, die etwa aus derselben Zeit wie sein Gasthof stammen dürften.

300 Euro kostet eine Tür, knapp 100 Kilogramm wiegt sie. Kammerer hat seinen Patensohn Adrian Danner als Helfer mitgebracht. Gemeinsam hieven die beiden Männer die wuchtigen Türen vom Fruchtkasten zum Transporter. „Der Kauf war das einfachste. Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Türen in das Haus einpassen. Da hat auch das Denkmalschutzamt noch ein Wort mitzureden“, sagt Kammerer, der aber durchaus zufrieden ist mit seinem Kauf.

3000 historische Teile im Verkauf

Etwa 3000 historische Möbel, Türen und andere Gegenstände, darunter auch so Kurioses wie eine Lebendrattenfalle oder mehr als 100 Jahre alte Kinderwagen standen am Freitag zum Verkauf im Fruchtkasten. „Unser früherer Archivar Traugott Schmolz war ein Sammler“, berichtet Jessica Dubovski, die den Ausverkauf organisiert. „Wenn irgendwo in Herrenberg ein altes Haus abgebrochen wurde, ist er hin und hat sich gesichert, was er für aufhebenswert fand.“ All diese Stücke standen nun über Jahrzehnte im Fruchtkasten der Stadt in der Tübinger Straße.

Doch nun soll das historische Gebäude saniert und wiederbelebt werden – als Treffpunkt für die Bürger. Dafür muss es zuvor jedoch geleert werden. Jessica Dubovski hat in monatelanger Arbeit gemeinsam mit Experten etwa 3000 Stücke ausgewählt, die so bedeutend sind, dass sie in jedem Fall wieder ausgestellt werden sollen. Die Teile wurden in ein Lager nach Freudenstadt gebracht. Der Rest – etwa noch mal so viele wie die ausgewählten Teile im Außenlager – wird nun verkauft. Das Interesse der Bürger ist groß. Trotz Kälte standen die Leute am Freitag draußen Schlange – denn wegen der Corona-Auflagen waren nur acht Interessenten gleichzeitig im Haus erlaubt.

Zehn Euro für einen Spiegel

Viele kamen auch einfach nur zum Gucken – um dann mit dem einen oder anderen Souvenir den Fruchtkasten zu verlassen. So auch Ludwig Fischer aus dem Stadtteil Kuppingen: Für zehn Euro kaufte er einen Spiegel mit massivem Holzrahmen und kaputtem Glas. „Der wird gerichtet und kommt über unser altes Buffet im Wohnzimmer“, erklärte der Kuppinger.