Novak Djokovic soll ein Visum für die Australian Open erhalten. Foto: dpa/Darko Bandic

Sein Impfstatus kostet Novak Djokovic im Januar die Titelchance bei den Australian Open. Trotz eines Einreiseverbots darf er nun aber wieder auf eine Teilnahme hoffen.

Noch am Montagabend hatte sich Novak Djokovic ahnungslos gegeben, wenige Stunden später vermeldeten australische Medien die für den Serben erlösende Nachricht: Ein Jahr nach dem öffentlichen Einreisedrama in Melbourne bekommt der Tennisstar sein Visum und darf bei den Australian Open (ab 16. Januar) um seinen zehnten Titel spielen.  

Djokovic hatte am Montagabend nach seinem Auftaktsieg bei den ATP Finals berichtet, dass er noch nichts Offizielles gehört habe. „Wir warten. Sie kommunizieren mit der australischen Regierung“, sagte der 35-Jährige über Mitglieder seines Teams. „Das ist alles, was ich gerade sagen kann.“

Djokovic musste in Zwangsquarantäne ausharren

Turnierchef Craig Tiley zeigte sich zuversichtlich, dass Djokovic im kommenden Januar wieder am ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres teilnehmen könne. Er verwies darauf, dass es ein normales Bewerbungsverfahren für ein Visum gebe. „Ich denke, dass es keine Vorzugsbehandlung für jemanden geben sollte. Aber ich erwarte, rechtzeitig eine Antwort für jeden zu haben, um die Flüge zu buchen und ins Land zu kommen, einschließlich Novak.“

Im Januar 2022 war es vor den Australian Open zum Eklat gekommen, plötzlich war nicht mehr Rafael Nadal Djokovics größter Gegner, sondern das australische Bundesgericht. Die juristische Auseinandersetzung dauerte zehn Tage, in denen Djokovic in einem Abschiebe-Hotel in Zwangsquarantäne ausharrte. Vor seinem Fenster versammelten sich seine Fans und forderten seine „Freilassung“.

Die australische Regierung um Einwanderungsminister Alex Hawke jedoch blieb hart, sie befürchtete Unruhen im Land, falls Djokovic, der „von manchen als Vertreter der Impfgegner-Bewegung wahrgenommen wurde“ (Hawke), eine Ausnahmegenehmigung bekomme. Für Djokovic (35) war es eine der schmerzhaftesten Niederlagen seiner Karriere, auch bei den US Open in New York fehlte er wegen der Impf-Weigerung.

Ist Djokovic bald Rekordhalter?

Der Gerichtsstreit in Melbourne habe ihn „mehr mental und emotional als körperlich stark belastet“, gab Djokovic später zu. Er brauchte eine Weile, um sich komplett zu erholen und die Erlebnisse, „in positive Energie umzuwandeln“. Erst beim Sandplatz-Masters in Rom holte er den ersten Titel der Saison, in Wimbledon lief er im Juli zur Bestform auf und gewann sein 21. Grand-Slam-Turnier. Damit fehlt ihm nur noch ein Titel zu Rekordhalter Nadal.

Sollte Djokovic tatsächlich sein Visum bekommen, darf er sich auch bei der neuen australischen Regierung um Premierminister Anthony Albanese bedanken. Die verfolgt einen anderen Kurs als die Vorgänger der konservativen Koalition. Einreisen nach Australien sind mittlerweile wieder ohne Impfnachweis möglich, der neue Einwanderungsminister Andrew Giles soll Djokovics Bann aufheben.

Kritik kommt von ehemaliger Innenministerin

Kritik gab es zuletzt aus der Opposition. „Es wäre ein Schlag ins Gesicht für alle Leute in Australien, die richtig gehandelt und sich impfen gelassen haben, wenn Novak Djokovic plötzlich erlaubt wird, zurück ins Land zu kommen, nur weil er ein hochrangiger Tennisspieler mit vielen Millionen Dollar ist“, sagte Karen Andrews im ABC-Radio. Die 62-Jährige war Innenministerin, als Djokovic im Januar ausgewiesen worden war.