Form und Symbol des nackten Fußes finden sich seit Herbst 2021 kontinuierlich in den Werken von Thomas Putze. Foto: Stadt Leonberg

Die Ausstellung „barfuß“ im Galerieverein Leonberg zeigt aktuelle Arbeiten des Stuttgarter Künstlers Thomas Putze. Vernissage ist am Sonntag.

Eine überdimensionale Fußskulptur vor dem Eingang des Galerievereins Leonberg – was mag das bedeuten? Damit beginnt die neue Ausstellung mit dem Titel „barfuß“, die am Sonntag, 7. Mai, um 11.15 Uhr eröffnet wird. Sie zeigt Skulpturen, Grafiken und Videos des Bildhauers und Performancekünstlers Thomas Putze.

Das Kamel als Sinnbild für Durchhaltevermögen

Schon für das Jahr 2021 hatten das Amt für Kultur und Sport in Leonberg und der Künstler ein gemeinsames Projekt geplant. Trotz Corona wollte man Kunst in Leonberg erlebbar machen. Zu jener Zeit hielt in Putzes Oeuvre – nach Elefantenrunde, Krähen, Gorillas, Kühen und Geiern – ein neues Tier Einzug: das Kamel. Als Sinnbild für Durchhaltevermögen und Genügsamkeit sollte es der Pandemie zum Trotz aus dem wankenden Sandboden des Ateliers stapfen.

Doch dann kam alles anders, und die Ausstellung mit dem Titel „Ich Kamel“ wurde verschoben. Jetzt, zwei Jahre später, gibt der in Stuttgart lebende Künstler schließlich sein Gastspiel in den Galerieräumen in der Zwerchstraße. „Barfuß“ ergänzt das ursprünglich geplante Ausstellungskonzept und führt es fort. Anknüpfend an das Kamel finden sich Form und Symbol des nackten Fußes seit Herbst 2021 kontinuierlich in Putzes Werk. Aus den ersten Tastversuchen und Schritten ist mittlerweile ein dynamischer Tanz, ein festes Auftreten geworden.

Jetzt kontinuierlich in Putzes Werk: der nackte Fuß

Nachdem die Besucherinnen und Besucher die Fußskulptur vor dem Eingang hinter sich gelassen haben, können sie im Inneren der Galerie erleben, wie sie sich als Installation ähnlich einem Tausendfüßler durch die Stockwerke zieht. Thomas Putzes collageartige Skulpturen aus Holz und Fundstücken wohnt eine große erzählerische Kraft inne. Tier- und Menschendarstellungen bilden den Kern seiner Arbeiten, deren besonderes Merkmal es ist, Bewegungsabläufe, Körper- und Geisteshaltung überzeugend einzufangen.

Putze erfasst auf humorvolle und skurrile Weise das Wesen jeglicher Kreaturen, Menschliches spiegelt sich im Tierischen und Tierisches im Menschlichen. Abgründiges, Anstößiges, allzu Menschliches stellt er zeichnend und bildhauerisch dar und enthüllt mit seiner Darstellungsweise und durch den Sprachwitz seiner Arbeitstitel immer wieder die unfreiwillige Komik tragischer Situationen.

Menschliches im Tierischen und umgekehrt

Das Holz als Ausgangsmaterial belässt der Künstler in seiner rohen Natur und integriert dessen Eigenarten – sie sind ein fester Bestandteil seiner Kunst. Möglichkeiten und auch Grenzen, die das Material ihm auferlegen, sind in den Objekten für den Betrachter nachzuvollziehen. Durch die ungeschönte, menschliche Darstellung hebt Putze die Distanz und Berührungsängste zwischen Betrachter und Werk auf.

Die Ausstellung „barfuß“ zeigt zudem Filme seiner neuesten Performances. In der Performance sprengt Thomas Putze den Rahmen der klassischen Holzbildhauerei. Sie ist bei ihm als Erweiterung seiner Arbeiten zu verstehen – der Körper als Sprachrohr, der dem schweigenden Material eine zusätzliche Dimension hinzufügt.

Direkt im Anschluss an die Ausstellungseröffnung ist eine Musikperformance mit zwei Celli vorgesehen. Es spielen Thomas Putze und Winfried Stürzl.