Besucher der Ausstellung im Schönaicher Rathaus. Foto: Eibner-Pressefoto/Tabea Günzler

Der Förderkreis Kunst zeigt Arbeiten von Christoph Traub und Helmut Anton Zirkelbach

Schönaich - „Handfest“ heißt die Kunstausstellung, die der Förderkreis Kunst Schönaich jetzt im Rathaus veranstaltet. Man könnte das Wort auch umdrehen. Mit fester, also nachhaltiger Hand, hat man in den letzten vier Jahrzehnten Kunst der verschiedensten Art präsentiert.

Die jetzige Ausstellung ist die Nummer 100 und sollte bereits im vergangenen November stattfinden. Große Verdienste an dieser nachhaltigen Entwicklung trägt Mitbegründerin Rose Barth. Werke von 250 Künstler/innen wurden seitdem gezeigt.

Entindividualisierter Korpus lädt zur freien Interpretation ein

Stellvertretend für das Niveau kann man auch die aktuelle Ausstellung anführen. Sie zeigt Radierungen und Bildobjekte von Helmut Anton Zirkelbach und Skulpturen von Christoph Traub. Beide haben sich bereits mit circa Mitte 20 selbstständig gemacht und verfügen über eine beachtliche Ausstellungstätigkeit. Es sind vor allem die Torsi von Traub, die zunächst ins Auge fallen und auf allen Fluren und Freiflächen den Besucher begleiten. Das für Ausstellungen raum- und lichtmäßig gut geeignete Rathaus beleuchtet die Skulpturen effektvoll. Beim Torso fehlt in der Regel der Kopf, dadurch wird er quasi alterslos. Der entindividualisierte Korpus lädt zu freien Interpretationen ein, ist für uns ein zerbrochenes Ich, das sich quasi neu sammeln muss.

Trotz Unvollständigkeit eine elegante Ausstrahlung

Die Traubschen Form sind nahezu minimalistisch. Die an den Armen und Beinen häufig offenen Skulpturen sind manchmal auch innen hohl und korrespondieren stets mit dem umgebenden Licht und Raum. Die klassisch gegossenen Bronzefiguren sind meistens poliert, die Steinfiguren sind aus härtestem Material wie Marmor, Granit oder Diabas. Von der Oberfläche her sind sie gebürstet, was eine verletzliche Traurigkeit ergibt – oder poliert, was trotz der Unvollständigkeit der Figur eine elegante Ausstrahlung verleiht. Manche der glatt polierten Skulpturen betonen ihre dreidimensionale, ästhetische Wirkung im Spiel mit dem Licht. Gebürstete stehen dagegen für eine Bekenntnis zur zurückhaltenden, erlesenen Schönheit.

Feinste Liniengespinste und Flächen voll ästhetischer Spannung

Die Radierungen von Zirkelbach passen von der thematischen Idee her in die Reihe der Torsi von Traub. Auf den ersten Blick wirken alle Exponate abstrakt, nähert man sich ihnen jedoch mit wachen Augen, so offenbaren sie Formen, die aus der Natur stammen könnten, wie Zweige, Blätter oder Flächen, die an Steine, vielleicht auch Gewässer erinnern. Besonders charaktervoll ist die Serie mit dem Untertitel Roteisenstein.

Subtil komponierte Radierungen voll ästhetischer Spannung

Bestechen die Skulpturen von Traub durch ihre plastische Art, so sind Radierungen von Zirkelbach, die subtilste Kompositionen darstellen, dazu ein Gegensatz aus feinsten Liniengespinsten und undurchsichtigen Flächen, die voller ästhetischer Spannung sind. Häufig stehen sich blutrot und Schwarz gegenüber, sodass eine dahinterliegende dreidimensionale Tiefe suggeriert wird. Besonders Musikfreunde werden angesprochen durch Exponate aus der Serie 24 Préludes von Frederic Chopin, die den Stimmungsgehalt der unterschiedlichen Kompositionen aufgreifen und neu interpretieren: Melancholie oder Wut. Der Künstler hat sich erstaunlich empathisch in die Musikstücke eingearbeitet, die bei ihrer Entstehung die Möglichkeiten der Klaviermusik weiterentwickelt haben.

Die Schau trägt zwar den Titel „handfest“ und die Werke sind reinste Handarbeit. Sie überzeugen aber in ihrer Ausdruckstiefe als emotionale Ansprache an den Betrachter.

Termine: 7. November, 11 bis 13 Uhr, Rathaus zum Ausstellungsbesuch geöffnet. Künstlerführung 14. November, 11.15 Uhr bis 13 Uhr, 21. November, 11.15 bis 13 Uhr, Druckvorführung von Helmut Anton Zirkelbach. Für den Besuch ist die aktuell gültige Corona-Verordnung zu beachten. Nachweis erforderlich. Öffnungszeiten des Rathauses: montags, dienstags, donnerstags und freitags 8.30 bis 12.30 Uhr, montags 14 bis 16 Uhr, donnerstags 14. bis 18 Uhr. www.kunst-schoenaich.de